Würdet ihr unsterblich sein wollen?

vom 11.01.2013, 14:01 Uhr

Da der Hobbit und damit Mittelerde gerade in aller Munde ist, sei ein Hinweis auf das Tolkinsche Gedankenexperiment gestattet. Nachzulesen vor allem im Silmarillion bzw. im Herr der Ringe. Tolkien hat ja die Elben als unsterbliches Volk angelegt. Allerdings hadern sie mit ihrem Schicksal genauso wie die sterblichen Menschen. Den Elben wird es irgendwann einfach zu langweilig. Sie werden im wahrsten Sinne des Wortes lebensmüde. An sich haben es die Elben eigentlich nicht schlecht getroffen. Sie altern zwar, aber bleiben von den typischen Altersgebrechen verschont. Die Menschen dagegen werden vom Alter gepeinigt. Sie haben Angst vor dem Tod und wären gern unsterblich. Diese Gier nach Unsterblichkeit führt letztlich zur Katastrophe - dem Untergang Numenors.

Was hat diese Parabel nun für uns zu bedeuten? Es kommt in meinen Augen im Leben nicht auf die Quantität sondern auf die Qualität an. Was nutzt mir die Unsterblichkeit, wenn ich als alter Tattagreis vom Sessel zum Sofa eine Stunde brauche, nichts mehr checke und nur noch vor mich hinstarre? Wie hat es Blacky Fuchsberger so schön ausgedrückt: "Altwerden ist nichts für Feiglinge!" Die christliche Ethik mit Hölle, Paradies und Fegefeuer mag in der Hinsicht nicht unbedingt tröstlich sein. Anders im Buddhismus: Hier birgt jedes Ende auch die Hoffnung auf einen Neuanfang.

Der bessere Ansatz wäre für mich jedenfalls: gesund und in Würde zu altern und dann, wenn die Zeit reif ist, einfach abzutreten. Der Tod ist nicht unbedingt das Schlimmste. Das Sterben, das Dahinvegetieren ist die eigentliche Aufgabe und da sollte jeder in der Sterbehilfe-Debatte einen klaren Standpunkt für sein eigenes Leben beziehen.

Von daher begrüße ich die Bestrebungen der Medizin und Forschung, Mittel und Therapien im Kampf gegen Demenz, Parkinson sowie Krebs zu finden, um somit die Lebensqualität solange wie möglich aufrecht zu erhalten.

» Tulipani » Beiträge: 38 » Talkpoints: 13,30 »



Große Hoffnungen bei verschiedensten Krankheiten wie Alzheimer, ALS, Diabetes aber auch bei der Reparatur der Folgen von Schlaganfällen oder Herzinfarkten setzt die Forschung in die Stammzelltherapie. Vielleicht entdeckt die Stammzellforschung eines Tages eine Möglichkeit, auch das Altern aufzuhalten. Nabelschnurblut als Jungbrunnen

» Tulipani » Beiträge: 38 » Talkpoints: 13,30 »


Ich mag zwar die Serien mit dem unsterblichen Highlander, aber sein Grundproblem habe ich sehr schnell erkannt. Ein langes Leben ist nichts wert wenn man seine Lieben sterben sieht und weiß dass sich so etwas noch für die Ewigkeit wiederholen wird. Auch wenn man selbst nicht altert ist das sicherlich nicht sehr angenehm wenn man einen Partner hat mit dem man eigentlich gemeinsam alt werden wollte.

Ich stelle mir das schon sehr schlimm vor wenn man ein Kind verliert, das passiert ja im normalen Leben schon sehr häufig. Das muss ja nicht unbedingt auch in jungen Jahren sein sondern kann auch im hohen Alter jemanden stark belasten wenn so nacheinander alle Freunde und Verwandten das Zeitliche segnen und man selber anscheinend vergessen wurde. Ich würde mir wohl bei jeder Beerdigung an der ich als Unsterblicher teilnehme sagen dass ich eigentlich in der ersten Reihe für die nächste Abholung stehe, und das schon sehr lange.

Wer jetzt vielleicht schon um die Neunzig ist wie unsere Oma der hat in diesem relativen kurzen Abschnitt relativ viel erlebt. Eine Weltwirtschaftskrise mit einer Hyperinflation, einen Weltkrieg, Flucht und Vertreibung, Hunger, Terror durch die Kommunisten und so weiter. Nicht zu vergessen auch die menschlichen Enttäuschungen die man so im Laufe der Zeit hatte. Psychisch muss man schon sehr stark sein und auch vergessen können um das alles auszuhalten.

Natürlich ist der Gedanke auch verführerisch sich keinerlei Gedanken um die eigene Sterblichkeit zu machen. Man kann den Lauf der Welt verfolgen, alle neuen Entwicklungen und Erfindungen aus erster Hand erleben und gleichzeitig hat man einen riesigen Schatz an Erfahrungen gesammelt. Aber wenn ich es mir so recht überlege, die Nachteile überwiegen nach meinem Empfinden. Wobei ich aber wirklich nicht weiß ob ich das in ein paar Jahrzehnten kurz vor meinem Abtritt anders sehe wenn mir jemand so etwas anbieten würde.

Benutzeravatar

» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^