Von zu Hause weglaufen in Mode gekommen?

Immer häufiger lese ich in den Zeitungen und höre, dass kleine Mädchen von zu Hause verschwinden. Oftmals steckt glücklicherweise keine Straftat dahinter, sondern einfach nur Kleinigkeiten. Gerade das aktuelle Beispiel handelt von einem fünfzehnjährigen Mädchen, die seit eineinhalbwochen „Weglaufen“ bei ihrer Schwester angekommen ist. Augenscheinlich scheint keine Straftat an dem Kind ausgeübt worden zu sein, was mich persönlich natürlich freut. Ich frage mich jedoch seit einiger Zeit, da dieses Mädchen nicht das erste Beispiel ist, wieso das „Weglaufen“ derzeit so modern erscheint. Man liest ständig, dass kleine Mädels ein paar Tage ohne Rückmeldung verschwinden. Am Ende kommt teilweise nichts dabei rum, sondern hatten die kleinen einfach keine Lust oder auch Streit zu Hause.

Handelt es sich also um die Generation „Weglaufen, wenn etwas nicht in den Kram passt“ oder wie soll man das verstehen? Ein fünfzehnjähriges Mädchen muss doch wissen, dass wenn sie 1 ½ Wochen verschwindet und das ohne ein Wort, dass Polizei & Co nach ihr suchen werden. Wie könnt ihr euch das erklären, dass es immer häufiger passiert, dass Kinder solche Verhaltensweisen an den Tag legen? Gehört es zum Erwachsen, werden dazu?

Seit wann meinst du, dass das Weglaufen zum Erwachsen werden dazu gehört? Das dürfte wohl reichlich übertrieben sein. Wenn 15-Jährige von zu Hause weglaufen, dürften das andere Gründe sein, da sie ja fast schon erwachsen sind. Vielleicht wollen sie gegen etwas protestieren, oder sie sind nicht einverstanden mit der Entscheidung der Eltern, oder sie haben einen Freund, mit dem sie zusammen sein wollen und bisher nicht konnten, weil die Eltern es nicht gestatteten. Vielleicht gibt es auch Stress in der Schule, mit dem sie nicht umgehen können.

Weggelaufen sind die Jugendlichen auch in früheren Zeiten. Das wurde nur nicht so publik gemacht. Aber das hat es immer gegeben. Durch die heutigen Medien bekommt die breite Öffentlichkeit natürlich schnell Kenntnis von solchen Dingen. Das war früher nicht der Fall. Die Fälle, wo jemand weggelaufen ist, werden sehr aufgebauscht und im Fernsehen, Radio und in den Zeitungen gebracht. Dadurch bekommt es jeder mit.

Weglaufen sehe ich nicht als Modeerscheinung. Vielleicht fällt es nun durch die modernen Medien mehr auf, aber die Kinder sind auch früher schon weggelaufen und dem Elternhaus ferngeblieben, wenn da etwas nicht gut zu Hause lief. Als neu würde ich das also nicht sehen. Wir sind heute eben besser vernetzt und so fällt es mehr auf, aber das Weglaufen ist sicher auch dasselbe geblieben.

Ich finde auch, dass man das nicht gemacht haben muss um Erwachsenen zu werden oder zu sein. In meinen Augen ist das der letzte Weg der Rebellion und eine sehr drastische Maßnahme. Ich denke nicht, dass man das einfach so leicht entscheidet und zu Hause dann schon einiges schieflaufen muss. So toll ist es dann ja auch nicht, wenn man wieder nach Hause kommt und die Probleme noch dieselben sind.

Ausreißer gab es schon immer. Aber die Zeit hat sich verändert. Man kommt schneller von A nach B und dadurch dass Medien schneller veröffentlichen wird auch die Bevölkerung schneller informiert. Daher bekommt man das Gefühl, dass es eben mehr Ausreißer gibt. Das Internet mit seinen sozialen Netzwerken trägt auch dazu bei, dass viel mehr Leute innerhalb von wenigen Stunden wissen, dass ein Kind oder ein Jugendlicher gesucht wird.

Es als Modeerscheinung zu sehen, ist dabei aber der falsche Ansatzpunkt. Selbst zu meiner Kindheit sind schon andere Kinder von zu Hause ausgerissen. Auch in meiner Klasse hat es ein Mädchen versucht, was aber sehr schnell bemerkt wurde und sie kam daher nicht weit. Und das ist mittlerweile 30 Jahre her.

Ich kann ehrlich gesagt nicht bestätigen, dass es zur Zeit immer mehr Mädchen gibt, die von zu Hause weglaufen. Genau genommen war das doch schon immer mal. Die Gründe sind da sicherlich sehr verschieden, aber generell schlägt man ja gleich Alarm, weil man denkt, dass eine Straftat dahinter steckt. In manchen Fällen ist das sicherlich nicht verkehrt, aber das Thema ist ja leider allgegenwärtig.

So einer Person sollte schon wissen, was sie mit so einer Aktion anstellt, aber wir reden hier von Kindern. Da gibt es immer wieder Phasen, in denen dem Kind alles und jeder völlig egal sind. Auch das Weglaufen vor einer unangenehmen Situationen oder einfach vor einem Konflikt ist bei Kindern sehr häufig gegeben.

Ich hab das Problem gerade mit meiner Freundin das wir überlegen ob sie abhauen soll da sie zuhause fertiggemacht wird von ihren Eltern. Das Jugendamt tut nichts dagegen (Fernbeziehung, heißt ich kann nicht viel tun) sie hat wegen ihren Eltern starke Depressionen und sie hält das einfach nicht mehr aus. Ich werde sie mit aller Kraft unterstützen, aber zuhause bleiben geht nicht.

Für eine Modeerscheinung halte ich das auch wirklich nicht. Jugendliche sind sicher zu jeder Zeit schon von zu hause abgehauen. Klar, nicht jeder Jugendliche läuft von zuhause weg, aber ich denke, ihr versteht alle, wie ich das meine.

Sogar ich hatte schon vor, einfach abzuhauen. Dumm war nur, dass man mich direkt noch an der Garage erwischt hat und sich bei mir entschuldigt hat und mich bat, wieder rein zu kommen. Da ich ehrlich gesagt überhaupt keinen Plan hatte und nicht wusste, wohin ich eigentlich hätte gehen sollen, bin ich dann auch wieder mit in das Haus gegangen und die Geschichte hatte sich für mich erledigt.

Auch im Bekanntenkreis und innerhalb der Familie hört man immer wieder Geschichten darüber, dass jemand von zuhause weggelaufen ist. Meistens sind das dann irgendwelche Jugendanekdoten, sodass ich wirklich davon ausgehe, dass man nicht nur jetzt im Moment als Jugendlicher von zu hause wegläuft und man dieses Vorgehen als modern bezeichnen kann, sondern dass es schon immer so gewesen ist und das mediale Interesse wohl einfach nur größer geworden ist.