Dozenten nicht immer äußerlich von Studenten unterscheidbar?

Ich staune immer wieder darüber, wie unterschiedlich gekleidet bei uns die Dozenten sind. Die meisten männlichen Dozenten laufen in einer Jeans, einem Hemd, einem Sakko und eleganteren Schuhen herum, wobei ich dieses Outfit am besten finde. Es ist elegant, wirkt durch die Jeans aber nicht zu übertrieben. Allerdings gibt es bei uns auch Dozenten, die mit einem Anzug herumlaufen, während es auch Dozenten gibt, die genau das Gegenteil davon sind. So hatte ich schon in einigen Seminaren einen Dozenten, welcher immer eine lässige Jeans, Chucks und ein bedrucktes T-Shirt trug. Ebenso hatte ich schon einmal einen relativ jungen Dozenten, der auch immer Jeans, Chucks, ein rockiges T-Shirt und eine Lederjacke trug. Dazu hatte er noch langes, zotteliges Haar.

Ich finde es eigentlich absolut positiv, wenn sich ein Dozent, welcher wirklich schon sehr viel in seinem Leben erreicht hat, trotzdem auf dem Boden bleibt und sich trotzdem im Freizeit-Look kleidet. Das zeigt für mich, dass er sich vom Aussehen nicht von den Studenten abheben möchte, was ich nur gut finde. Allerdings haben wir an der Uni auch immer sehr viele Exemplare von Studenten, die meinen mit Hemd, nach hinten gegelten Haaren, Aktenkoffer, Mantel und Anzughose kommen zu müssen. Diesen Gegensatz finde ich dann doch immer sehr kurios und für mich wirkt es dann immer merkwürdig, wenn so ein einfach gekleideter Dozent und so ein extrem herausgeputzter Student nebeneinander stehen.

Ist es bei euch an der Uni auch so, dass ihr allein vom Aussehen Studenten und Dozenten nicht voneinander unterscheiden könntet? Seid ihr dadurch schon einmal in eine peinliche Situation geraten?

Anders als in der Schule schrumpft vor allem der Altersunterschied zwischen Studierenden und Lehrenden an der Uni doch ganz gewaltig zusammen. Dazu kommen noch die unterschiedlichen Kleidungsstile und die Tatsache, dass bei weitem nicht alle Studenten altersmäßig um die Zwanzig sind.

Ich erinnere mich daher aus meinem Studium an etliche "Senior"-Studenten, die in Kleidung und Auftreten oft seriöser gewirkt haben als der knapp vierzigjährige Professor. Und von den Damen hatten etliche schon den Doktortitel und haben Seminare geleitet, die ich rein von der Optik und dem ganzen Auftreten eher als Erstsemester eingeschätzt hätte.

Da sieht man eben mal wieder, dass man Menschen nicht immer nach ihrem Äußeren beurteilen sollte. Peinliche Situationen habe ich deswegen jedoch nicht erlebt, da ich prinzipiell zu Dozenten wie Studierenden nett und höflich war und mir die Gesichter derer, die meine Hausarbeiten korrigieren mussten, separat gemerkt habe.

Ich hatte letztes Semester tatsächlich einen Dozenten, der vom Alter und Auftreten her glatt als Student durchgehen konnte. Er war auch knapp 28 oder 29, also passt das vom Alter her auch ganz gut. Er kam manchmal mit ungebügelten T-Shirts oder Hemden zum Seminar und war auch sonst eher gechillt. Wir mussten bei ihm nacheinander Referate halten und wenn er sich dann in die hinteren Reihen gesetzt hat, um dem Referenten eben vorne das Feld zu überlassen, wirkte er erst Recht wie ein Student, der vorne dem Dozenten zuhören würde.

Er hatte aber auch ein "Milchbubengesicht", soll heißen, er wirkte komplett rasiert immer wie ein Teenager, was durch seine Statur noch unterstützt wurde. Deswegen rannte er auch gerne mit einem Dreitage-Bart durch die Gegend, wodurch er älter aussah. Ich hatte weder davor noch danach einen Dozenten, den man wirklich so schnell und leicht mit einem Studenten verwechseln konnte. Aber vielleicht kommt das noch.