Streik bei Amazon verständlich?

vom 28.10.2014, 21:56 Uhr

Es ist ja so, dass schon seit geraumer Zeit immer wieder von Streikaktionen bei diversen Amazon Depots berichtet wird. Jetzt ist es sogar so, dass zwischen 1400 und 1800 (je nach Quelle) Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei Amazon am Streik teilgenommen haben und sogar für das kommende Weihnachtsgeschäft Streikdrohungen in den Raum gestellt wurden.

Grundsätzlich geht es wohl bei der ganzen Aktion darum, Amazon dazu zu zwingen, den im Allgemeinen für die Angestellten besseren Tarifvertrag für den Einzelhandel zu übernehmen - und nicht wie bisher den Tarifvertrag der für die Logistikbranche gilt.

Regelmäßig betont Amazon auch, dass der Streik keinerlei Auswirkung auf das Geschäft habe und die Kunden dadurch mit keinen Beeinträchtigungen rechnen müssen. Was schon seltsam anmutet, wenn man bedenkt, dass hier zeitweise über 1000 Angestellte nicht arbeiten und die Arbeit dennoch erledigt wird.

Verhält sich hier die zuständige Geschäftsführung zu kompromisslos? Immerhin wird auch betont, dass Amazon z.Z. sogar mehr bezahlt, als der Tarifvertrag (um den es geht) verlangen würde. Und dennoch (auch wenn eben nach Amazons Aussage es keinen finanziellen Nachteil bedeuten würde) stemmt sich der Versandhändler gegen die Einstufung als Einzelhändler hinsichtlich des Tarifregelwerks.

Ich persönlich finde schon, dass das Geschäftsgebaren natürlich verständlich ist: Maximierung des Profits was auch durch das senken der Kosten geschehen kann. Auf der anderen Seite kann das Unternehmen sich nicht dauerhaft gegen die eigene Belegschaft stemmen und mit praktisch allen Mitteln versuchen, deren berechtigte Interessen zu ignorieren.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich finde das Streiksystem Amazon mittlerweile fast surreal. Als Kunde habe ich ehrlich gesagt auch noch nichts bemerkt. Meine Lieferungen erhalten ich wie immer nur zuletzt halt aus Polen. Trotzdem ist Amazon für mich immer noch verlässlicher als andere Anbieter. Ich hatte unlängst mal einen anderen Buchversender ausprobiert und dort ein englisches Buch zum vorbestellt, dass im September erscheinen sollte. Katastrophal!

Was Streiks betrifft, darf man nicht außer Acht lassen, dass mehrere Parteien im Boot sitzen. Dass ich jetzt zu einhundert Prozent wüsste, was da genau für Bälle hin und hergespielt werden, das weiß ich nicht. Auf der anderen Seite ist wohl Deutschland oder deutsches Arbeitsrecht für amerikanische Händler ein echt hartes Pflaster - von deren Standpunkt aus betrachtet. So hat Walmart ja vor einigen Jahren unter anderem deshalb den Schwanz eingekniffen und uns verlassen. Vielleicht will man da seitens Amazon Zeichen setzen. Die Thematik ist auf jeden Fall nicht uninteressant.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Die Bedingungen bei Amazon sind schwer zu durchschauen, da sie auch sehr unterschiedlich sind. Die Stammbelegschaft wird sicher nicht extrem gut bezahlt, aber nagt nun auch nicht am Hungertuch. Ich kann allerdings durchaus nachvollziehen, dass sie streiken. Und nur weil Amazon sagt, sie zahlen besser würde ich das nicht wirklich glauben. Amazon ist ein ziemlich Skrupelloser Arbeitgeber, welcher auch gerne einmal Gesetzes Lücken ausnutzt um Regelmäßig Zuschüsse vom Arbeitsamt zu erhalten. Das große Problem bei Amazon sind gerade die ganzen Mitarbeiter welche kurzfristig oder über Subunternehmer eingestellt werden, da bei diesen die Bezahlung wirklich schlecht ist.

Das Problem für die Streikenden ist, dass es ihnen schwer fällt wirklich Druck auf Amazon auszuüben. Den Amazon kann durch seine vielen Logistikzentrums solche Streiks gut auffangen. Notfalls kommen dann einfach mehr Produkte aus Logistikzentren aus dem Ausland. Dadurch, dass Amazon den Streikenden für die Streiktage kein Gehalt zahlen muss, kann es auch einen Teil der mehr Kosten wieder auffangen. Da die Auswirkungen eines Streiks keine solchen Ausmaße annehmen kann wie zum Beispiel bei der Bahn, tut sich Amazon deutlich leichter stur zu bleiben und sie einfach machen zu lassen.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde es sehr verständlich. Das mit der Gewinnmaximierung verstehe ich zwar, aber irgendwo muss es auch seine Grenzen haben. Ansonsten gibt es noch ganz andere Dinge, die zu befürchten sind. Schließlich will niemand in ewiger Knechtschaft leben.

Gut bezahlte Arbeitnehmer sind oft auch produktiver und auch die Binnennachfrage sollte nicht vergessen werden. Schließlich muss sich dies auch jemand kaufen können.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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