Zu viel unnötige OP's weil Ärzte durch OP's mehr verdienen
In einer Apothekenzeitschrift habe ich gelesen, dass Ärzte gerne zu Operationen raten, weil sie durch andere Therapien nicht so viel Geld verdienen als mit Operationen. Deswegen sollte man vor einer Operation wohl nicht nur zwei Ärzte konsultieren, sondern mehrere um eben auch andere Therapiemöglichkeiten in Betracht zu ziehen.
Denkt ihr auch, dass einfach zu viele Operationen stattfinden? Oder denkt ihr, dass die Ärzte doch wissen müssten, was wirklich richtig ist?
Ich habe auch gelesen, dass gerade Knieoperationen und Hüftoperationen gerne und viel zu schnell gemacht werden. Oftmals kann man durch Bewegungstherapien und Gymnastik auch schon was erreichen, wenn man dann noch die passenden Medikamente nimmt, die das Ganze unterstützen.
Auch habe ich gelesen, dass jede 2. Blinddarmoperation nicht nötig wäre, weil viele Ärzte einfach schon bei jedem Anzeichen sofort zum Skalpell greifen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich weiß nur, dass ich tierisch Angst vor einer Operation habe und deswegen schon dem Arzt nicht alle meine Wehwehchen mitteile.
Sicherlich spielen die besseren Vergütungen einen große Rolle dabei, dass allgemein zu oft zum Skalpell gegriffen wird. Auch der Druck ausreichend oft operiert zu haben, ist ein zusätzlicher Faktor. Schwarze Zahlen und eine hohe Attraktivität für mögliche Bewerber spielen eine große Rolle. Eine Operation rechnet sich. Die übliche Fallpauschale deckt die Kosten einer konservativen Behandlung nicht.
Dazu kommt aber der Wunsch vieler Patienten, schnell wieder gesund zu sein. Ein gutes Beispiel sind Bandscheibenvorfälle. Die müssen erstmal nicht operiert werden, wenn "nur" Schmerzen da sind und keine Lähmungserscheinungen. Die Langzeitstudien sagen klar aus, dass es Patienten nach sechs oder neun Monaten mit einer OP nicht besser geht als konservativ behandelten Patienten.
Aber zwei, vier oder mehr Monate eine konservative Behandlung mit Schmerzen möchte kaum ein Patient ertragen. Er ist eher geneigt, die Sache auf dem Operationstisch lösen zu lassen. Das scheint der schnellere Weg, auch wenn die Rekonvaleszenz lange dauert. Aber nach einer Operation ist das für die meisten eher verständlich als eine lange Behandlungsdauer auf konservativem Wege.
Dazu kommt der Druck vo Arbeitgeber und Kollegen. Wer "nur" wegen Gelenk- oder Rückenschmerzen lange Zeit krank geschrieben wird, der wird oft schief angeguckt. Zeitverträge werden dann gerne nicht verlängert und bei einer Kündigungswelle können die Betroffenen mit einem Einschreiben rechnen. Nach einer echten Operation sind Arbeitgeber und Kollegen in der Regel gnädiger. Schließlich muss es etwas ernstes gewesen sein, sonst wäre ja nicht geschnitten worden.
Die Ärzte empfehlen vorwiegend bei Knie- und Hüftproblemen zu einer Operation. Sie wissen genau, wohin sie ihre Patienten schicken. Die Krankenhäuser verdienen an den Operationen sehr viel und der überweisende Arzt wird - wie man mir das erzählt hat - einen Bonus bekommen. Wird man ins Krankenhaus zum Spezialisten geschickt, fragt der nicht viel, sondern teilt gleich zur Operation ein. Die Krankenhaus-Ärzte werden angehalten, Gewinn zu machen. Das können sie nur durch Operationen. Der Patient ist nur Mittel zum Zweck.
Natürlich kann man auch durch Bewegungstherapien viel erreichen. Aber frag mal deinen Arzt, wie viel er dir aufschreibt? Er wird dir eher eine Akupunktur verpassen, weil das noch zur Zeit die Krankenkasse bezahlt, als dir eine gute Bewegungstherapie zu verschreiben, denn dafür bekommt er kein Geld. Heute dreht sich alles nur um Geld, nicht um das, was am besten hilft. Es sind ja nicht seine Gelenke, die Hilfe brauchen, sonst würde er anders damit umgehen.
Mit hat noch nie ein Arzt gesagt, wen ich aufsuchen soll, wenn ein bestimmter Eingriff anstand. Das ist auch bei anderen Mitgliedern meiner Familie nicht üblich. Das Krankenhaus haben wir uns alle immer selber ausgesucht.
Aber es gibt ein anderes Problem. Und das betrifft Krankenhäuser genauso wie niedergelassene Kollegen. Niedergelassene Ärzte haben nicht nur ein Budget vorgegeben, das bestimmt wie hoch die Kosten für Medikamente sein dürfen. Auch die Möglichkeiten Anwendungen zu verschreiben, sind von den Krankenkassen stark begrenzt.
Nimm meinen Hausarzt. Er ist auch Palliativmediziner und die Medikamente für Sterbenskranke sind extrem teuer. Ich sehe es schon an den Kosten für das Morphium, die hier bei uns jeden Monat auflaufen. Für meinen Hausarzt heißt dass, das er jedes Quartal Strafe zahlen muss, weil er sein Budget überschreitet. Ich kenne seine Abrechnung. Er hat nach Abzug der Kosten für sich und seine Familie 2.200 Euro netto. Dafür hat er studiert, zwei Fachärzte gemacht und schuftet wie ein Pferd. Vielen anderen Ärzten geht es da nicht anders. Mehr Patienten darf er übrigens auch nicht betreuen, er ist am erlaubten Limit.
Und auch die Kliniken stehen unter starkem Zwang. Sie bekommen für eine Erkrankung eine feste Summe. Die ist äußerst knapp bemessen und lässt einfach keine langen Aufenthalte und viele Anwendungen zu. Das System ist das Problem, nicht die angeblich so geldgierigen Ärzte. Geldgierig sind von denen auch nicht mehr als von der restlichen Bevölkerung.
@cooper75, ich bin aber tatsächlich sogar in eine andere Stadt ins Krankenhaus zwecks Untersuchung und späterer Operation geschickt worden, obwohl wir ausgezeichnete Krankenhäuser hier haben. Derselbe Arzt wollte mir dann für eine andere Sache für ein paar Hundert Euro Spritzen geben, anstatt mir die notwendige Bewegungstherapie zu verschreiben. Vorher hatte er es mit 10 Akupunkturen statt Bewegungstherapie versucht, die aber nichts brachten.
Wenn ich das dann sehe, muss ich sagen, dass die Akupunktur auch die Krankenkasse bezahlt, obwohl sie nichts brachte. Die Bewegungstherapie hätte etwas gebracht. Und so versuchen es fast alle Ärzte. Eine Operation kostet insgesamt wesentlich mehr.
Aber wenn du sagst, dass dein Arzt 2.200 netto verdient, ist das wenig. Somit ist doch das ganze System der Krankenversicherung falsch. Wieso hat es dann früher funktioniert, aber heute nicht mehr? Wenn etwas nicht richtig aufgebaut wurde, muss man sich Gedanken machen, um es zu verbessern. Warum wird das nicht gemacht? Meiner Ärztin muss ich teils nachweisen, dass die Krankenkasse das bezahlt, obwohl sie es weiß. Aber sie sagt grundsätzlich: „Das zahlt die Krankenkasse nicht.“
Davon habe ich auch schon gehört. Das gilt aber nicht nur für OPs in Bezug auf Blinddärme, Knie oder Hüften, sondern allgemein auf jede Form von Eingriff. So ist mir beispielsweise bekannt, dass oft sogar ein Kaiserschnitt gemacht wird, obwohl er medizinisch gar nicht notwendig ist, eben weil die Krankenhäuser mehr damit verdienen. Für eine normale Geburt bekommt das Krankenhaus von der Krankenkasse meine ich 2.500€ und für einen Kaiserschnitt 7.500€ je nach Region. Ich las vor kurzem einige Erfahrungsberichte, in denen Eltern schilderten, von Ärzten gezielt zu einem Kaiserschnitt gedrängt worden zu sein, obwohl die Eltern das gar nicht wollten.
Ich hoffe, ich werde nicht in die Situation geraten, dass mir ein Kaiserschnitt aufgedrängt wird. Ich fürchte mich vor jedem chirurgischen Eingriff und will so eine Situation weitestgehend vermeiden. Aber wenn man als Frau hochschwanger in den Wehen liegt, hat man in erster Linie das Wohl des Babys im Sinne und wenn dann ein Arzt ein bisschen Panikmache verbreitet, dann stimmt man da schneller einem Kaiserschnitt zu als wenn man eben nicht unter Zeitdruck stünde und normal und sachlich an die Sache herangehen könnte.
Kaiserschnitte, wenn die Geburt bereits im Gange ist, sind vergleichsweise uninteressant. Viel beliebter sind die geplanten Entbindungen per OP. Denn das lohnt sich erst richtig.
Hat ein Krankenhaus zig Schwangere für eine normale Geburt angemeldet, muss es Massen an Personal vorrätig halten, damit es dann auch losgehen kann. Das kostet richtig viel Geld. Gleichzeitig bringt eine vaginale Geburt zum Beispiel in Hamburg "nur" 1.595 Euro. Die drei bis fünf Tage Krankenhausaufenthalt sind da schon mit drin. Für ein normalgewichtiges Baby kommen nochmals 811 Euro dazu.
Und es weiß eben keiner so genau, wann das Kind tatsächlich kommt. Daher muss viel Personal da sein, um reagieren zu können. Schließlich können auch drei, vier oder fünf Mütter gleichzeitig mit Wehen vor dem Kreißsaal stehen. Ein kleiner Wetterumschwung und schon setzten reihenweise die Wehen ein.
Für den Kaiserschnitt gibt es aber gleich bis zu 4.900 Euro in Hamburg. Und den Termin kann man schon Wochen im Voraus festlegen. Auch das Personal lässt sich knapp und sehr genau planen. Daher ist das ein sehr gutes Geschäft. Wenn man bedenkt, dass 50% aller Kliniken rote Zahlen schreiben, dann versteht man das Vorgehen.
Das führt dann dazu, dass im Saarland fast 40% der Kinder per Kaiserschnitt kommen, in Sacken aber 10% weniger auf diesem Weg geboren werden.
Diamante hat geschrieben:Auch habe ich gelesen, dass jede 2. Blinddarmoperation nicht nötig wäre, weil viele Ärzte einfach schon bei jedem Anzeichen sofort zum Skalpell greifen.
Jetzt würde mich aber mal wirklich interessieren, wo du das gelesen ist. Die etablierte Lehrmeinung ist schließlich, wenn man nicht genau weiß, was da im Bauch los ist und man eine eine akute Blinddarmentzündung nicht ausschließen kann in den Bauch reinzuschauen.
Ich kenne dazu eine Studie aus England, bei der man bei diagnostizierter Blinddarmentzündungen mit unkompliziertem Verlauf tatsächlich nachweisen konnte, dass man die akute Entzündung in knapp 60 Prozent der Fälle wieder in den Griff bekommen hatte. Davon wurden dann aber innerhalb eines Jahres 20 Prozent erneut mit einer Blinddarmentzündung vorstellig. Aber auch das setzt voraus, dass man stationär behandelt wird und das Risiko eingeht, dass sich die Entzündung akut verschlimmern kann bis hin zu einem "Aufplatzen" des Wurmfortsatzes mit Eiterverstreuung im ganzen Bauch.
Wobei man aus dieser Studie aber nun keinesfalls Zahlen ableiten kann, wie viele Operationen nun nötig oder unnötig sind, da dort ja nur die Erfolgschancen beschrieben werden und keine Aussage dazu getroffen wurde, wie es denn nun in der Praxis auch gehandhabt wird. So kann ich aus eigener Erfahrung berichten, dass meine Frau einmal mit einer leichten Entzündung konservativ behandelt wurde und ihr dieses Jahr in einer großen Klinik auch ein konservativer Therapieversuch angeboten wurde.
Auch ansonsten ist es einfach Humbug zu behaupten alle Ärzte werden angehalten mehr zu operieren. Als wenn ein Klinikleiter zu jedem kleinen Assistenzarzt rennt und sagt, er solle jedem Patienten eine Operation empfehlen. So was wird höchstens mit den Chefärzten gemacht, da die in der Regel auch die einzigen sind, die überhaupt beteiligt werden. Klar können die versuchen so einen Druck durchzustellen nach unten, aber dazu müsste man ja quasi immer jeder seinen angestellten Ärzte rund um die Uhr überwachen, damit der auch nie zur konservativen Therapie rät.
Sicherlich mag es Ärzte geben, die operieren, weil sie damit mehr Geld verdienen. Aber der überwiegende Teil tut dies nicht um Geld zu verdienen.
Vielmehr gibt es dafür zahlreiche andere Gründe. Zum einen operiert es sich oft leichter als konservativ zu therapieren. Man macht seinen Eingriff wie immer und der Patient ist schnell wieder weg und irgendwer anders kann die Nachbetreuung machen. Genauso ist es aber auch für den Patienten. Der denkt erst mal er braucht nichts machen. Hingehen zum Orthopäden, neues Gelenk einbauen lassen und die Sache ist erledigt.
Dadurch ergeben sich aber eben oft doch mehr Probleme im Nachgang als gedacht. Denn auch eine OP erfordert eine intensive Nachbetreuung, die in fachkundige Hände gehört. Aber das wird halt nicht vergütet und somit versucht dann auszulagern.
Ebenso ist es ja auch bei der konservativen Therapie. Egal ob nun Gelenkbeschwerden, Rückenschmerzen, Bandscheibenvorfälle oder auch Knochenbruchbehandlung. Fast alles kann man auch konservativ therapieren, muss dies aber eben lange und konsequent machen. In der Zeit müssen auch viele Arztbesuche stattfinden um eben erkennen zu können, ob zum Beispiel der Physiotherapeut auch die richtige Therapie macht und zur Not korrigierend eingreifen zu können. Für den Arzt heißt das erst mal wenig Vergütung für viel Leistung.
Das führt aber leider oftmals dazu, dass solche Therapie gar nicht mehr vernünftig gelehrt werden und Ärzte bei vielen Erkrankungen die konservative Therapie gar nicht mehr richtig können. Auf der anderen Seiten wollen aber viele Patienten dass dann auch gar nicht, wenn ihnen da erzählt wird wie oft sie zum Physiotherapeuten müssen und was sie anfangs an Medikamenten nehmen müssen und wie oft sie noch zum Arzt sollen und wie lange das überhaupt alles dauert.
Heutzutage wird von beiden Seiten eben leider zu oft das schnelle Ergebnis angestrebt und das bekommt man eben eher mit der Operation. Und als Ergebnis zählt dann zum Beispiel eben der korrekte Prothesensitz beim Gelenkersatz. Damit ist der Orthopäde dann zufrieden, ob der Patient dennoch Schmerzen hat, dass sieht er ja oftmals gar nicht mehr, weil er nur wenige Wochen nach betreut.
Hier liegen einfach im System die Fehler. Eine konservative Therapie wird viel zu schlecht vergütet und damit schon vom System ausgebootet. Vor allem für Krankenhäuser führt dies zu großen Problemen, da sie durch Verwaltung und Medizincontrolling geleitet auf ihre Bilanz fokussiert sind und dann Ambulanzen zusammenstreichen und dafür sorgen die konservativen Therapie so weit es geht in den ambulanten Sektor zu verdrängen. Das aber führt dann dazu, dass der medizinische Nachwuchs, der eben überwiegend an den großen Krankenhäuser ausgebildet wird, viele konservative Therapien nie richtig gezeigt bekommt und dann später in der Niederlassung diese gar nicht anbieten kann, weil man sie dann nicht mehr kennt oder weiß wie man sie richtig durchführen muss.
Das Problem sind also nicht geldgierige Ärzte, davon gibt es glaube ich viel weniger als oft behauptet, sondern eine falsche Gesundheitspolitik, die gar nicht will, dass wieder mehr konservativ behandelt wird oder sich zumindest nicht darum schert.
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