Gefühl einem anderen immer etwas schuldig zu sein

vom 06.12.2014, 20:05 Uhr

Eine Bekannte von mir, ist eine nette und liebenswerte Person. Jedoch glaubt meine Bekannte, immer allen alles zurück zahlen zu müssen. Es gab schon mehrere Situationen, in denen die betreffende Dame genau geschaut hat, was die Dinge kosten, die sie geschenkt bekommen hat.

Nun letztens hat sie einer anderen Bekannten fünf Euro geben wollen, weil diese ihr geholfen hat, das Heizöl vom Keller herauf zu holen. Die andere Bekannte hat das Geld natürlich nicht genommen und meine Bekannte für unzurechnungsfähig erklärt, natürlich nur aus reinem Spaß, sie weiß ja, wie die betreffende Person drauf ist.

Nun hat die Bekannte von mir mitbekommen, dass eben diese Person, die ihr das Heizöl vom Keller herauf genommen hat und ihr noch zuvor die Wohnung heraus gemalt hat, ihr überhaupt nicht gut tut. Nun traut meine Bekannte sich aber nicht, den Kontakt mit ihr abzubrechen, weil sie ja denkt, ihr immer noch etwas schuldig zu sein, für ihre Wohnung, für das Ausmalen. Und das, obwohl sie die Person, um die es sich handelt, bereits ausreichend belohnt und sogar bezahlt hat.

Nun habe ich sie zum Essen eingeladen, weil ich ihr das versprochen habe, weil sie einen runden Geburtstag hinter sich hatte. Anschließend nahm sie sich beinhart die Rechnung und sagte zu mir: "Ich muss gerade schauen, was ich dir noch schulde." Ich dachte, ich höre nicht richtig und fand das echt schon ein wenig übertrieben.

Anschließend frage sie mich gleich, was ich mir zu Weihnachten wünschen würde, sie würde mir einen Gutschein kaufen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Auf der einen Seite finde ich es ja eine nette Andeutung, dass sie sich so darüber freut, aber wenn ich etwas verschenke, dann erwarte ich mir doch keine Gegenleistung dafür, sondern bin einfach glücklich, jemandem eine Freude gemacht zu haben, oder?

Wie ist das bei euch? Kennt ihr auch Bekannte, die immer alles auf den Cent genau zurück schenken oder zurück zahlen wollen? Oder betrifft es euch sogar selber ab und an, dass ihr euch denkt "Wie du mir, so ich dir?". Wann findet ihr so ein Verhalten okay und wann wird es euch zu viel?

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 06.12.2014, 20:21, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


In so extremer Form kenne ich es zum Glück nicht, auch wenn ich einen Bekannten habe, der auch nicht gut eingeladen werden kann. Wenn ich sage, dass ich das Essen bezahle, dann möchte er immer zumindest die Getränke bezahlen. Wenn ich das nicht zulasse, dann mosert er schon ein wenig herum, aber er versucht nicht krampfhaft, meine entstandenen Kosten auszugleichen, was ja auch quatsch ist, wenn ich ihn zum Beispiel gezielt zum Essen einlade.

Bei deiner Bekannten finde ich es aber schon sehr extrem. Das würde mich schon sehr stören, weil ich finde, dass man in einer Bekanntschaft nicht alles genau aufrechnen darf, wenn man mal für die andere Person etwas tut. Ich finde, dass man sich immer mal gegenseitig hilft und es sich so im Laufe der Zeit schon ausgleicht.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich finde das auch extrem. Sicher sollte es sich bei gleicher Grundsituation die Waage halten, aber ob der eine nun ein paar Euro mehr ausgegeben hat, sollte eigentlich egal sein. Ich würde das sehr anstrengend finden. Eigentlich könnte sie ihr Essen gleich selber bezahlen, dann hätte sie ihren Seelenfrieden.

Wobei ich grundsätzlich finde, Geschenke und Hilfe sollte bei engen Freunden von Herzen kommen. Meine beste Freundin ist alleinerziehend und bekommt Hartz 4 während es uns finanziell ganz gut geht. Ich schenke ihr immer etwas und lade sie zum Frühstück in ein Café ein. Dafür gebe ich ca. 50 € aus und tue das gerne. Sie schenkt mir meistens eine teure Creme oder Badeschaum und gibt dafür maximal 10€ aus und ich freue mich trotzdem. Denn für sie ist das viel Geld und sie würde sich so eine Creme niemals kaufen.

Niemals würde ich auf die Idee kommen, ihr weniger zu schenken und auch nicht erwarten, dass sie mir mehr schenkt. Im Gegenteil, ich würde mich schlecht fühlen, weil ich wüsste, dass ihr das Geld am Ende des Monats fehlen würde.

Und Hilfe kann man meiner Meinung nach auch nicht wirklich aufwiegen, wenn einer Hilfe braucht, bekommt er sie, auch wenn ich in absehbarer Zeit keine brauche und es so keine Gelegenheit gibt, das wieder gut zu machen.

Vielleicht steckt etwas anderes dahinter, wenn sie den Kontakt nicht abbrechen möchte, obwohl ihr bewusst ist, dass es ihr schadet. So starke Schuldgefühle anderen gegenüber, deuten auf ein grundlegendes Problem hin und sind definitiv nicht normal.

» JadeC » Beiträge: 677 » Talkpoints: 1,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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