Ein Jahr Bildungspaket: Was hat es gebracht?

Ein Jahr ist es her, wo man sozialschwachen Familien das Bildungspaket für die Kinder ermöglichte. Am Anfang dachte man, dass es doch nichts bringt, weil viele es nicht in Anspruch genommen haben und neulich habe ich im Fernsehen einen Bericht gesehen, wo gezeigt wurde, wie schwer es für manche Familien ist, einen Nutzen von diesem Bildungspaket zu ziehen, weil die Anträge, die ausgefüllt werden müssen für manche Eltern einfach zu schwer sind und bei den Ämtern wurde auch nicht geholfen, weil man erwartet, dass man wenigstens den Antrag stellen kann, wenn man schon Nutzen ziehen will.

Kennt ihr Familien, die Nutzen von diesem Bildungspaket gezogen haben und wie schwer war es wirklich daran zu kommen und den Kindern zu helfen? Oder seid ihr vielleicht selber die Nutznießer des Bildungspakets? Denkt ihr, dass es eine gute Idee war und dass es sich halten wird?

Ich halte das für eine gute Idee und finde, dass man dabei bleiben sollte. Es ist richtig, wie Du es sagst. Die Anträge sind so kompliziert, dass man teilweise gar nicht mehr durchblickt. Es ist natürlich wichtig, alles auszufüllen, um einem eventuellen Betrug entgegen zu wirken, aber das ist der falsche Weg. Ich denke auch, dass mehrere das Bildungspaket annehmen würden, wenn sie könnten. Wenn sich der Weg dahin für sie transparenter gestaltet.

Ich selbst habe Kontakt mit diesem Bildungspaket, da ich Nachhilfe gebe und ich das Geld für die Stunde von diesem Bildungspaket bekomme. Die Anträge sind wirklich furchtbar, die die Mutter meiner Nachhilfeschülerin ausfüllen musste. Aber es ist schön, wenn so etwas angenommen wird und auch sozial schwachen Familien, muss man diese Dinge ermöglichen, im Sinne des Kindes.

Es war von Anfang an nicht mehr als ein Tropfen auf einem heißen Stein. Die Praxis hat dann noch mal gezeigt, dass sogar noch weniger damit erreicht wird, als es Kritiker vorher bemängelt haben. Das Problem war ja genau die Form der Verteilung. Hier hat sich eine offenbar gebildete Ministerin gedacht, was sie an Unterstützung bräuchte, wenn sie arm wäre. Den Zusammenhang mit der Bildung hat sich aber nicht gesehen und es fehlt ein wenig der Brückenschlag zu dem "warum". Das ist eine Folge der Entfernung zwischen Ministerin und dem Zielpublikum. Denn mit eine Ursache ist ja nicht nur ein wenig fehlendes Geld.

Daher ist das Bildungspaket schon als klar gescheitert zu sehen und wird im Verhältnis zum Aufwand nahezu nichts gebracht haben. Allein die Planung des organisatorischen Überbaus hätte, wenn man die Mittel dazu hernimmt, an direkter Hilfe sicher wesentlich mehr gebracht. Aber leider ging es darum, ein potentielles Prestigeprojekt durchzudrücken, ohne wirklich auf diejenigen einzugehen, für die es gedacht war. Mir jedenfalls ist kein Moment bei der Vorstellung in Erinnerung geblieben, in dem klar wurde, dass die Empfänger bei der Planung der Zugänge gehört oder wenigstens befragt wurden.

Das Ganze wird wohl noch einige Zeit am Leben bleiben, weil ein Abbruch ein Eingeständnis des Scheiterns wäre. Außerdem fehlt den politischen Protagonisten hier die Idee (vielleicht auch der politische Wille), wirklich sinnvollere Verteilungen und Förderungen ins Leben zu rufen.

Ich kenne nur Familien, wo es vom Sportverein der Kinder unterstützt wurde, dass eben die Anträge ausgefüllt werden. Da hat sich eben ein Mitglied mit der Materie beschäftigt und dann alle Eltern beim Ausfüllen unterstützt. Ansonsten wären diese nämlich fast durchweg überfordert gewesen. Das ging schon damit los, dass man ihnen bei der ARGE gar nicht genau sagen konnte, wo sie die Formulare bekommen. Geschweige denn, dass ihnen beim Ausfüllen dort geholfen werden konnte.

Dass versucht Betrug auszuklammern, kann doch nicht die Argumentation dafür sein, das der normale Bürger mit diesen Anträgen allein kaum klar kommt. Da wäre es wohl sinnvoller, wenn man nach der Bewilligung entsprechende Kontrollen durchführt. Daher halte ich das Projekt nicht unbedingt für gescheitert, aber für zu kompliziert, als dass wirklich alle Betroffenen den entsprechenden Nutzen dabei haben.

Vom Grundsatz her halte ich es für eine sehr gute Idee Kindern aus sozial schwachen Familien eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Ich kenne allerdings niemand aus meinem näheren Umfeld der schon einmal solch einen Antrag ausgefüllt hat und ich weiß auch nicht genau was er für Leistungen enthält. Bei uns hier gibt es noch einen zusätzlichen Sozialpass der einkommensschwache Familien etliche Ermäßigungen garantiert, aber der wird wohl kaum genutzt weil ja trotzdem noch ein gewisser Beitrag fällig wird.

Ich weiß wirklich nicht ob es nur eine faule Ausrede ist wenn gesagt wird dass der Antrag zu schwierig auszufüllen ist. Wenn man den Aussagen der Behörde glauben darf soll es nicht schwieriger sein als wenn man einen Antrag auf andere finanzielle Unterstützung stellt und das können ja die meisten Sozialhilfeempfänger auch und sie sind sehr oft ganz genau über ihre Rechte informiert.

Am letzten Wochenende stand eine Notiz dazu in unserer Lokalpresse und da wurde mitgeteilt dass dieser Gutschein in Sachsen-Anhalt sehr gut angenommen wird, deshalb würde ich hier auch nicht generell von einem Flop sprechen. Allerdings habe ich die genauen Zahlen über die Menge der Anträge nicht im mehr im Kopf und es wurde auch nichts darüber berichtet wie hoch der prozentuale Anteil der Nichtantragsteller, aber trotzdem berechtigten Personen, ist.

Die 10 Euro hätte man einfach so auszahlen können. Das Bildungspaket wird doch vor allem dazu genutzt, klamme Kommunen, die bisher freiwillig das Mittagessen für Kinder aus sozial schwachen Familien finanziert haben, nun zu entlasten. Die Kinder bekommen weiterhin ihr verbilligtes Mittagessen wie bisher und nun zahlt der Bund statt die Kommune, Für die meisten Eltern ändert sich somit nichts.

Für die Pleite der HRE zahlt der Steuerzahler bisher sang- und klanglos über 100 Milliarden Euro. Das Aufstocken hat laut Focus alleine von 2005 bis 2009 über 50 Milliarden gekostet und der Mindestlohn kommt erst 2015. Bei der Bundeswehr werden Milliarden zum Fenster hinausgepustet und niemand muss dafür gerade stehen, aber wenn es um 10 Euro für einen Hartz-IV-Bezieher geht, dann muss man natürlich gleich von Missbrauch ausgehen. Hier in Deutschland stimmen die Relationen schon lange nicht mehr!

Ich kenne durchaus ein Kind, was vom Bildungspaket profitiert. In unserer Stadt gibt es aber auch eine Stelle beim Jugendamt, die nur für das Bildungspaket zuständig ist. Da muss man nur mit seinem Bescheid hingehen und die tragen alles direkt in den Computer ein und man muss nur noch unterschreiben.

Das Kind geht in die Musikschule und spielt ein Instrument. Man bekommt in unserer Stadt allerdings mit dem Stadtpass für Geringverdiener und Hartz 4 Empfänger 50% in der Musikschule. So muss die Mutter dann nur noch 20 Euro bezahlen.

Ohne dieses Angebot der Musikschule, 50% zu erlassen, würde das Bildungspaket aber nichts bringen, da es nur 10€ im Monat sind und der Unterricht dann trotzdem noch viel zu teuer wäre.

Eigentlich finde ich es ganz gut, dass es das Bildungspaket gibt, da Kinder so in einen Sportverein oder die Musikschule können, ohne dass die Eltern belastet werden. Wenn man sich anguckt, wieviel Geld im Regesatz für Freizeit vorgesehen ist, war das auch dringend notwendig.

@Diamante: Kannst du das Bildungspaket einmal genauer erläutern? Dadurch dass ich hier nicht an der Quelle bin, sitze ich gerade ziemlich auf der Leitung. Handelt es sich bei dem Bildungspaket um einen Zuschuss vom Staat für sozial schwächere Familien?

Wenn ja, wie hoch ist denn dieser Zuschuss, und warum sollte es kompliziert sein, so einen Antrag auszufüllen? Sind die Familien, die es betrifft, der deutschen Sprache nicht immer mächtig? Was bedeutet bei euch sozial schwach? Ab welchem Einkommen kann man denn da ansuchen?