Schreiben nach Gehör - Macht das wirklich Sinn?

vom 08.12.2014, 18:31 Uhr

Ihr werdet sicherlich schon einmal davon gehört haben, dass Grundschülern nicht mehr die Rechtschreibung vom Beginn der Grundschule gelernt wird, wie wir es einst gelehrt bekommen haben. Ihnen wird die Methode des Schreibens nach Gehör beigebracht, wo sie frei von allen Regeln Buchstaben aneinanderreihen, so wie sie sie eben akustisch wahrnehmen. Mich schockt diese Art und Weise des Lernens und Lehrens.

Gerade vor dem Hintergrund, dass viele Menschen selbst in der heutigen Zeit, die mit einer richtigen Rechtschreibung aufgewachsen sind, nicht einmal richtig schreiben können. Dabei will ich noch nicht einmal sagen, dass ich ein Kommaregelfanatiker bin und alle berichtige, die ein Komma irgendwo vergessen, und auch nicht ständig dahingehend gemaßregelt zu werden. Wenn ich aber 'seid-seit' oder 'dem-den' Fehler lese, dann kann ich mir in vielen Fällen einen Kommentar nicht verkneifen, weil es für mich selbstverständlich ist, dass man den Unterschied zwischen diesen Worten kennt.

Wenn man nun noch einmal auf die Methode des Schreibens nach Gehör eingeht, dann kommen Wörter wie 'treumen' anstatt 'träumen' oder 'Katerstrofe' anstatt 'Katastrophe' heraus. Auch wenn die Grundschüler dann im Laufe der nächsten Jahre die richtige deutsche Rechtschreibung gelernt bekommen, haben sie dann noch eine Chance, dass sie überhaupt die falschen Regeln, die sie sich selbst zurechtgelegt haben, wieder vergessen zu können und so irgendwann einmal richtig schreiben zu können?

Mir persönlich bereitet dieser Trend an den Grundschulen wirklich Kopf- und Bauchschmerzen und ich wüsste nicht, ob ich mein eigenes Kind an eine Schule schicken würde, die diese Methoden durchführt. Die Chance, dass dass Kind alle falschen Schreibweisen wieder vergisst, stelle ich mir als sehr gering ein und ich wollte kein Kind haben, welches offensichtlich nicht richtig schreiben kann. Wie wirkt das denn auf einen möglichen Chef im späteren Berufsleben, der vielleicht aus einer jüngeren Generation stammt, der mit diesen Methoden nicht vertraut ist?

Was haltet ihr von diesen neuen Methoden an den Grundschulen? Machen diese für euch Sinn oder sehr ihr sie auch als sinnfrei und vielleicht sogar gefährlich für die Entwicklung der Rechtschreibung von Kindern an? Würdet ihr bei euren Kindern solche Methoden anwenden lassen oder wolltet ihr es verhindern?

» LabelloTusse » Beiträge: 261 » Talkpoints: 63,93 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ganz so neu ist diese Methode nicht, mein Sohn ist jetzt 23 Jahre alt und auch er hatte diese Methode in der Grundschule. Ich hatte damals einige heftige Diskussionen mit seiner Klassenlehrerin, weil ich selber ein "Kind" der Ganzwortmethode war und dadurch bis heute unter einer Rechtschreibschwäche leide.

Die Lehrerin akzeptierte meine Einwände, aber fand es pädagogisch bedenklich dem Kind zu sagen, dass es einen Fehler machte, wenn es ein Wort statt mit d z.B. mit t schrieb. Ich half mir hier zu Hause mit dem Duden, wenn mein Sohn ein Wort falsch schrieb und behauptete, dass die Lehrerin es okay fand, dann sahen wir bei "Onkel" Duden als Alleswisser nach. Diese Methode wurde von ihm wiederum akzeptiert und so lernte er nebenher dann doch die richtige Rechtschreibung.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Soviel wie ich weiß ist das der Lehrplan, der bundesweit gilt. Das ist schon seit vielen Jahren so und meine Kinder haben zum Glück noch anders gelernt. Ich sehe das bei vielen Bekannten und Freunden, die Kinder haben und die es so gelernt haben, dass sie in den ersten beiden Klassen so schreiben durften, wie sie hören. Dabei kam dann wirklich eine grausame Rechtschreibung zustande. Aber solange die Kinder das dann lesen konnten war es den Lehrern egal.

Ab der dritten Klasse wurde dann auf die Rechtschreibung geachtet und das ist dann auch die Klasse, wo es das erste Mal Noten gibt. Das war für viele Kinder nicht gerade toll, weil sie sich selber was falsches beigebracht haben, was man so schnell nicht wieder los wird.

Jeder kennt es, wenn man einmal im Kopf was falsches hat, dass man es nicht so schnell ablegen kann und ich konnte diese Methode nie verstehen. Ich sehe es an vielen Kindern, dass sie damit nicht zurecht kommen und die ersten beiden Klassen toll fanden und dann überfordert waren, als dann auch auf die Rechtschreibung geachtet wird.

Ich kenne einen Hauptschullehrer, der die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, wenn er die Rechtschreibung vieler Kinder sieht, die dann angeblich eine Rechtschreibschwäche haben. Aber woher kommt wohl diese Rechtschreibschwäche? Wenn ich nie lerne, wie was richtig geschrieben wird oder es erst lerne, wenn mein Gehirn etwas falsch abgespeichert hat, dann wird es immer wieder so sein, dass das Gehirn das falsch abgespeicherte auch wieder schreiben wird.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich muss sagen, dass ich das System bei meiner eigenen Tochter gut finden würde. Denn sie schreibt einfach alles so, wie sie es hört und muss demnach fast immer die ganzen Aufsätze nochmal neu schreiben, weil eben lauter Rechtschreibfehler drin sind.

Nein, Spaß beiseite, wenn man natürlich durch diese neue Methode nicht mehr weiß, wie man Wörter richtig schreibt, dann finde ich das schon bedenklich. Was ist denn der Sinn hinter dieser Theorie? Dass man heutzutage alles am Computer schreibt und jeder Computer schon ein Rechtschreibprogramm inne hat?

Ich finde das sehr merkwürdig und auch bedenklich, dass das sogar schon bundesweit bei euch so ist, dass es so praktiziert wird. Da züchtet man doch die Kinder schon mit einer Rechtschreibschwäche auf, oder? Ich weiß auch nicht, wohin das führen soll.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich frage mich gerade, wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass man diese Lehrmethode scheinbar an vielen Grundschulen durchgesetzt hat. Welchen pädagogischen Mehrwert erhofft man sich davon? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wo der Sinn und Zweck in dieser Methode liegt. Es muss ihn aber doch geben, denn aus Spaß wird man so etwas eigentlich nicht an einer Schule ausprobieren, schon gar nicht an mehreren Schulen.

Es mag sein, dass die Kinder irgendwann von selbst anfangen, ihre Rechtschreibung zu hinterfragen, gerade wenn sie in Büchern lesen, wie die Wörter eigentlich richtig geschrieben werden. Allerdings traue ich eine solche Selbsterkenntnis keinem Grundschüler zu, weshalb ich mir auch nicht vorstellen kann, was an dieser Methode nun so vorteilhaft sein soll. Ich denke, dass kleine Kinder in dem Alter nicht zu viel Handlungsspielraum bei der Rechtschreibung bekommen sollten.

Viele Kinder werden nicht von selbst darauf kommen, wie die Wörter nun richtig geschrieben werden oder welches Wort überhaupt zu verwenden ist. Sie werden mit Sicherheit Wörter wie „seid“ und „seit“ oder auch „dass“ und „das“ verwechseln. Es gibt ja auch erschreckend viele Erwachsene, die nicht in der Lage sind, das auseinanderzuhalten, obwohl diese in der Lage sein sollten, die Unterschiede zu begreifen. Bei den Kindern wird das Problem weitaus größer sein. Darüber hinaus kommen dann sicher noch falsche Schreibweisen hinzu, so dass ein Kind beispielsweise „Seule“ anstatt „Säule“ schreibt.

Wenn die Kinder zwei Jahre lang so schreiben können wie sie es möchten, im dritten Jahr dann aber auf einmal auf die korrekte Rechtschreibung geachtet wird, frage ich mich, woher die Kinder die richtige Schreibweise kennen sollen. Hofft man hier wirklich nur auf die Erkenntnis der Kinder? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das reicht. Ich fände es sinnvoller, bei einem Kind von Anfang an relativ streng auf eine anständige Rechtschreibung zu achten, allerdings bin ich auch kein Pädagoge und habe offensichtlich den Sinn dieser neuen Lehrmethode nicht verstanden.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich habe weder ein Kind noch eine pädagogische Ausbildung, aber für mich als Laien klingt diese Methode ziemlich nach Mist, wenn ich das mal gelinde ausdrücken darf. Ich habe die Rechtschreibung damals anders gelernt und nicht nach dieser bescheuerten Methode und ich bin super damit zurechtgekommen.

Ich wurde sogar immer verbessert, wenn ich wieder einmal "Artzt" statt "Arzt" geschrieben hatte. Da ich außerdem noch sehr viel gelesen habe, habe ich mir die korrekte Rechtschreibung sehr schnell selbst gelernt und das Gehirn hat die richtigen Worte eben automatisch abgespeichert, besonders wenn ein Wort häufiger gelesen wurde.

Bei Kindern, die allerdings nicht so viel lesen könnte das allerdings ein Problem werden. Wenn die sich das relativ früh auch noch komplett falsch einprägen kann das nur zu Problemen führen.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich kann der Methode nichts abgewinnen. Meine Tochter ist in der dritten Klasse und ihre Rechtschreibung ist katastrophal.Es hieß immer, man soll nichts verbessern und die Kinder sollen schreiben wie sie es hören.

Ich habe es immer verbessert und ihr das Wort deutlich vorgesprochen und trotzdem schreibt sie schlecht. Wobei andere Kinder in ihrer Klasse noch viel schlechter schreiben. In der dritten Klasse kam dann der Schock, denn plötzlich wurden Rechtschreibfehler mit rot angestrichen und zählen auch bei Aufsätzen usw. Ich fand das meine Tochter sehr schlecht auf die dritte Klasse vorbereitet war.

Besonders Kinder die schlecht sprechen und hören sind bei dieser Methode total benachteiligt, da sie es theoretisch gar nicht richtig schreiben können, weil sie einfach nicht deutlich genug sprechen.

Bei meinem Sohn, der nächsten Sommer in die Schule kommt, werde ich sofort gegenlenken und ihn Rechtschreibhefte bearbeiten lassen, sodass er nicht die gleichen Probleme bekommt.

Ich finde die Silbenmethode sehr gut, da man da eben die Buchstaben hört. Da machen die Kinder automatisch weniger Rechtschreibfehler.

» JadeC » Beiträge: 677 » Talkpoints: 1,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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