Disziplin und Engagement im Job unbedingt notwendig?

vom 11.12.2014, 18:02 Uhr

In manchen Beiträgen werde ich dafür kritisiert, dass ich eine laxe Arbeitseinstellung hätte oder meine Aufgaben nicht ernst genug nehmen würde. Man könnte auch sagen, dass man mir unterstellt, es mangele mir an Disziplin. Aber ich frage mich, ob denn Disziplin im Job nun unbedingt notwendig ist. Das denke ich nämlich nicht. Ich finde, so lange man das erledigt, was man soll, reicht es aus. Man kann ja ab und an einen besonders engagierten Eindruck machen. Was man wirklich denkt, merkt ja keiner.

Sicherlich gibt es Stellen, wo es relevant sein mag, dass alle pünktlich früh da sind und hochkonzentriert und mit super Elan arbeiten, damit hinterher ganz feine Produkte oder was auch immer herauskommen. Aber das ist ja nicht überall so. Oft kommt es doch nur darauf an, gewisse Dinge abzuarbeiten und zu erledigen und ob das nun fünf Minuten früher oder später passiert, ist doch egal.

Zudem wird es mir manchmal als undiszipliniert ausgelegt, wenn ich schreibe, dass ich Fehler vertuscht habe oder nicht zugegeben habe, wenn ich auf Arbeit etwas falsch gemacht habe. Aber warum soll man das denn zugeben, wenn man dann eventuell mit negativen Folgen rechnen müsste? Das wäre doch eigentlich nur blöd, wenn man sich selbst in Schwierigkeiten bringt, indem man etwas zugibt, was man auch unter den Teppich kehren kann. Meistens macht man ja nichts mit Absicht falsch, es passiert halt, das ist dann Pech oder Zufall. Warum soll man sich für Pech und Zufall bestrafen lassen?

Also manchmal verstehe ich diese übertriebene Tugendhaftigkeit mancher Menschen nicht. Mein Leben dreht sich nicht nur um die Arbeit, für mich ist die Mittel zum Zweck, nämlich eine Notwendigkeit, um an Geld zu kommen. Ich habe keinen Vorteil davon, immer alles perfekt zu machen, stets diszipliniert zu sein, Fehler zuzugeben und Dinge zu machen, die nicht zu meinen Aufgaben gehören. Warum sollte ich das also tun?

Kann es sein, dass sich das Denken mancher Menschen einfach nur um die Arbeit dreht und daher Dinge wie Pünktlichkeit und Disziplin als scheinbare Notwendigkeit angesehen werden, ohne dass man mal hinterfragt, ob es war bringt, pünktlich und diszipliniert zu sein? So lange man keinen Ärger wegen irgendetwas bekommt, finde ich, reicht das an Engagement aus und selbst wenn irgendwann mal ein Job weg sein sollte (was ich aber nicht glaube), dann sucht man sich halt einen neuen.

Woher kommt nur diese Überbetonung von Disziplin und Engagement? Fehlt es da bei manchen an anderen Lebensinhalten, dass man sich nur über so was definiert?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 11.12.2014, 18:04, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Fangen wir mal bei den Fehlern an, die du vertuschst. Wer muss denn dann dafür gerade stehen? Sind es Kollegen, denen es dann angelastet werden kann? Wenn ja, dann würde ich dein Verhalten eher als egoistisch bezeichnen, weil du damit ja versuchst deinen Allerwertesten zu retten und andere notfalls über die Klinge springen lässt. Wobei man sich dann selbst fragen sollte, wie man es findet, wenn die Situation gegen einen selbst wäre. Also Kollegen alle Schuld von sich weisen oder unwissend tun und du dann den Ärger am Hals hast. Würdest du das haben wollen?

Engagement ist wieder eine recht zwiespältige Sache. In dem einen Job ist es unbedingt notwendig und in anderen Jobs wird es nicht benötigt. Da muss man abwägen, ob es eben reicht nach Vorschrift zu arbeiten oder ob es auf Dauer sinnvoll ist, sich mehr zu engagieren. Man kann also kaum eine pauschale Aussage dazu treffen.

Bei der Disziplin kann ich aber aus meiner Sicht ganz klar sagen, dass es dir daran einfach nur mangelt. Das beginnt ja schon mit deiner Unpünktlichkeit, die du bei Bedarf auch gerne verheimlichst. Ein pünktlicher Arbeitsbeginn, egal ob man viel zu tun hat oder nicht, sollte normal sein und nicht die Ausnahme.

Wobei ich schon fast zu der Meinung gekommen bin, dass du dich einfach zu leicht von anderen Dingen ablenken lässt und daher dein Zeitmanagement nicht mehr passt. Und da solltest du eben grundlegend etwas ändern, weil es wohl nicht dein Leben lang so passen wird, dass alle möglichen Menschen mit deiner Unpünktlichkeit klar kommen.

Auch im Job kann dir das enorme Probleme bringen. Wobei wohl kein Chef wirklich Probleme macht, wenn es mal passiert. Aber bei dir ist eben nicht der Fall von Seltenheit, sondern schon fast die Regel, dass du zeitlich am Morgen nicht klar kommst. Aber den Tipp mit einem wirklich straffen und vor allem durchorganisierten Zeitplan hatte ich dir schon mehrfach gegeben. Wenn man nämlich jeden Morgen den selben Ablauf hat ohne irgendwelche Ablenkungen, dann passt es auch pünktlich beim Job zu sein.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich lege noch einen drauf, du bist kritikunfähig. Jedes Mal fragst du nach unserer Meinung und dann am Ende zerfetzt du was man dir antwortet. Ich halte dich nicht für einen schlechten Menschen, ganz im Gegenteil, du bist wie du bist und das ist gut so.

Man muss sich selber nicht an den Pranger stellen, aber wenn du keinen Spaß bei der Arbeit hast und sie nur als Mittel zum Zweck empfindest würde ich mir darüber so meine Gedanken machen, vielleicht findest du ja auch etwas, was dir Spaß macht, es muss ja nicht immer der super Verdienst sein, manchmal kommt es auch auf den Spaß an.

Man braucht im Leben Disziplin, Durchhaltevermögen und muss engagiert sein, was die Arbeit angeht, ansonsten quält man sich da durch und am Ende ist es nicht so gut geworden als würde es einen wirklich Spaß machen, finde ich. Du musst selber wissen, ob du gut genug arbeitest, das kann dir hier auch keiner sagen, wir schreiben ja nur von außen betrachtete Meinungen, was dein Leben angeht weißt du ja besser was für dich gut ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Du scheinst zu den Menschen zu gehören, die zwar Kritik durch das was und wie sie es schreiben herausfordern, sie aber dann nicht annehmen und sie ablehnen. Über Kritik denkst du nicht richtig nach und wunderst dich, dass keiner deinen Umgang mit der Arbeitsmoral gut findet.

Wenn du zum Bäcker gehst, um dir Brötchen zu kaufen, erwartest du, dass die Brötchen schön knusprig sind und dir schmecken. Würdest du ein Brötchen akzeptieren, das innen nicht durchgebacken ist? Der Bäcker denkt vielleicht, dass er das Brötchen zwischen die anderen mischt, dann fällt es nicht so auf und der Käufer wird es schon verwerten. Aber du hast dafür bezahlt und erwartest als Gegenleistung vernünftige Brötchen.

Genauso erwartet auch dein Chef von dir, dass du eine ordentliche Arbeit für das Geld leistest, was er dir bezahlt. Dazu gehört auch Pünktlichkeit. Dein Ansinnen ist, dass es wichtig ist, den Eindruck zu erwecken, pünktlich und engagiert zu sein. Du willst also mehr scheinen, als du bist. Das finde ich schon traurig.

Du hast eine Aufgabe in der Firma zu erfüllen, die Fingerspitzengefühl und sehr viel Einfühlung verlangt. Wie willst du die richtig gut erfüllen, wenn du selbst nicht von der Wichtigkeit dieser Aufgabe überzeugt bist? Wenn du nur einen Teil der Menschen in deinen Seminaren davon überzeugen könntest, dass das, was du versuchst ihnen ans Herz zu legen für ihr Weiterkommen wichtig ist, dann hättest du eine gute Arbeit geleistet. Aber ich glaube, darauf kommt es dir nicht an.

Fehler macht jeder, aber nur ganz wenige Menschen stehen nicht zu ihren eigenen Fehlern und lassen lieber andere dafür büßen. Das ist eine schlechte Eigenschaft. Du brauchst Geld und willst möglichst viel davon bekommen. Dafür lieferst du eine nicht perfekte Arbeit ab. Das ist für mich ein Ausnutzen zum eigenen Vorteil. Damit hört der Spaß auf, den das ist mies.

Das Leben der Menschen richtet sich nach der Arbeit und dazu gehört Disziplin und Pünktlichkeit. Vielleicht sehen es andere Menschen so, dass es ihnen gar nicht gut genug wäre, Ärger wegen zu lascher Arbeitsauffassung zu bekommen. Aber das scheint dir egal zu sein.

Dein letzter Satz sagt deutlich aus, dass du keine konstruktive Kritik verträgst und akzeptierst. Du wirst nie dazulernen. Kritik solltest du positiv sehen, sie ist besser als ein Lob. Du scheinst Kritik stets als ungerechtfertigt zu verstehen und als Angriff auf dich.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Das Leben der Menschen richtet sich nach der Arbeit und dazu gehört Disziplin und Pünktlichkeit.

Mein Leben richtet sich aber nicht nach der Arbeit. Mein Leben richtet sich nach dem, was ich möchte und die Arbeit bastle ich da irgendwie rein. Aber ich sehe Arbeit nicht als meinen Lebenszweck und meinen Hauptinhalt im Leben. Ich finde das eher schlimm, wenn manche ihr komplettes Dasein auf die Arbeit ausrichten. Da geht doch irgendwie die Freude am Leben verloren, wenn man nur seine Arbeit im Kopf hätte.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Disziplin und Engagement im Job sorgen doch genau nicht dafür, dass sich das Leben nur noch um den Job dreht. Wenn ich nicht eine relativ hohe Disziplin aufbringen würde, dann wäre ich nur noch gestresst und hätte gar keine Freizeit mehr.

Ich bin selbstständig. Bis auf die vereinbarten Lieferfristen mit den einzelnen Kunden kann ich völlig frei entscheiden, wann ich was tue. Bürozeiten sind für mich unwichtig, schließlich kann ich Anrufe auf das Handy umlegen und die Mails auch unterwegs checken und reagieren.

Ohne eine ordentlich Portion Disziplin würde ich nur noch im Stress leben. Sicherlich ist es reizvoll, Termine auszureizen und immer nur passgenau zu liefern. Dann würden mir aber nicht nur viel Aufträge durch die Lappen gehen, ich müsste auch richtig klotzen und es dürfte nichts dazwischen kommen.

Nachlässigkeiten ziehen einen Rattenschwanz an Folgen nach sich. Komme ich am Morgen nicht aus dem Quark und habe am Nachmittag eine Verabredung, dann kann ich den Film am Abend, den ich wirklich gerne sehen wollte vergessen. Während meine Familie entspannt zusammen sitzt, das ich dann tippen.

Das wirkt sich dann auch gleich auf den nächsten Morgen aus. Nach dem Stress am Vorabend habe ich garantiert keine Lust und bin auch nicht wirklich kreativ. Dann würde ich eben auch anfangen, meinen Job irgendwie in mein Leben zu basteln. Und das wäre einfach nur stressig. Dann müsste ich auf viele Freiheiten verzichten, die sich mir gerade durch die Disziplin bieten.

Und auch das mit dem Engagement ist so eine Sache. Nehme ich einen Job nicht ernst, dann kotzt mich das Projekt auch sofort an. Entschuldigung für die offenen Worte. Die Arbeit zieht sich wie Kaugummi, ich bin langsam, wenig leistungsfähig und erreiche bei maximalem Zeitaufwand nur minimale Ergebnisse.

Vernünftige Arbeit bin ich nicht nur meinen Kunden schuldig sondern auch ganz besonders mir selbst. Ohne Disziplin und Engagement hätte ich schon längst keine Lust mehr morgens aufzustehen. Ohne tatsächlich extrem belastet zu sein, hätte ich garantiert eine Depression oder einen Burn-out. :whistle: Dazu mag ich mich dann aber doch viel zu gerne.

» cooper75 » Beiträge: 13412 » Talkpoints: 516,00 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Nachlässigkeiten ziehen einen Rattenschwanz an Folgen nach sich. Komme ich am Morgen nicht aus dem Quark und habe am Nachmittag eine Verabredung, dann kann ich den Film am Abend, den ich wirklich gerne sehen wollte vergessen. Während meine Familie entspannt zusammen sitzt, das ich dann tippen.

Das kann man doch zeitgleich machen. Ich habe eigentlich immer den Fernseher laufen, wenn ich schreibe, da habe ich Unterhaltung und das, was ich abarbeiten soll, parallel. Daher finde ich nicht, dass man sich bei freier Zeiteinteilung auch selbst disziplinieren muss, man kann das dann alles zeitgleich machen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 12.12.2014, 14:34, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich weiß ja nicht, was du schreibst: Die meisten meiner Aufträge lassen sich so nicht bearbeiten. Da kommt man nicht drumherum, sich voll und ganz auf den Text zu konzentrieren.

Eine High-End WDF*IDF Optimierung mit seitenlangen Vorgaben zur erlaubten Wortwahl schreibt sich ebenso wenig nebenbei wie man so ein vernünftiges Lektorat durchziehen kann. Außerdem stört das ständige Wühlen in Unterlagen und dauerndes Blättern in irgendwelchen Büchern eindeutig den Filmgenuss meiner Familie.

» cooper75 » Beiträge: 13412 » Talkpoints: 516,00 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Natürlich ist Disziplin im Job unbedingt notwendig. Allerdings darf man Disziplin nicht als schwarz oder weiß sehen. Man kann durchaus verschiedene Grade von Disziplin aufbringen. Mit einem sehr niedrigen Grad an Disziplin würde man ständig unentschuldigt blau machen.

Man muss natürlich schon einen gewissen Grad an Disziplin aufzubringen, ansonsten leidet die Arbeit und die Kollegen. So etwas ist egoistisch. Dazu gehört zum Beispiel ständige Unpünktlichkeit bei Meetings. So etwas ist in meinen Augen ein Grund für eine Abmahnung und sollte früher oder später zur Kündigung führen.

Schließlich warten alle Teilnehmer und so wird wertvolle Arbeitszeit vergeudet. Anders sieht es bei Arbeitsbeginn aus, wenn man eine gewisse Freiheit bei der Arbeitsgestaltung hat. Bei mir spielt es beispielsweise keine Rolle, ob ich eine Stunde früher oder später anfange, solange kein Meeting ansteht.

Ich kann also problemlos an den meisten Tagen zwischen sechs und zehn Uhr anfangen, solange ich am Ende auf meine Wochenarbeitszeit komme. Wenn man allerdings auf eine gewisse Zeit festgelegt ist (zum Beispiel Schichtarbeit in der Fertigung oder Einzelhandel), darf man dann natürlich auch nicht unpünktlich sein.

Man kann auch diszipliniert und engagiert sein, ohne dass sich das ganze Leben um die Arbeit dreht. Nur gehört es eben zum Mindestmaß an Disziplin, dass man während der Arbeitszeit auch hauptsächlich die Arbeit im Kopf hat und sich nicht ständig durch private Dinge ablenken lässt. Das bedeutet aber auch noch nicht, dass man nur für die Arbeit lebt, auch wenn der Eindruck entstehen mag, wenn man die Leute nur auf der Arbeit erlebt.

Fakt ist aber auch, dass die allermeisten Menschen einen Großteil ihres wachen Lebens auf der Arbeiten verbringen. Da kann es nun wirklich nicht schaden, wenn man ein Mindestmaß an Begeisterung mit sich bringt. Und mit der Begeisterung kommen dann auch die eigenen Ansprüche an Disziplin und Engagement. Wenn man das nicht schafft, hat man entweder den falschen Job oder die falsche Einstellung zu Arbeit.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 13.12.2014, 12:39, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Ich halte Fehler im Job nicht zugeben oder gar vertuschen nicht zwingend für Disziplinlosigkeit sondern für Unehrlichkeit. Vielleicht mag es Jobs geben, in denen das nicht von Belang ist, allerdings bin ich ein grundehrlicher Mensch und mich belastet es, wenn andere Menschen unehrlich sind.

Fehler vertuschen oder eben nicht zugeben kann durchaus auch Folgen für den Arbeitgeber und auch alle Mitarbeiter haben. Teilweise auch für Kunden. Und folglich auch für Zulieferer. Ich kann hier nur an Hand eines Beispieles aus meinem Beruf erzählen, wie sich das auswirken kann.

In meinem Beruf ist es so, dass Wurstabschnitte, Endstücke und ähnliches gesammelt werden und dann wieder in die Produktion gehen, um dort verarbeitet zu werden. Dabei kann man nicht alles wieder verarbeiten. Wobei das auch immer ein wenig auf den Betrieb ankommt. Nun gab es in einem Betrieb die klare Aussagen, Reste von Sülze müssen getrennt gesammelt werden. Die darf auf keinen Fall zu den anderen Resten.

Eines Nachmittags waren wir zu Viert im Geschäft. Klar fielen an dem Nachmittag auch Reste an, die zwischenzeitlich in das Kühlhaus gebracht wurden. Irgendwann tauchte der Meister auf und fragte uns, wer denn die Sülze zu den Resten geschmissen hat. Ich weiß, dass ich es nicht war. Ich hatte aber auch gesehen, wer die Sülze aus dem Laden raus getragen hat und somit war klar, wer den Fehler begangen hat.

Keiner gab zu, wer nun die Sülze zu den Resten gemacht hat. Eine Kollegin sprach mich nachher ganz direkt an, da sie mir wohl angemerkt hat, dass ich weiß wer es war. Petzen wollte ich nicht und irgendwie wusste auch jeder, dass ich das nicht gewesen sein konnte. Und es wäre auch für alle in Ordnung gewesen, wenn die betreffende Person es zugegeben hätte.

Nehmen wir an, der Meister hätte die Reste nicht noch durch gesehen, wäre die Sülze in irgendwas verarbeitet worden, was durchaus Schäden nach sich ziehen kann. Entweder hätte die neue Produktion komplett entsorgt werden müssen oder man hätte es nicht gleich gemerkt und hätte fehlerhafte Ware verkauft. Die Kunden wären vielleicht nie wieder gekommen? Weniger Kunden erfordern weniger Ware und auch weniger Personal. Was heißt, es hätte, wenn sich solche Fehler häufen, jemand gekündigt werden müssen. Und so weiter.

Für mich gehört ein wenig Disziplin schon zum Arbeiten dazu. Pünktlich sein halte ich für sehr wichtig. Klar kann es mal vorkommen, dass man zu spät ist. Allerdings sollte das eben nicht ständig vorkommen. Und dann kann man sich auch klar entschuldigen. Man kann es klar auch einfach vertuschen. Wenn man jeden Tag 12 Minuten zu spät kommt, bekommt man immerhin eine Stunde bezahlt, in der man gar nicht anwesend war. Finde ich persönlich ziemlich unfair den Kollegen gegenüber.

Auch als Kunde erwarte ich ein wenig Engagement und Disziplin. Wenn ich zum Bäcker gehe und ein Brot kaufe, dann möchte ich gerne mein Wechselgeld zurück. Da kann das Verkaufspersonal nicht einfach sagen, ach machen Sie nicht so ein Geschiss wegen 5 Cent, wenn sie einfach 5 Cent zu wenig raus gibt. Ich erwarte auch ein ordentlich geformtes Brot, was ein bisschen Engagement voraussetzt. Wenn ich ein Stangenweißbrot kaufen möchte, dann möchte ich keinen Kloß aus dem selben Teig, nur weil der Bäcker keine Lust hatte das Stangenweißbrot zu formen. Ist das Stangenweißbrot ausverkauft, bin ich der Verkäuferin zumindest dankbar, wenn sie mir sagen würde, dass Brot X aus dem selben Teig ist. Sie könnte ja auch einfach sagen, haben wir nicht mehr und der Kunde geht.

Ich kann dem zustimmen, dass das Leben nicht nur aus Arbeit besteht. Allerdings sollte man für seine Arbeit eine gewisse Disziplin und auch Engagement aufbringen. Gut ich war bisher meistens im Verkauf tätig. Und das lief eindeutig besser, wenn ich hinter der Ware stand, die ich verkauft habe. Ich selbst könnte zum Beispiel nie Nahrungsergänzungsmittel verkaufen, weil ich den Kram für Humbug halte. Alleine deshalb würde ich eine solche Tätigkeit nie beginnen, weil mir das Engagement zum Verkauf dieser Artikel einfach fehlt.

Ich selbst lebe mittlerweile eine Tagesrhythmus abseits der Norm. Mir geht es damit wesentlich besser. Würde ich mir einen Job suchen, würde ich mittlerweile bewusst was suchen, was meinem Tagesrhythmus entspricht. Die Disziplin auf Dauer morgens pünktlich irgendwo zu erscheinen, würde ich zwar wahrscheinlich aufbringen aber ich würde mich dafür nicht mehr stressen wollen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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