Nebenprobleme einer Fußball-WM in Katar

Die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2022 soll bekanntlich in Katar ausgetragen werden. Es ist ja auch bekannt, dass der Weg zur fragwürdigen Vergabe an das Königreich am Persischen Golf mit dem Islam als Staatsreligion und der Scharia als wesentliche Quelle der Gesetzgebung immer noch Fragen aufwirft - und nicht ganz zu Unrecht wird gemunkelt, dass hier Bestechung im Spiel gewesen sein könnte. Wobei hier noch nicht mal die politische Dimension in den Fokus rücken muss.

Viel mehr darf der neutrale Beobachter sich fragen, ob die Entscheider bei der FIFA sich im Klaren darüber gewesen sind, dass die Außentemperaturen her auf der arabischen Halbinsel definitiv nicht dafür geeignet sind, im (Hoch)Sommer ein solches sportliches Event durchzuführen. Das führte danach zu ganz absurden Ideen wie der Austragung im Winter oder dem Spielen in klimatisierten und neu zu bauenden Hallen (wo dann eine nachhaltige Nutzung definitiv auszuschließen ist). Über die politische Situation in dem Land (Rechte von Frauen, Behandlung von Ausländern oder Homosexuellen oder Menschenrechtsaktivisten) will ich in dem Thread gar nicht erst anfangen.

Aber es kommt ja noch mal ein ganz "praktisches" Problem hinzu, welches durchaus einen kommerziellen Nebeneffekt haben könnte. Denn bei diesen Veranstaltungen fließt ja immer sehr viel Geld und es ist schon regelmäßig ein riesiges Geschäft für Konzerne, welche sich als sog. Sponsoren beteiligen. Das können Softdrink-Hersteller sein, Fast-Food ketten - aber eben auch Brauereien! Man stelle sich in Europa oder den USA Sportveranstaltungen ohne Bier vor! Und auch bei der Fußball-WM wird es wohl mindestens eine große Biermarke zum Sponsor schaffen - und als Gegenleistung exklusive Rechte für den Vertrieb und die Bewerbung des eigenen Produkts in und um die Spielstätten bekommen.

Nun frage ich mich, wie die Scheiche es anstellen wollen, öffentlichen Konsum und Ausschank von Bier (also Alkohol) an Touristen bzw. Fußballfans zu gestatten und auf der anderen Seite die eigenen Bevölkerung davon abzuhalten? Über diesen Spagat habe ich bei allen Diskussionen noch recht wenig mitbekommen und könnte mir vorstellen, dass die Verantwortlichen in Katar hier bereit wären eine Menge springen zu lassen, wenn eine "geschickte" Lösung für dieses Dilemma gefunden werden kann.

Hinzu kommt, dass regelmäßig auch das Geschäft mit der "käuflichen Liebe" (was von den Organisatoren immer gerne verdrängt und verschwiegen wird) im Schatten solcher Ereignisse (egal ob Fußball-WM, Fußball-EM oder Olympische Spiele usw.) nachgefragt wird. Hier wird man sich wohl auch "Lösungen" einfallen lassen müssen.

Glaubt ihr, die Verantwortlichen haben sich zu wenig Gedanken um die "sozialen Randbedingungen" solcher Ereignisse gemacht und lassen so was nun in einem streng islamischen Land auf sich zukommen (öffentlicher Alkoholkonsum und Unzucht) - oder gibt es Möglichkeiten diese Fragestellungen geschickt zu lösen? Immerhin werden schon die Live-Übertragungen von solchen Spielen mit einer Verzögerung gesendet, um "Busenblitzer" ausblenden zu müssen (auch was die ausgestrahlten Fernsehbilder angeht, hat die FIFA die Oberhand!).

Und wie soll sich in dem Land denn etwas ändern, wobei ich hier sehr gerne auf die gescheiterten Zwangsdemokratien im Irak oder in Afghanistan verweise.

Sport soll verbinden und nicht trennen. Gut gemeinte Ratschläge aus dem Westen werden in dieser Gegend der Welt kaum geschätzt und bewirken eher das Gegenteil. Diese kann man nämlich auch so interpretieren, dass der Westen einen Kreuzzug gegen den Islam führt.

Solche Sichtweisen wie hier werden nicht überall geteilt und Bürgerkriege hat der Nahe Osten schon genug.