Wie gerechtfertigt ist das Einkommen de Microsoft-Chefs

vom 04.12.2014, 21:29 Uhr

Zunächst, weil das regelmäßig falsch verstanden wird, will ich hier keine Neiddebatte entfachen sondern tatsächlich nüchtern-sachlich die Frage in den Raum stellen, ob Einkünfte in bestimmter Größenordnung betriebswirtschaftlich zu rechtfertigen sind oder eben nicht - wobei ich hier meine Meinung als Nicht-Betriebswirt in der Frage nicht verheimlichen werde.

Zum Hintergrund: der aktuelle Microsoft-Chef Satya Nadella ist seit Februar an diese Position vorgerückt und ist damit zum Nachfolger von Steve Ballmer geworden (Ballmer ist selbst auf Bill Gates gefolgt). Also arbeitet Nadella seit fast einem Jahr an der Konzernspitze und hat in der Zeit die Gelegenheit gehabt, den Konzern entsprechend seiner Vorstellung auszurichten. Aber naturgemäß (was auch keiner hat erwarten können) sind in der kurzen Zeit keine massiven Änderungen durchführbar, so dass das Profil von Nadella nur langsam zum Vorschein tritt.

Interessant ist, dass er in seiner Position jetzt ein jährliches Grundgehalt von 920'000 US Dollar erhält. Das ist sicher ein vertretbares Gehalt. Zusätzlich bekommt er leistungsabhängige Bonuszahlungen, welche sich in seinem Fall auf 3,6 Millionen US Dollar summieren. Das wieder wird dann schon ein stattliches Einkommen für das erste Jahr, zumal der "Leistungsgedanke" hier schwierig nachvollziehbar ist, zumal ja die Ergebnisse sehr vermutlich auch zu großen Teilen durch seinen Vorgänger zu verantworten sind (ebenso mögliche Fehlentwicklungen!).

Aber nach diesem Jahr hat sich Nadella bereits zusätzlich zu Grundgehalt und Bonuszahlungen ein Aktienpaket "erarbeitet", welches aktuell ca. 80 Millionen US Dollar wert ist! Einschränkend kann man sagen, dass er diese Aktien nicht vor dem Jahr 2019 wird verkaufen dürfen und diese Zahlungen alle Brutto angegeben sind (diese Gelder also auch zu versteuern sein werden). (Siehe vielleicht auch die Meldung hier.)

Hier frage ich aber, was aus wirtschaftlicher Sicht diese Summe rechtfertigt und ob tatsächlich der Einfluss bzw. die Entscheidungen eines einzelnen Managers den Konzern so massiv tragen bzw. ob nicht auch andere Manager für weniger Geld ähnliche Entscheidungen hätten treffen können. Zumal nicht ein Punkt bekannt ist, bei dem Nadella den Konzern revolutionär nach vorne gebracht hätte. Im Grunde läuft alles eher "ruhig" und die strategischen Ziele sind (Tablets, Mobilfunk) bei weitem nicht erreicht. Es geht aber nicht so sehr darum, ob es einem Milliardenkonzern schadet, einzelne Mitarbeiter so zu entlohnen, sondern ob hier nicht jede Verhältnismäßigkeit bei weitem gesprengt worden ist. Ist es zu rechtfertigen? Oder zu erklären?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Meiner Ansicht nach ist es völlig überzogen. Allerdings geht die Einkommensspirale bei einigen Fondsmanagern bis in die Milliarden! Von da gesehen, sind dies sogar nur "Peanuts", wobei auch mir nur ein solches "Peanut" reichen würde.

Meiner Ansicht nach sollten Einkommen über einer Million Euro zu 100 Prozent besteuert werden, aber bis dahin wird es leider noch ein weiter Weg.

Erklären kann und will ich es übrigens erst gar nicht. Schließlich arbeitet nicht nur der Chef einer Großfirma alleine für das Unternehmen, aber daran denkt wohl keiner.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Bei Jobs im oberen Management kann man die Rechnung Gehalt gegen Arbeit doch schon lange nicht mehr machen. Es ist doch logisch, dass die Arbeit einer einzelnen Person niemals so viel Wert sein kann. Der Punkt ist aber der, dass die obersten Manager im Prinzip den Job wahrnehmen, den zu Beginn die Gründer ausgeführt haben. Sie sind also quasi Unternehmer und werden deshalb auch dementsprechend überproportional bezahlt. Und als "Ersatz-Gründer" bekommen sie oft auch Firmenanteile, üblicherweise in Form von Aktienoptionen.

Wie hoch das Gehalt ausfällt, entscheiden letztendlich die Eigentümer des Unternehmens, also die Aktionäre. Die Vergütung von Satya Nadella wurde soweit ich das mitbekommen habe von der Hauptversammlung abgesegnet. Somit ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht alles in Ordnung. Wer, wenn nicht die Eigentümer, sollten solche Entscheidungen treffen dürfen?

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



In anderen Ländern ist es natürlich auch so, dass Manager viel verdienen und oft auch unverhältnismäßig viel. Aber in den USA hat das schon lange ziemlich perverse Züge angenommen. Wenn man nicht durch Gesetze gegensteuert, überbieten sich die Firmen gegenseitig. Und nach oben sind da keine Grenzen gesetzt. Wenn das ein Mal in Gang geraten ist, muss jede Firma mitziehen, weil fast niemand aus Idealismus ein sehr viel geringeres Gehalt akzeptiert.

In diesem Artikell wird eine Studie vorgestellt. Man hat in unterschiedlichen Ländern Befragungen durchgeführt, welches Verhältnis von Angestelltenlohn zu Managergehalt denn gerecht wäre. Da kamen Antworten wie "fünf Mal so viel", in Dänemark sogar nur das Doppelte. Und was ist in den USA Realität? Über 300 Mal so viel!

Dass das nicht gerecht ist oder durch irgendetwas gerechtfertigt werden kann, ist doch klar. Das ist viel zu überzogen und kann gar nicht die Leistung widerspiegeln. Auch ein Manager ist nur ein Mensch und kann keine Wunder vollbringen. Ich finde die Idee von Juri1877, dass Einkommen über einer Million zu hundert Prozent versteuert werden sollte, ist interessant. Aber auf jeden Fall sollte die Politik hier eingreifen, wenn es die Wirtschaft nicht selber hinbekommt, sich zu beschränken.

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ein Firmenchef, dem der Betrieb gehört, kann verdienen, was er erarbeitet mit seinen Mitarbeitern. Stellt der Chef aber einen Manager ein, der seine Arbeit weiterführen soll zum Besten des Betriebs, kommt es darauf an, wie geschickt der Manager sein Einkommen aushandelt und seine Tantiemen oder sonstige Vergütungen. Ist der Inhaber davon überzeugt, dass die Firma in seinem Sinne geleitet und weiter nach oben geführt wird kann er das geforderte Einkommen akeptieren. Würde das Einkommen prozentual im Rahmen des erwirtschafteten Gewinnes liegen, wird der Inhaber das hinnehmen.

Der Manager orientiert sich anhand der Einkommen, die allgemein für Manager in der oberen Größenklasse gezahlt werden und rechnet noch etwas dazu. Wird das akzeptiert,ist alles in Ordnung. Wie weit ein Firmenchef kommen würde, wenn er nur einen Bruchteil eines üblichen Managereinkommens anbieten würde, ist die Frage. Wahrscheinlich dürfte er weiter suchen. Wenn es wirklich einen Ausnahmemanager mit außerordentlichen Fähigkeiten und Ideen geben würde, der dem Betrieb Flügel verleihen würde, dann hätte er auch ein entsprechendes Einkommen verdient. Aber nur, um das zu übernehmen, was andere geschaffen haben, ist ein Einkommen in der genannten Höhe wohl nicht vertretbar.

Die Managergehälter müssten weltweit eine Obergrenze haben, die festgelegt wird und nicht überschritten werden darf. Auch wenn die Managergehälter in Amerika noch höher sind als in Deutschland und die in der Schweiz ebenso über unseren liegen, sind auch die Managergehälter in Deutschland zu hoch. Aber es gibt noch viel mehr verdienende Menschen, die Spekulanten und das müsste alles gestoppt werden.

Was richtig wäre, wenn in Managerverträgen genau festgelegt würde, bei welchen erfolgreichem Handeln sie ihr Geld verdient hätten und vor allem, mit wie viel Prozent sie an Verlusten mit ihren Gehalt beteiligt werden. Könnte es sein, dass sie dann mit weniger Gehalt zufrieden wären, aber bei Verlusten nicht zahlen müssten? Ich frage mich, warum dieses Gesamteinkommen in der Höhe bewilligt wurde? Was hat er denn bisher für den Konzern getan, dass das Gehalt berechtigt wäre?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^