Zivilcourage zeigen und selbst den Tod finden?

vom 27.11.2014, 18:18 Uhr

Hier berichtete ich von einer jungen Frau, die helfen wollte, zwei Frauen bei einer eskalierten Bedrohung zu helfen und später dann nach dem Herausgehen aus einem Schnellrestaurant von einem der Schläger selbst massiv geschlagen wurde. Ausschlaggebend war wohl ein Tritt gegen die Schläfe. Sie kam bewusstlos ins Krankenhaus.

Nun stellten die Ärzte den Hirntod dieser lebenslustigen jungen Frau fest. Das ist für alle ein Drama, nicht nur für die Familie, Freunde, Verwandte, sondern auch Nichtbetroffene sind entsetzt, dass zu solchen Mitteln bei Jugendlichen gegriffen wird. Die Eltern müssen nun die schwere Entscheidung treffen, wann die Maschinen abgeschaltet werden sollen. Diese Mitteilung kam heute bei NTV in den Nachrichten.

Die Zivilcourage, die diese junge Studentin gezeigt hat, ist vorbildlich. Ihr jedoch hat sie wahrscheinlich den Tod gebracht. Kann man es da jemandem ankreiden, der lieber nichts sieht und hört, wenn man nach der Hilfeleistung so zugerichtet wird?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ja, man kann es ankreiden. Leider haben viel zu wenige Menschen den Arsch in der Hose anderen Menschen zu helfen. Das Mädchen hat dies aus absoluter Überzeugung getan und ist dann leider verstorben, das lässt sich nicht ändern, aber ihr Handeln war richtig und man sollte nun nicht darüber nachdenken noch mehr Ausreden dafür zu finden daneben zu stehen, wenn andere ins Krankenhaus geschlagen werden oder vielleicht sogar direkt in die Leichenhalle. Ich werde immer eingreifen oder auch die Polizei rufen, weil mir andere Menschen wichtig sind.

Wer bin ich denn, dass ich nicht helfe in so einer Situation? Kann man sich dann noch in die Augen schauen? Das ist auch nicht besser als selber zu schlagen. Man muss schon etwas tun und wenn man nur anruft oder die Täter anbrüllt und dann die Menge anspricht, man muss aber helfen und darf nicht einfach blind für die Gewalt auf den Straßen sein. Würdest du wollen, dass dein Kind verprügelt wird und alle zugesehen haben und nicht geholfen haben? Sicher nicht, du würdest den Leuten einen Vorwurf machen und so sehe ich das auch. Man selber würde auch Hilfe wollen und könnte niemanden verstehen, der dies nicht tut und aus der Opfersicht muss man es sehen und helfen.

Es erfordert Mut, aber wenn uns dieses Beispiel etwas gezeigt hat dann doch, dass jeder helfen sollte, auch wenn man nur ein Mädchen ist kann man helfen. Sicherlich es hat kein gutes Ende gefunden, aber wenn sie das kann, dann sollte es auch ein Erwachsener machen können. Wenn man an dieses Mädchen denkt, sollte man nicht denken: "Ach war die blöd!", sondern: "Die war mutig!"

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Das ist ein Thema wo die Meinungen auseinander gehen. Zivilcourage ist ein edler Charakterzug, keine Frage. Ich habe viele Jahre im "kontrollierenden" Außendienst gearbeitet und wir hatten viele Schulungen um deeskalierend in konfliktreichen Situationen zu reagieren.

Oberste Regel: nie sich selbst in Gefahr bringen, bringen bedeutet nicht das man nicht hineingeraten kann. Der aggressiven Person gegenüber ruhig, neutral bleiben nicht in das selbe Schema fallen (auch laut werden). Beruhigt sich die Person nicht, besser Ort verlassen und 110 anrufen.

Es hilft den Opfern leider nicht mehr und diese haben meinen tiefsten Respekt, ich würde auch jederzeit helfend eingreifen das wurde mir auch beigebracht. Es wäre klasse wenn solche Sachen den Kids in der Schule nahegebracht werden würden.

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» Bibbi02 » Beiträge: 10 » Talkpoints: 3,59 »



Ich finde den Fall der jungen Frau wahnsinnig traurig. Als ich mir heute das Video angesehen habe, das Ihre Familie für Sie gemacht hat als Sie noch im Koma lag, musste ich fast Weinen. Es ist tragisch was dort passiert ist, und inspirierend zugleich. Zivilcourage ist sehr wichtig, denn es sterben viel öfter Menschen weil eben nichts getan wird als wenn jemand hilft. Auch wenn letztere mehr in den Medien sind.

Wichtig ist hierbei nur das man sich selbst nicht in Gefahr bringt. Als allererstes würde ich die Polizei rufen. Nur falls es gar nicht mehr geht und ich dazwischen gehen muss weil die Gefahr akut ist würde ich sofort einschreiten. Dann aber nicht alleine. Ich würde Passanten, oder in diesem konkreten Fall die Mitarbeiter ansprechen mir zu helfen. Je mehr Leute desto besser. In der Gruppe ist man immer stärker als allein.

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ja, der Fall dieser jungen Frau ist wirklich sehr traurig. Ich hätte ebenso gehandelt wie sie. Somit hätte es jeden treffen können.

Im Fernsehen wurde gesagt, dass die Maschinen heute Abend abgeschaltet werden. Diese junge Frau ist Organspenderin. Viele Menschen haben ihr Beileid bekundet und auch Demonstrationen hat es gegeben.

Auch mir tut es sehr leid, was mit ihr passiert ist. Sieht man dieses hübsche, freundliche Gesicht auf Fotos ist es einfach schwer zu begreifen, was mit ihr geschehen ist, wo sie doch nur helfen wollte. Ob die Justiz das endlich mal zum Anlass nimmt und den Jugendlichen härter bestraft?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Mit Schrecken habe ich in den letzten Wochen natürlich auch die Nachrichten um die Tat und über die junge Frau vernommen und es hat mich zum Nachdenken angeregt, was ich wohl in einer solchen Situation machen würde. Würde ich helfen, würde ich wegschauen oder würde ich Hilfe holen. Ich bin zu der Entscheidung gekommen, dass ich genau in diesem Fall wohl auch geholfen hätte, weil ich persönlich nicht so ein anschließendes Verhalten des jungen Mannes erwartet hätte. Wer geht schon davon aus, dass dieser einem vor dem Restaurant auflauert und sich dann nicht mehr unter Kontrolle hat, weil man ihn in seine Schranken gewiesen hat und er sich wohl so sehr gekränkt gefühlt hat?

Es gibt allerdings andere Situationen, wo ich mich eher selbst zurückhalten und wohl Hilfe holen würde. Es gibt einfach Momente, in denen man sich der wirklichen Gefahr bewusst ist und diese auch als wirklich gefährlich einschätzt.

Ich glaube, dass in der heutigen Zeit das Problem besteht, dass man über die Medien immer mehr von Fällen hört, bei denen der Helfer mit Zivilcourage dann mit seinem Leben bezahlen muss. Ich finde es gut, dass dieses Thema immer häufiger in den Medien besprochen und erwähnt wird, denn jeder möchte doch Hilfe haben, wenn er sie einmal wirklich benötigt. Doch ich glaube, dass immer mehr Menschen dank der Beispiele, in denen Menschen, die helfen wollten, zu Schaden kam, Angst haben überhaupt zu helfen, weil sie Panik haben, dass sie dabei auch Schaden erleiden könnten.

Ich würde also in keinem Fall mein eigenes Leben riskieren, wenn ich die Situation von vornherein als so gefährlich einschätzen würde, aber ich würde in jedem Fall Zivilcourage zeigen und zumindest wirkliche Hilfe holen, damit dem anderen Menschen kein Leid geschieht.

» LabelloTusse » Beiträge: 261 » Talkpoints: 63,93 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Was da geschehen ist, ist natürlich schrecklich. Aber deswegen auf Zivilcourage verzichten sollte man natürlich nicht. Aber man sollte sich danach in Sicherheit bringen, wenn die Stimmung aufgeheizt ist. Sie haben ja noch mit dem Jungen diskutiert, es wäre viel Zeit gewesen einfach die Situation zu entschärfen in dem man sich entfernt.

Ich will natürlich nicht dem Opfer die Schuld daran geben, denn niemand konnte damit rechnen was dann passiert, sondern hoffe, dass die Leute daraus lernen und sich selbst aus so Explosiven Situationen entfernen um das Ganze zu entschärfen. Gerade wenn der andere schon am Ausrasten ist.

Ich persönlich würde im Moment sagen, dass ich in den meisten Fällen einschreiten würde, aber wie es dann in der Realität ist kann ich leider nicht wirklich sagen. Und ich denke das kann keiner. Wobei ich durchaus finde man sollte nicht immer eingreifen. Ich denke dabei an den Vorfall als ein Junger Mann erschossen wurde, als er einen Räuber überwältigen wollte. In solchen Fällen ist es meiner Meinung nach einfach besser abzuwarten, bis der Raub vorbei ist und den Täter ziehen lassen.

Immerhin hatte dieser eine Waffe und man kann dann doch nicht viel gegen ihn ausrichten und es ist klar dass man nur sich selbst und andere gefährdet. Was anderes ist es natürlich wenn der Täter wirklich jemanden erschießen möchte, aber das war in diesem Fall nicht der Fall. Aber auch hier würde ich dem Opfer keine Schuld geben, er hat so gehandelt wie er es in dem Moment für richtig hält. Man ist dann schließlich auch in einer Stress Situation und denkt anders wie zuhause auf der Couch.

An sich finde ich Zivilcourage wichtig, aber man muss schon auf sich achten. Keiner hat etwas davon wenn man sich dabei in Lebensgefahr begibt. Aber einfach weg schauen geht nicht. Polizei rufen oder andere Aufmerksam machen kann jeder, auch wenn er sich nicht traut dem Täter direkt gegenüber zu treten.

Da es bei dem Fall des jungen Mädchens so schlimm ausgegangen ist, konnte niemand erwarten. Weswegen ich die Hetzerei im Internet auch sehr schlimm finde. Viele schimpfen auf ihre Freunde, dass diese nicht geholfen haben. Aber außer weggehen konnten diese auch nichts tun. Es ist schließlich nicht so, dass sie ewig verprügelt wurde und jeder hat zugesehen. Es war ein Schlag. Da kann man den Freunden keine Schuld geben.

Ich hoffe viele gewaltbereite Menschen lernen aus dem Vorfall. Denn auch der Täter hat sicher nicht damit gerechnet was dann passiert ist. Ich hoffe so mancher denkt das nächste Mal an den Fall wenn er ja nur einmal zuschlägt, denn auch so ein Schlag kann wie man gesehen hat tödlich sein. Auch wenn dies vom Täter sicher nicht beabsichtigt ist.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Selbstverständlich kann niemand Tugce das Eingreifen ankreiden, denn sie hätte niemals ahnen können, dass es danach so eskalieren würde. Zumal in diesem Fall gesagt werden muss, dass der Täter in sein Auto stieg und später wieder kam, um sich an der Frau zu rächen. Damit hätte einfach niemand rechnen können, denn nach dem Weggang des Täters wird die Sache für Tugce und ihre Freundinnen erledigt gewesen sein. Hätte sie gewusst, wohin es führt, bin ich sicher, dass sie nie aus dem Fast Food Restaurant herausgekommen wäre, ehe der Täter nicht verschwunden wäre oder die Polizei eingetroffen wäre.

Zivilcourage ist ein muss in der heutigen Gesellschaft und wird leider nie angewandt. Solche Fälle wie von Tugce und dem kürzlich verstorbenen Hannoveraner Johnny K sind mit dafür verantwortlich, dass der Hang zur Zivilcourage immer geringer wird. Die Angst ist einfach zu groß, dass einem selber etwas passiert. Das Problem ist jedoch, dass die Leute nicht einmal von weiter Entfernung die Polizei rufen und danach vielleicht ihr Handy zum Filmen zücken, damit alles hieb und stichfest bewiesen werden kann. Selbst das tun so viele Menschen nicht mehr, was ich schade finde.

Ich würde immer als erstes die Polizei rufen, damit ich sicher sein kann, dass sie recht schnell eintrifft. Dennoch gehe ich, auch bei Waffen, immer dazwischen und musste ich auch schon tun. Ich bin jedoch Krav Maga erfahren, sodass ich mich im Notfall durchaus schützen kann. Auch mit Waffen werden wir trainiert. Ich sehe es als meine Pflicht an, bei solchen Fehlverhalten von einigen Menschen dazwischen zu gehen, um eben solche Fälle zu vermeiden, wo Opfer geschlagen, misshandelt und mehr werden.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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