Bei Gruppenarbeit nachgeben oder auf Einzelarbeit bestehen?

vom 09.12.2014, 13:18 Uhr

Bei uns an der Uni finden die meisten Praktika in Gruppen statt. Es gibt auch viele Praktika wo man alleine arbeiten muss, aber viele sind eben in Gruppen organisiert. Das hat zum einen den Sinn, dass die Assistenten nicht überfordert werden, denn man braucht natürlich deutlich weniger Assistenten um Gruppen abzufragen, als wenn man das mit Einzelpersonen machen würde und zeitaufwendig ist es auch. Daneben gibt es für viele Experimente nicht genug Gerätschaften, als dass es jeder alleine machen könnte und bei vielen dieser Geräte ist es auch nicht möglich diese alleine zu bedienen.

Gruppenarbeit kann aber auch noch andere Gründe haben, beispielsweise wird das Praktikum einfach so gestaltet, dass das Bestehen alleine nicht möglich ist. Momentan bin ich in einem Praktikum, wo das so ist und da kann man Experimente nur mit mehreren Personen ausführen und das Protokoll ist auch so umfangreich, dass man es alleine nicht schaffen kann. Das wurde zu Beginn des Praktikums auch gesagt und der Zeitaufwand für das Praktikum war enorm hoch angesetzt. Dies wurde auch damit begründet, dass man sich die Arbeit aufteilen soll, so dass am Ende aus 50 Stunden für jeden nur zehn werden und das ist natürlich machbar, wenn man nebenbei auch noch andere Module laufen hat.

Bei mir in der Gruppe war es dann auch so, dass ich nach dem ersten Versuch einen Arzttermin hatte und die Gruppe wollte das Protokoll gemeinsam erstellen. Ich habe dann auch direkt gesagt, dass ich nicht kann und habe mir selbst etwas ausgesucht, was ich alleine zu Hause machen wollte. Das hat dann zwei Stunden gedauert. Die Gruppe hat sich für ihre restlichen Sachen zweimal getroffen und es war beide Male ein kompletter Abend von 5-6 Stunden. Das ist schon enorm viel Zeit und bei dem nächsten Versuch nun hat eine Kommilitonin aus der Gruppe gesagt, dass sie auch lieber etwas alleine machen möchte.

Ich selbst kann das absolut verstehen. Ich sehe meine Kommilitonen und Kommilitoninnen den ganzen lieben Tag lang und habe daher nicht das Bedürfnis auch noch den Abend mit ihnen zu verbringen. Davon abgesehen halte ich so eine Gruppenarbeit unter den aktuellen Umständen für absolut kontraproduktiv, es wird schließlich nicht umsonst gesagt, dass der Zeitaufwand nur zu bewältigen ist, wenn man sich die Sachen aufteilt. Und wenn man die Vorbereitung für das Praktikum dazu rechnet, dann überschreitet die Gruppenarbeit das Zeitlimit ganz gewaltig. Davon abgesehen bin ich auch der Meinung, dass zwei Personen aus meiner Gruppe sich das nur erlauben können, weil sie dieses Semester keine weiteren Module belegt haben. Hätten sie das gemacht, wäre es ihnen auch nicht möglich noch den ganzen Nachmittag zu sitzen und zu quasseln.

Die Arbeit ist dann sehr kontraproduktiv, meist bringt nur einer einen Laptop mit und dann wird viel Smalltalk gehalten und kaum gearbeitet. Über jede Kleinigkeit wird diskutiert und teilweise sogar der Satzbau auseinander genommen. Es sind zwischendurch auch Leute weggegangen um sich etwas zu Essen zu holen und man kann sich dann natürlich denken, dass das ganze viel mehr Zeit in Anspruch nimmt, als nötig. Ich habe dann auch im zweiten Teil des Praktikums einen Teil des Protokolls alleine übernommen und war sehr schnell damit fertig. Die Gruppe hat wieder ewig lange daran gesessen. Hätte jeder sich etwas selbst eingeteilt, dann hätten die meisten sicherlich auch nicht länger als ich gebraucht.

Nun wurde aber auch bemängelt, dass ich und eine weitere Kommilitonin nicht in der Gruppe arbeiten möchten. Verstehen konnte ich das nicht, denn schließlich war das Praktikum so geplant gewesen und man muss auch bedenken, dass wir noch andere Veranstaltungen haben. Daneben sehe ich die Gruppenarbeit nicht als produktiv an und komme alleine sehr viel besser voran. Wie würdet ihr an meiner Stelle handeln? Würdet ihr nachgeben und euch der Gruppe anschließen oder weiterhin darauf bestehen einen Teil des Protokolls selbst zu erledigen? Wie findet ihr es, wenn Leute auf Gruppenarbeit bestehen, obwohl es nicht so gedacht war und dies zu viel Zeitaufwand bedeutet?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es ist ja auch ein soziale Komponente dabei und da frage ich mich eben, ob es dir passen würde, dann ausgeschlossen zu werden nur weil du nicht mit ihnen zusammenarbeiten wolltest. Ich meine, ihr seid nun mal Teil dieser Gruppe und dann müsst ihr auch in der Gruppe bleiben und es gemeinsam beenden.

Wenn euch die Arbeit in der Gruppe nicht effektiv genug abläuft habt ihr beide ja durchaus auch einen Mund um dies zu äußern. Man kann sich ja auch da die Arbeit sinnvoll einteilen, aber ich finde schon, dass ihr beide in der Gruppe bleiben solltet.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


@Ramones: welchen Sinn hat eine Gruppenarbeit, wenn die meiste Zeit eh nur getrödelt wird. Solche Gruppenarbeiten kenne ich auch zu genüge und ich finde, so wie du kann eigentlich nur jemand reden, der selbst nicht studiert hat und nicht weiß wie das ist. Wenn man noch etliche andere Module am Laufen hat, dann kann man es sich nicht leisten, unnötig Zeit auf diese Weise zu verschwenden. Ich bin hier ganz klar auf Crispins Seite und würde das auch so machen, dass man sich die Sachen aufteilt und das dann eben zu Hause erledigt.

Ich habe zur Zeit eine 40 Stunden Woche, Arbeit und Präsenzzeiten in der Uni inklusive, ohne Vor- und Nachbereitung der einzelnen Veranstaltungen. Da kann ich es mir zeitlich auch nicht wirklich erlauben, locker 5-6 Stunden pro Abend zu vertrödeln, weil andere Gruppenmitglieder nichts zu tun haben und nichts im Kollektiv auf die Reihe kriegen.

Ich handhabe meine Gruppenarbeiten immer so, dass die Aufgaben ganz klar verteilt und alleine bearbeitet werden. Nach einer bestimmten Frist, setzt man sich kurz zusammen und bespricht alles, was man bisher gemacht hat. Manchmal wird das auch per Email geklärt, je nachdem wie alle Beteiligten zeitlich eingespannt sind. So etwas reicht vollkommen aus und dadurch erspart man sich den endlosen Umweg und hat schon Ergebnisse und Fakten, die man besprechen kann. Wenn die größte Arbeit erledigt ist, gibt es da nicht mehr viel, was man da besprechen kann und dementsprechend verkürzen sich die 5-6 Stunden verschwendete Zeit auf maximal 30 Minuten in der Gruppe an einem Ort.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es ist eine schwierige Situation und ich kann beide Seiten der Medaille verstehen. Wenn es aber doch von Anfang an so geplant gewesen ist, dass es zwar Gruppen für die Abfrage und die Benotung gibt, aber jeder eben alleine an seinem Teil arbeitet, dann würde ich das auch effektiver finden. So habe ich deinen Beitrag jedenfalls verstanden. Ich kenne die Gruppenarbeit noch aus der Schule und da war es auch schon so, dass mehr gequatscht als gearbeitet wurde. Das ist toll, wenn man eine Freundschaft aufbauen möchte, aber es hilft nicht bei der zielstrebigen Arbeit.

Ich finde es gut so, wie du es gemacht hast, dass du alleine an deinem Projekt arbeitest und das dann zur Gruppenarbeit beisteuerst. Ich denke, dass ich es genauso machen würde. Gerade wenn man noch weitere Dinge zu tun hat, würde es mich unglaublich stören, wenn ich dann in der Gruppe da sitzen würde und alle nur quatschen und man einfach nicht weiter kommt. Dann hätte ich immer im Hinterkopf, was ich noch alles geschafft hätte, wenn ich alleine mein Thema bearbeitet hätte.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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