Werden häufige Jobwechsel eher negativ ausgelegt?
Was denkt ihr, werden häufige Jobwechsel bei einer Bewerbung oder einem Bewerbungsgespräch so negativ ausgelegt, dass man irgendwann Schwierigkeiten hat einen neuen Job zu bekommen?
Nehmen wir mal Fall eins an. A hat keine Lust immer im gleichen Job zu arbeiten. Er hat zwei Ausbildungen gemacht und auch abgeschlossen, sucht aber immer wieder neue Herausforderungen und bewirbt sich ständig neu und fängt auch in den Firmen an, wenn er den Job bekommt. Kurze Zeit später, oft schon in der Probezeit, nimmt er einen neuen Job an. Denn er bewirbt sich ständig und ist ständig unterwegs. Wird er irgendwann Schwierigkeiten haben einen neuen Job zu finden?
Nehmen wir mal Fall zwei an. B ist ein Mensch, der immer neue Herausforderungen sucht und will immer mehr. Deswegen versucht er immer wieder Jobs zu bekommen, wo er mehr verdient und eine Möglichkeit hat auch befördert zu werden. Wenn die Stufe erreicht ist, wo er nicht mehr befördert werden kann, geht er und sucht sich was neues. Wie wird er bei einem potentiellen Arbeitgeber da stehen?
Nun ist noch Fall 3. C ist so, dass er nie irgendwo lange aushält. Er hat immer bei der Arbeit was zu meckern. Er sucht nicht die Herausforderung, sondern sucht einfach etwas, wo er möglichst wenig arbeiten muss für viel Geld. C bekommt auch immer wieder was Neues. Aber denkt ihr, dass irgendwann bei ihm es so ist, dass der Lebenslauf ihm sein Genick bricht und er dann ohne Arbeit da steht?
Wie schätzt ihr die Chancen für die drei Fälle ein? Bei wem wird es eventuell sogar positiv ausgelegt? Kennt ihr Fälle, wo es auf jeden Fall positiv ist, wenn man viel den Job wechselt?
Ich habe einige wenige Leute kennengelernt, die sich so eine Zeitlang durch die Welt jobbten. Dazu gehörten auch immer wieder Jobs in Deutschland. Hauptsächlich Hilfsarbeiten, aber dafür waren sie in der Lage in allen möglichen Bereichen zu arbeiten. Allerdings war meistens beiden Seiten klar, dass die Jobs nicht für die Ewigkeit sind.
Wer sich hoch arbeiten möchte, benötigt dafür meistens ja eine ganze Zeit lang. So oft wird die von dir beschriebene Person B also nicht wechseln können. Und wenn man gerade den Posten des Bereichsleiters zum Beispiel inne hat, kann man auch nicht erwarten bei einem Wechsel sofort in vergleichbare Position anzufangen.
Insgesamt werden häufigere Wechsel heutzutage aber immer normaler, so dass ich denke, dass es immer weniger ein Problem ist, wenn man häufiger wechselt. Doch natürlich kommen immer wieder Fragen nach den Gründen. Möglichst wenig arbeiten für viel Geld funktioniert auch nicht wirklich.
Fall A finde ich, so wie du ihn schilderst, schon sehr extrem. Ich denke nicht, dass von dieser Sorte Mensch so viele Leute gibt. Wenn man entschließt nach einem oder zwei Jahren sich einen neuen Job zu suchen ist das in meinen Augen schon eine relativ kurze Bindung und auch völlig in Ordnung. Wenn man aber bereits in der Probezeit schon zu einem neuen Arbeitgeber geht ist das schon eine übertriebene Sache. Man hat sich noch nicht einmal eingearbeitet und will dann schon etwas neues? Ich würde hier als Arbeitgeber wohl eher abblocken und diesen Bewerber nicht nehmen wollen, sofern man das im voraus erkennen kann. Es ist eine schöne Sache, wenn man immer auf der Suche nach Abwechslung ist, aber in diesem Ausmaße ist sie völlig übertrieben. Hier kann es sehr gut sein, dass ihm irgendwann die Möglichkeiten ausgehen, was die Firmen betrifft, außer er ist bereit zu reisen. Für mich persönlich wäre das nichts. Ich bevorzuge lieber etwas langfristiges und sicheres.
Beim zweiten Fall trifft man schon mal auf einen motivierten Menschen, der Karriere machen will. Man sollte sich aber irgendwo ein Ziel setzten, denn irgendwann wird man nicht höher kommen. Die Gründe dafür können sehr verschieden sein. Es ist schon toll, wenn ein Mitarbeiter daraufhin arbeitet, so dass er befördert wird. Die Frage ist nur wie lange man so jemanden "ködern" kann, bis er sich dazu entscheidet zu einer anderen Firma zu gehen. Man muss sich eine Grenze ziehen, sonst geht das ganze nach hinten los und dann nützt einem die Qualifikation auch nicht mehr so viel.
Bei dritten Fall sollte die Person lieber zufrieden sein, dass sie überhaupt eine Arbeitsstelle hat. Wer immer an allem etwas auszusetzen hat wird nie richtig glücklich mit seinem Leben sein. Manche Dinge muss man nun einfach mal so hinnehmen wie sie sind, daran lässt sich nichts ändern. Man kann nicht immer gleich den Hammer rausholen, wenn einem irgendetwas nicht passt und direkt wieder die Arbeitsstelle wechseln. Die Gründe liegen dann natürlich bei Person C, aber das wird man kaum bei einem Bewerbungsgespräch bei seinem neuen Arbeitgeber sagen, oder?
Genau genommen sind alle Fälle mehr oder weniger negativ. Häufige Jobwechsel werfen nun mal Fragen beim Arbeitgeber auf. Es richtet sich jedoch auch ganz nach den Interessen des Arbeitgebers. Wenn er sowieso nur jemanden sucht, der für ein paar Monate aktiv ist, dann ist es doch eine gute Sache für beide Seiten. Wenn ich aber jemanden auf langfristige Basis suche, dann würde ich womöglich von allen drei Fällen die Finger lassen, sofern ich das erkennen kann.
Es kommt immer auf den konkreten Beruf an und was die Firma sucht. Manchmal sucht die Firma ja wirklich nur Leute für eine kurze Auftragsspitze und benötigt dafür kurzfristig Verstärkung. Sie plant aber nicht, langfristig Personal aufzubauen. Für solche Angebote wird man sicherlich gerne solche "Springer" einsetzen.
Wenn es aber darum geht, spezifisches Know-How aufzubauen oder es sich um einen hoch qualifizierten Job handelt, werden solche Menschen nicht so gerne gesehen. Im Ingenieursbereich beispielsweise sind Einarbeitungszeiten von über einem Jahr durchaus an der Tagesordnung. Da kann man solche Leute einfach nicht gebrauchen, weil sie dann nur Geld kosten, ohne jemals produktiv arbeiten zu können.
Trotzdem gibt es auch bei Ingenieuren und Informatikern solche Springer, nur werden solche Leute nie fest eingestellt, sondern werden als Freelancer angeheuert. Diese Leute sind also selbstständig; sie bringen das notwendige Fachwissen mit und werden nur für abgeschlossene Projekte eingesetzt. Daher braucht man da keine langen Einarbeitungszeiten. Die Projekte dauern dann meistens zwischen drei Monaten und zwei Jahren.
Aber nicht nur in diesen Bereichen kann man als Freelancer arbeiten. Auch in anderen Bereichen kann man selbstständig arbeiten, wenn man sich nicht länger auf einen Arbeitgeber festlegen will. Das halte ich für deutlich zielführender, weil ein Werks- oder Dienstvertrag eben einfacher abgeschlossen wird als ein Arbeitsvertrag. Und man macht sich nicht seinen Lebenslauf kaputt, schließlich macht man doch immer eine Tätigkeit, auch wenn sie bei verschiedenen Kunden ausgeführt wird. Das lässt sich einfach besser verkaufen als ständiges Wechseln des Arbeitgebers.
Als Freelancer kann man auch verschiedene Berufe unter einen Hut bekommen. Ein Bekannter von mir arbeitet als selbstständiger Programmierer und Administrator; daneben ist er aber auch noch am Wochenende als freiberuflicher Veranstaltungstechniker unterwegs. Durch die freie Zeiteinteilung als Freiberufler bringt er das beides ganz gut unter einen Hut. Wenn in der einen Sparte mal weniger Arbeit anfällt, kann er das durch die andere auch ganz gut kompensieren.
Wenn tatsächlich regelmäßig schon während der Probezeit der Arbeitgeber gewechselt wird, wirkt sich das natürlich negativ aus! Kein Arbeitgeber wird hier auf die Idee kommen, regelmäßig von einer Eigenkündigung auszugehen. Vielmehr drängt sich der Verdacht auf, hier eine eher schwierige Persönlichkeit vor sich zu haben, welche Schwierigkeiten macht und sich nicht anpassen kann. Aber das sollte der Person im Fall A solange egal sein, solange dieses Verhalten klappt. Ich unterstelle mal, dass während der Probezeit erst gekündigt wird, wenn eine neue Stelle da ist! Wenn es dann zu viel wurde, wird die Person in Fall A ja keine neue Stelle mehr finden und die jeweils aktuelle Position behalten. Nebenbei ist zu bemerken, dass es kaum glaubhaft ist, hier nur jemanden zu haben, der neue Herausforderungen sucht. Denn während der Probezeit wird man schwerlich auch nur eine Herausforderung gemeistert haben können.
Fall B ist leichter gelagert, weil hier ein Karriereweg erkennbar scheint. Hier lässt sich ja argumentieren, warum ein Wechsel notwendig erschien. Insbesondere dann, wenn auch regelmäßig eine bessere Stelle herausgekommen ist! Hier ist aber auch zu unterstellen, dass die Verbleibdauer immer länger als 1-2 Jahre war. Das ist eher als Zeichen von Zielstrebigkeit und Ehrgeiz zu sehen.
Und im Fall C ist es doch so, dass auch der nicht ohne Arbeit da steht, weil er ja auch immer nur kündigt, wenn was Neues fest in Aussicht steht! Hier dürfte der häufige Jobwechsel schwerer zu erklären sein, weil vermutlich keine Struktur erkennbar ist. Immer "weniger Arbeit für mehr Geld" ist jedenfalls ein ehrliches aber schlechtes Leitmotiv für Jobwechsel und er wird künftigen Arbeitgebern kaum mitteilen, im neuen Job eben auf wenig Arbeit bei höherer Entlohnung zu hoffen.
Es kommt immer auf die Dienstzeugnisse an. Wenn die positiv sind und der Arbeitgeber nichts gegen einen baldigen Wechsel hat, kann es auch positiv sein. Ich denke, dass es einige schnelllebige Branchen gibt wie die Gaststättenbranche, das Film- oder Theatergewerbe oder das Zirkusgewerbe. Sollte man dann allerdings sesshaft werden wollen, hat man sehr schlechte Karten, dies auch wirklich plausibel belegen zu wollen.
derpunkt hat geschrieben:Wenn tatsächlich regelmäßig schon während der Probezeit der Arbeitgeber gewechselt wird, wirkt sich das natürlich negativ aus!
Das stimmt so nicht. Die Frage ist doch, wer bewirbt sich mit welchem Lebenslauf wofür. Wie schon erwähnt, ist es im Projektgeschäft durchaus üblich auch schon nach kurzer Zeit wieder zu wechseln. In konservativen Unternehmen mag ein solcher Lebenslauf abschreckend wirken, im Projektgeschäft dagegen kann man fast sicher sein, dass der Bewerber sich recht schnell in den Ablauf einfinden wird.
Aber nicht nur die Frage wer sich wofür bewirbt ist spannend. Genauso wichtig ist: lässt sich im Lebenslauf des Bewerbers ein roter Faden erkennen. Denn nicht selten ergibt sich heute eine Möglichkeit noch schneller und besser Know-How aufzubauen. Vielleicht hat man aber während einer Tätigkeit Aufgaben übernommen, die man künftig hauptsächlich ausüben möchte, auch dann kann ein schneller Wechsel Sinn machen.
Wir befinden uns in einem Zeitalter in dem der Arbeitsmarkt von Zeitverträgen lebt. Unbefristete Arbeitsverträge gibt es nur noch sehr selten und ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass gerade Firmen die einen schlechten Ruf haben oder Probleme haben gute Arbeitskräfte zu finden, Arbeitnehmer so an sich binden möchten.
Ich selbst habe auch in den letzten 15 Jahren bei 11 verschiedenen Firmen gearbeitet, oft waren es Zeitverträge und wer die Regeln vom Arbeitsamt kennt, der weiß auch, dass man sich mindestens 3 Monate bevor der Vertrag abläuft arbeitssuchend melden muss. Wenn der Arbeitgeber dann etwas trödelt und mich nicht zeitnah informiert, kann es sein, dass ich mir bereits eine neue Stelle gesucht habe und diese dann auch antreten werde, da vielleicht die Konditionen besser sind oder das Klima in dem bisherigen Betrieb nicht optimal war.
In diesen 15 Jahren war ich gerade einmal 2 Wochen arbeitslos und ich denke, dass man das fast schon gar nicht als Arbeitslosigkeit zählen kann. Im Grunde kommt es aber auch auf die Arbeitszeugnisse an, die man erhält und auch auf den Beruf und den Ort.
Wir befinden uns in einem Zeitalter in dem der Arbeitsmarkt von Zeitverträgen lebt.
Das ist schon etwas übertrieben. Befristete Arbeitsverträge sind immer noch eher die Ausnahme. Es gibt vielleicht Nischen, in denen sie mehr verbreitet sind, zum Beispiel im öffentlichen Dienst. Auf den gesamten Arbeitsmarkt betrachtet sind sie aber nicht so üblich, dass man von einem "Zeitalter der Zeitverträge" sprechen könnte. Oftmals werden Zeitverträge als erweiterte Probezeit genutzt, die allerdings dann in vielen Fällen zu einer unbefristeten Tätigkeit übergehen.
Außerdem sind Zeitverträge bei jungen Leuten am stärksten verbreitet, was sicherlich auf eine hohe Anzahl von Schüler- und Studentenjobs zurückzuführen ist. Mit höherem Alter nimmt der Anteil der befristeten Arbeitsverträge immer mehr ab, erst bei Rentnerjobs nimmt der Anteil wieder zu.
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