Proll beschimpft weiblichen Fahrgast im Bus

Im Bus wurde ich auf der Fahrt in einen Außenbezirk Zeuge einer verbalen Attacke auf eine junge Frau mit Kinderwagen. Dieser Außenbezirk der Stadt ist nicht gerade der beste und angesagteste.

An einer Haltestelle stieg ein Mann ein, der ebenfalls einen Kinderwagen mit sich führte. Nun waren es zwei Kinderwagen, die beide nicht richtig gestellt hatten, so dass wenig Platz für vorbeigehende Fahrgäste blieb. Da begann der zuletzt eingestiegene Mann lauthals auf die junge Frau zu schimpfen, die ordentlich aussah, was man von ihm nicht sagen konnte. Er meinte, dass die Ausländer verschwinden sollten. Die junge Frau meinte, dass sie auch Deutsche sei. Dann schrie er: „Sei froh, dass du hier leben darfst!“

Nun mischten sich andere Fahrgäste ein und schimpften mit dem Mann. Ein anderer junger Mann ging auf ihn zu und sagte ihm, dass er endlich mit seinen Naziparolen aufhören sollte. Als die junge Frau dann ausstieg, gab er immer noch keine Ruhe und wandte sich an eine ältere Frau, die ihm recht gab. Das verstand ich nun überhaupt nicht von dieser Frau.

Der Mann hatte einen vergammelten Dress von Borussia Dortmund an und sah aus wie ein Proll. Muss das nun sein, dass sich solche Menschen so aufspielen? Mit etwas gutem Willen war genug Platz für beide Kinderwagen. Aber da die junge Frau dunkle Augen und schwarze Haare hatte, wurde sie gleich beschimpft. Ich fand es jedenfalls gut, dass sich nicht alle abgewandt hatten, sondern einige ihm ordentlich bescheid sagten. Ich sass etwas weiter weg. Ist das nicht frech, dass die fremdländisch aussehenden Menschen, wie diese Mutter mit Kind gemein beschimpft werden?

Das ist nicht nur frech, sondern richtig scheiße. Klar ist das Benehmen total daneben und rassistisch. Und natürlich ist es nicht schlimm, wenn zwei Kinderwagen es ein wenig erschweren. Schon gar nicht rechtfertigt es, irgendjemanden so anzupöbeln. Aber ich nehme mal an, der junge Mann musste irgendwie Frust loswerden und da hätte ich jeder kleine Grund gereicht.

Ich finde es klasse, dass der jungen Frau einige zu Hilfe kamen und sie verteidigten. Wenigstens eine Zeitlang sollte so ein Ereignis wie der Tod der 22jährigen, die vor etwa zwei Wochen Zivilcourage zeigte, die Gesellschaft daran erinnern, dass man etwas Mut und Interesse zeigen sollte. Dass die alte Frau allerdings zugestimmt hat, würde ich nicht gleich verurteilen. Solche agressiven Auftritte sind sehr einschüchternd. Es ist verständlich, dass nicht jeder den benötigten Mut aufbringt.