Eltern mit Gutscheinen zum Rauskommen bewegen?
In einem anderen Thread hatte ich ja bereits erwähnt, dass meine Eltern ihre Freizeit eigentlich fast ausschließlich zu Hause verbringen, wenn man vom Einkaufen absieht. Von alleine können sie sich nie dazu motivieren, einfach einmal etwas zu unternehmen, wie beispielweise ins Kino, in die Therme oder ins Restaurant zu gehen. Das finde ich immer sehr schade und es macht mich auch traurig, dass sie jeden Tag das gleiche machen und ich weiß, dass sie damit nicht glücklich sind.
Jedenfalls mache ich es seit einigen Jahren schon so, dass ich meinen Eltern zu verschiedenen Anlässen, wie etwa zu Weihnachten oder zum Geburtstag, sowie auch zum Muttertag immer nur Gutscheine verschenke. Dabei handelt es sich um Gutscheine für verschiedene Restaurants, fürs Kino oder eben auch für die Therme. So haben sie endlich auch eine Motivation, etwas zu unternehmen und sie sind quasi dazu gezwungen, wenn sie die Gutscheine nicht ablaufen lassen wollen. Von daher wurden bisher auch immer alle Gutscheine eingelöst.
Materielle Dinge haben meine Eltern wirklich genug und sie kaufen sich auch sehr oft etwas, so dass ich es nicht einsehe, ihnen noch mehr Sachen zu schenken, wenn sie sich diese jederzeit selbst kaufen können. Unternehmen tun sie jedoch so gut wie nie etwas von sich aus, so dass ich da eben mit Gutscheinen etwas nachhelfe.
Gibt es auch Leute, die ihr mit Gutscheinen zum Rauskommen bewegt? Was haltet ihr davon, jemanden mit Gutscheinen zum Rauskommen zu bewegen?
Die Idee, mit Gutscheinen die Eltern zum Rausgehen zu bewegen finde ich raffiniert und gut. So merken sie gar nicht, was du vor hast. Was sagen sie denn, wenn du ihnen Gutscheine für das Kino schenkst? Freuen sie sich oder meinen sie, dass sie dann ja raus müssen? Wie ist es, wenn ihnen der Film gefallen hat, wollen sie dann nicht selbst mal hin ohne einen Gutschein von dir zu haben?
So alt scheinen deine Eltern doch noch nicht zu sein, dass sie sich nur zu Hause verkriechen. Haben sie kein gemeinsames Hobby, für das sie sich interessieren? Vielleicht gibt es da etwas, was sie ausbauen können, Tanzveranstaltungen oder regelmäßige Theaterbesuche oder vielleicht die Mitgliedschaft in einem Schachklub?
Was machen sie denn, wenn sie zu Hause sind, lesen, fernsehen oder Musik hören? Vielleicht finden sie es einfach urgemütlich zu Hause und möchten gar nicht unter Menschen gehen. Wenn du jedoch meinst, sie sind nicht glücklich so wie sie leben, also meistens Zu Hause, dann muss es ja an irgendetwas liegen, was du erst einmal herausfinden müsstest. Eventuell möchte jeder von beiden etwas anderes machen und keiner traut sich, es zu sagen.
Warum versuchst du deinen Eltern da etwas aufzuzwingen, was sie scheinbar gar nicht wollen. Mit den Gutscheinen nötigst du sie etwas zu unternehmen, aber ob ihnen das wirklich gefällt, ist dabei nicht ganz klar. Vielleicht machen sie es dann nur, damit die Gutscheine nicht verfallen. Soweit ich mich erinnere willst du auch keine Einmischung in dein Leben durch deine Eltern. Du bist erwachsen und willst selbst entscheiden, was du wann machst.
Warum kannst du das nicht bei deinen Eltern auch so halten? Ich weiß nicht wie alt deine Eltern sind, aber ich vermute, dass sie nicht viel älter sind als mein Mann und ich. Wir haben auch kein Interesse daran ständig etwas zu unternehmen. Und ich fände das sehr anmaßend, wenn uns das einer von den Kindern aufdrücken wollte, in dem es ständig Gutscheine gibt, die man einlösen muss.
Bei meinen Eltern würde diese Masche nicht funktionieren. Ich könnte sie niemals zu etwas bewegen, was sie nicht interessiert. Sie würden die Gutscheine dann einfach verfallen lassen. Daher käme ich auch gar nicht auf die Idee, ihnen mit irgendwelchen Gutscheinen irgendwelche Freizeitaktivitäten aufzuzwingen und ich finde es auch grundsätzlich falsch, wenn man das tut, gerade wenn es nicht erwünscht ist. Du sagst ja selbst, dass deine Eltern eigentlich nur sich aufraffen und etwas unternehmen, damit die Gutscheine nicht verfallen, das hat schon etwas von Zwang und warum sollte man glücklicher sein, wenn man gezwungen wird, etwas zu unternehmen was man nicht will?
Ganz oben auf der Liste der Dinge, die ich meinem Vater nie mehr schenken würde, stehen Gutscheine. Wobei das für fast alle Arten von Gutscheinen gilt. Zu negativ sind meine Erfahrungen damit und ich weiß, dass man Bruder das mittlerweile sicherlich ähnlich sieht.
Mein Vater hat jahrelang vom Bahnfahren geschwärmt. Gut haben meine Eltern auch öfters mal gemacht. Ich kannte aber einen Lokführer, der sich angeboten hatte, meinen Vater mal in der Lok mitzunehmen. Ich habe meinem Vater dann einen Gutschein für eben diese Bahnreise geschenkt und er hätte von mir noch Taschengeld bekommen. Der besagte Lokführer ist schon ewig in Rente, wenn er überhaupt noch lebt.
Mein Vater erzählte uns immer, wo er überall hinreisen will, wenn er in Rente ist. Keine ausgefallenen Ziele. So Sachen wie auf das Oktoberfest, die Schwestern meiner Mutter im Breisgau oder Bayern besuchen, die und die Stadt in Deutschland noch mal sehen und so weiter. Allerdings bekommt er eben eine niedrige Rente und so Fahrten sind nicht immer so einfach drin.
Mein Bruder war dann mal so schlau, ihm eines dieser begehrten Lidl-Bahntickets vor Jahren zu Weihnachten zu schenken. Ich glaube die hatten damals eine Gültigkeit bis Ende März. Schlussendlich fing er zwei Wochen bevor die abliefen damit an, dass ich damit verreisen soll. Er sagte mir auch, ich soll doch meine Patentante besuchen und so weiter. Ich war zu dem Zeitpunkt gar nicht in der Verfassung zu verreisen. Aber er bedrängte mich ständig.
Hauptargument war immer, die Karten dürften nicht verfallen. Ich soll dankbar sein, weil er mir was Gutes tun will. Und ähnliches. Er selbst wollte auf keinen Fall die Tickets nutzen. Dann fiel ihm ein, seine Tochter ist doch im Internet unterwegs. Er hat gar kein Internet und kennt nur so Berichte, in denen irgendwas für viel Geld verkauft wurde - natürlich über das wundersame Internet.
Dann setzte er mich unter Druck, ich soll die Karten verkaufen. Aber er will mindestens das dafür haben, was sie gekostet haben. Alle Erklärungsversuche, dass ich die so kurz vor knapp zu dem Preis nicht los werde, prallten an ihm ab. Doch doch das geht. Ich habe natürlich keinen Käufer gefunden und er fing wieder an, ich solle zu meiner Patentante fahren, er ruft sie an und so weiter. Und machte mir bittere Vorwürfe, dass die Karten ja nun verfallen. Ach ja gleichzeitig hat er sich auch bemüht die Karten an den Mann oder die Frau zu bringen. Sehr sinnig, wenn ich sie im Internet anbieten soll. Aber auch da hatte er kein Verständnis für.
Deshalb erspare ich mir Gutscheine. Die verfallen meistens eh. Oder er versucht sie für viel Geld zu verkaufen oder mir regelrecht aufzuzwingen und ich soll ihm dafür dann noch dankbar sein.
Das höchste der Gefühle ist ein Einkaufsgutschein für ein Geschäft, in dem er eh einkauft. Was aber auch negativ laufen kann. Ich habe ihm ein einziges Mal einen Shell-Gutschein geschenkt, den die Tankstelle dann nicht angenommen hat und er sich dann bei mir beschwert hat. Das es nicht richtig war, dass die Tankstelle den Gutschein nicht genommen hat, das steht außer Frage. Aber die Art, wie er mir dafür Vorwürfe machte, darauf kann ich dankend verzichten.
Ach ja Kinogutscheine würde er toben. Er geht nie ins Kino und das habe ich zu akzeptieren. Ähnlich sieht es mit Theater aus. Volkshochschulkurs ginge auch gar nicht, denn da muss er sich ja an vorgegebene Zeiten halten. Die Liste ist beliebig erweiterbar und ich sage mir halt, dann soll er sein eigenbrötlerische Dasein eben fortführen.
Punktedieb hat geschrieben:Warum versuchst du deinen Eltern da etwas aufzuzwingen, was sie scheinbar gar nicht wollen. Mit den Gutscheinen nötigst du sie etwas zu unternehmen, aber ob ihnen das wirklich gefällt, ist dabei nicht ganz klar.
Ich zwinge meinen Eltern ganz sicher keine Unternehmung auf. Meine Eltern sind beide depressiv und verkriechen sich zu Hause, ohne die Motivation zu haben, von selbst etwas zu unternehmen. Es kommen immer wieder Ausreden und sie schaffen es nicht. Mit den Gutscheinen kann ich zumindest erreichen, dass sie endlich etwas unternehmen. Dabei sagt mir meine Mutter oft genug, wie gerne sie doch verreisen oder etwas Richtiges unternehmen würde, wobei die beiden sich einfach nicht aufraffen können. Meine Mutter freut sich dann immer sehr, wenn sie wieder einen Anlass hat, sich schick zu machen und ich merke, dass ihr das gut tut. Meinetwegen kannst du es so sehen, dass ich ihnen etwas aufzwinge, aber ob das so schlecht ist, ist die andere Frage.
Wenn deine Eltern nachweislich krank sind, dann brauchen sie professionelle Hilfe und keine Gutscheine damit sie was unternehmen können. Und selbst wenn sie nicht depressiv wären, so ist es die Sache deiner Eltern und nicht dein Problem. Immerhin wirst du irgendwann nicht mehr da sein, um deine Mutter irgendwo hin mitzunehmen. Da wäre es wohl sinnvoller, wenn man ihr Möglichkeiten bietet, wo sie neue Kontakte knüpfen kann. Beim Eis essen mit dir, hat sie da kaum eine Chance.
Allerdings muss man eben auch die Erkrankung dabei sehen. Ob es wirklich so gut ist, wenn sie ständig aus ihrem gewohnten Alltag gerissen werden, ist dann wieder eine Frage die sich mir aufdrängt. Soweit ich das kenne, tun sich Menschen mit Depressionen eher schwer damit eine Abwechslung in ihr Leben zu bringen.
Gerade weil Menschen mit Depressionen gerne nur im gewohnten Umfeld sind, ist es wichtig, dass sie von anderen Menschen einfühlsam zu Aktivitäten animiert werden. Nachzulesen in jedem Ratgeber für Angehörige von Depressiven. Und auch in jedem Ratgeber für Depressive selbst wird dazu geraten, das Haus zu verlassen und aus dem gewohnten Kreislauf auch mal auszubrechen.
Mit der Grundlage, dass deine Eltern depressiv sind, sieht das Thema schon ein wenig anders aus Prinzessin_90. Ich kann nur von mir berichten. Ich selbst neige dazu depressiv zu sein oder eben depressive Züge zu haben, die teilweise stark ausgeprägt sind. Aber mich mit aller Gewalt aus dem Haus zu bekommen, ist Thema für sich.
Ich weiß, dass ich Freunde habe, die weiter weg wohnen, die mich gerne mal wieder sehen würde, die aber aufgrund ihrer Situation nicht zu mir kommen können. Es für mich einfacher wäre, zumindest vom rein logischen Standpunkt aus, wenn ich diese Freunde besuchen würde. Eingeladen wäre ich auch. Ich könnte jederzeit anrufen und sagen ich komme morgen und so weiter. Aber ich bekomme es einfach nicht hin. Wobei da nicht nur die Depressionen hinderlich sind.
Hier vor Ort bewege ich mich teilweise freier. Kann aber auch ungehalten reagieren, wenn man mit mir Sachen machen will, die ich nicht machen will und man mir die Sachen regelrecht anpreist. Oder man eben meine Grenzen nicht akzeptiert.
Da ich ja schon von meinem Vater berichtet habe, er ist da ein prima Beispiel für. Wenn es heißt, wir gehen als Familie essen, kommt entweder ein, ich soll aussuchen, nur damit er nachher sagen kann, wie mies die Wahl war oder was man sonst hätte machen können oder er schlägt Lokale vor, von denen er weiß, dass ich sie nicht mag und erwartet dann aber, dass ich ihm dankbar dafür bin. Im Gegenzug ist er aber nie bereit, mal in ein Lokal zu gehen, welches ihm nicht zusagt.
Meine Grenzen sind für ihn kein Thema, denn sie sind ihm egal. Im letzten Jahr wollte er unbedingt mit mir ein meinem Geburtstag frühstücken gehen. Eine wirklich nette Idee. Problem ist nur, ich lebe einen ganz anderen Tagesrhythmus. Alles vor 12 Uhr ist für mich mitten in der Nacht, wie ich immer sage. Ich wollte ihm entgegenkommen und meinte, ja aber um 11 Uhr. Nein, um 11 Uhr kann er nicht mehr frühstücken. Und ich war nicht bereit an meinem Geburtstag ihm zuliebe extra früh aufzustehen. Wobei das früher aufstehen als ich gewohnt bin, sich grundsätzlich auf meine Psyche schlägt. Er war ziemlich angesäuert deswegen.
Hätte er gesagt, lass uns zum Mittag bei einem Chinesen essen gehen, wäre ich sofort mit dabei gewesen und wäre auch bereit gewesen, vor 12 Uhr aufzustehen, um gegen 13 Uhr irgendwo zu sein. Wobei 13 Uhr auch nicht gegangen wäre, weil mein Vater Wert auf seinen Mittagsschlaf legt. Sprich es wäre egal wie nach seinen Regeln gelaufen. Und das ist was, was ich nicht immer ab kann.
In schechten Phasen, für die mein Vater kein Gespür hat, animieren mich andere, mal was zu machen. Allerdings haben mir sonst nahestehende Menschen da schon ein Gefühl für, dass es wenig bringt mich nun zu was zu zwingen. Aber ich werden eben motiviert, irgendwas zu tun. Und das eben möglichst außerhalb meiner Wohnung. Ich werde auch motiviert, diversen Aktivitäten nachzugehen. Mir hilft es aber durchaus, wenn andere dann Vorschläge machen. Beziehungsweise bin ich teilweise auch so weit, mich selbst zu aktivieren, in dem ich mir dann vornehme, ich mache mal Fotos von bestimmten Orten und so weiter.
Dein Ansatz ist somit sicherlich nicht falsch. Allerdings würde ich eher dazu tendieren, wirklich nur ausgewählte Gutscheine zu schenken. Mir würde man zum Beispiel keine Freude mit einem Theaterticket machen. Wenn deine Mutter aber Spaß am Theater hat, mag das in ihrem Fall sicher passen. Wobei es sicherlich auch nicht verkehrt ist, wenn du deinen Eltern getrennte Gutscheine schenkst.
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