Unterschiede bei Kindeserziehung in anderen Kulturen?
Ich habe vor kurzem die Dokumentation ''Babys'' gesehen. Dort wird quasi das erste Jahr von vier Babys gefilmt und die prägnantesten Ausschnitte zusammengefasst. Die Babys kamen aus Namibia, der Mongolei, Tokio und aus den USA. Insgesamt muss ich sagen, dass mir schon sehr große Unterschiede zwischen den Babys aufgefallen sind. Was ich besonders interessant fand, was beispielsweise, dass die Babys aus den eher zivilisierten Ländern wie Tokio und den USA mehr Kontakt zu ihren Vätern hatten. Die Väter haben die Kinder bespielt, mit ihnen gebadet und dergleichen. Die Mütter haben auch sehr viel Zeit mit den Kindern verbracht und diese gestreichelt und so weiter.
Die Kinder aus der Mogolei und Namibia hatten weniger Kontakt mit ihren Eltern. Die Väter interessierten sich weniger für sie und die Mütter sogar auch. Das Kind aus der Mongolei lag lange Zeit einfach alleine da und keiner sonst war da, außer vielleicht mal ein Huhn oder so. Das Kind aus Namibia wurde oft von seinen Geschwistern herumgetragen.
Generell schien es, also ob die Eltern aus Tokio und den USA den Nachwuchs als etwas besonderes ansehen würden. Das Kind kam mit zu Aktivitäten, es gab Babytreffen mit viel Geheule, es gab Babyschwimmen, Gymnastik und so weiter. Man auch musste zum Arzt. Es wurde viel Wirbel um das Kind gemacht, während die Babys aus Namibia und Mongolei eher weniger besonders wirkten. Als hätten die Eltern sich schon an zahlreiche Kinder gewöhnt und fänden das nicht mehr interessant. Selbst wenn die Eltern und Geschwister im Raum waren, interessiere man sich kaum für das Baby.
Die ''Stadtbabys'' bekam eigentlich alles, was man sich so vorstellen kann, viel Spielzeug, hübsche Strampler. Man merkte das schon an der Musik des Filmes, wurde ein Babys aus Tokio oder USA gezeigt, erklang oft eine Kindermusik, wenn auch nicht immer. Bei den Babys aus Namibia und der Mongolei kam dies nicht vor. Was davon für das Kind am besten war, ist schwer zu sagen. Man kann grundsätzlich schon sagen, dass die Kinder aus USA und Tokio verwöhnter waren, beschäftigte sich einmal niemand mit ihnen und lagen sie nur herum, dann fingen sie natürlich direkt an zu schreien. Die Babys aus Namibia und der Mongolei waren es gewöhnt, dass niemand sie bespielte und so konnten sie sich schon früh mit sich selbst beschäftigen und weinten weniger.
Habt ihr diese Dokumentation auch gesehen und wenn ja, was sind euch für Unterschiede zwischen den verschiedenen Kulturen aufgefallen und welche Unterschiede fanden ihr am größten. Was wurde zum Nachteil oder zum Vorteil verändert? Fandet ihr die ärmeren Kulturkreise in Sachen Erziehung besser oder schlechter als die reicheren Kulturkreise?
Mag sein, dass das Verhalten von Eltern anders ist, wenn sie nur 1-2 Kinder haben oder wenn sie gleich ein halbes Dutzend Kinder haben. Das Verhalten der Eltern gegenüber ihren Kindern hat aber in meinen Augen nichts mit der Kultur zu tun, sondern einfach nur mit der Kinderanzahl.
Genauso kenne ich Familien in Deutschland mit nur einem Kind oder maximal zwei. Da bekommen die Kinder auch sehr viel Aufmerksamkeit von den Eltern, es wird viel unternommen und die Kinder bekommen alles was sie sich wünschen. Ich kenne aber auch Familien in Deutschland, wo dann teilweise 8 Kinder sind und da verhalten sich die Eltern genauso wie du die Eltern aus Namibia beschreibst.
Da werden die Kinder nicht ganz so beachtet und eher sich selbst überlassen. Wohl bemerkt, wir sprechen hier nicht von einer Migrantenfamilie in Deutschland, sondern sehr wohl Einheimischen, die ich kenne. Also kann man nicht behaupten, es wären mehrere Kulturen hier in Deutschland vorhanden und dass die Unterschiede daraus resultieren würden.
Ich denke schon, dass es kulturelle Unterschiede gibt. Natürlich ist das nicht der einzige Faktor, der die Erziehungsart bestimmt. Und natürlich gibt es noch Unterschiede innerhalb ein und derselben Kultur. Menschen sind doch keine Roboter.
Neben der Kultur hat es auch viel mit der Härte des alltäglichen Lebens zu tun, mit den finanziellen Möglichkeiten der Eltern, mit der Bildung und vielen anderen Dingen. Frauen in Deutschland bekommen Mutterschaftsurlaub, ihr Gehalt wird teilweise weitergezahlt und ähnliche Annehmlichkeiten. Eine Frau in Namibia kann sich, wenn sie beispielsweise einfach von den Früchten eines kleinen Ackers lebt, nicht frei nehmen und die Ernte auf dem Feld lassen. Und selbst eine namibische Büroangestellte und nicht mal eine Ärztin, Direktorin oder sonst was kann auf die Annehmlichkeiten wie in Deutschland zurückgreifen.
Die Bildung spielt eine ganz elementare Rolle. Eine gebildete Frau wird sich während der Schwangerschaft eine ganze Reihe von Büchern durchlesen und kann auch auf viele andere Weisen auf Wissen über Kindererziehung zurückgreifen. Diese Bücher beruhen auf Studien, die sich mit der Entwicklung von Kindern beschäftigen. Wie viel Beschäftigung braucht ein Kind? Durch welche Spiele wird die Motorik verbessert? Das sind doch alles Dinge, über die sich eine Frau, die nur die Grundschule besucht hat, keine Gedanken machen kann.
Ich habe schon einige Unterschiede in Kindererziehung mitbekommen, die man als kulturell bezeichnen kann. Eine Freundin von mir war und ist viel in Tadschikistan im Pamir-Gebirge. Die Frauen dort binden das Kind in seiner Wiege mit Tüchern fest. Sie müssen eben auch ohne Pause weiter den Haushalt und andere Kinder versorgen, Felder bestellen und ähnliches. In der Wiege ist ein Loch, so dass man das Kind nicht wickeln muss. Zum Stillen hängen sich die Mütter einfach ein paar Minuten mit freiem Oberkörper über die Wiege.
In einer Dokumentation über Rußland wurde gesagt, dass die Kinder früher an der Wäscheleine aufgehängt wurden. Dort konnten sie schreien, so viel sie wollten; die Mütter haben nicht reagiert. Auf diese Weise machten sie weniger Arbeit, aber sie wurden auch emotional abgestumpft. Lenin und Stalin kam das sehr zugute, weil diese Kinder perfekte Soldaten abgegeben haben. Gut, das ist ein sehr altes Beispiel. Ich hoffe, so wird das heute nicht mehr gemacht.
Ganz aktuell ist das Beispiel meiner Schwägerin, die aus Kambodscha kommt. Dort hat sie in ihrer ersten Ehe zwei Kinder bekommen. Als sie nun, hier in Deutschland, von meinem Bruder noch ein drittes Kind bekommen hat, hatte sie richtig Angst, dass sie es nicht schaffen wird. In Kambodscha darf die Mutter nämlich vier Wochen lang im Bett bleiben, die Angehörigen kümmern sich um das Kind und bringen es nur zum Stillen vorbei. Daher bin ich für zwei Wochen zu ihnen gefahren, um ihr zu helfen.
Ich durfte das Baby allerdings nicht wiegen. Meiner Meinung nach macht man das ganz automatisch, sobald man ein Baby auf dem Arm hat, dass man sich leicht hin und her bewegt. Aber sie war der Meinung, dass sich das Kind daran gewöhnt und sie das dann immer machen muss. Das ist sicherlich so, aber das ist meiner Meinung nach einfach ihre Aufgabe als Mutter. Aber sie hat das Baby einfach sich selbst überlassen und die einzige Zuneigung, die es erfahren hat, war das Stillen.
Die Schwester meiner Schwägerin allerdings - und das ist ein Beispiel für unterschiedliche Herangehensweisen obwohl man aus der selben Kultur stammt - ist schon vor vielen Jahren nach Kanada ausgewandert. Sie hat ihr Kind allerdings in seiner Wiege angeschubst und hin- und hergewiegt. Meine Schwägerin empfand das aber als Negativbeispiel, weil ihre Schwester das jetzt immer machen muss, um das Kind zum Einschlafen zu bewegen und dadurch hätte sie sehr viel Stress.
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