Erzählt ihr euren Arbeitskollegen alles?

Ich halte mich auf meiner Arbeitsstelle auch lieber zurück. Klar würde ich gerne von meinen Lebensverhältnissen erzählen und von meinen Problemen und darauf hoffen, dass mir jemand zuhört. Denn danach würde ich mich besser fühlen. Allerdings ist Offenheit am Arbeitsplatz ein zweischneidiges Schwert. Jede Information die du deinen lieben Arbeitskollegen gibst kann später gegen dich verwendet werden. Hierzu ein Beispiel. Du erzählst deinen Kollegen von deinem Sohn und schon bist du in der Schublade "Mama" die erster Linie Interesse an ihrer Familie hat und nicht an der Arbeit auf die sie sich eigentlich konzentrieren sollte.

Bei mir ist es so, dass ich mich sehr gut mit meiner Kollegin verstehe und wir uns eigentlich jeden Tag auch über private Dinge unterhalten. Je nach Arbeitsaufkommen kann das mal mehr, mal weniger sein. Aber eigentlich ist es so, dass wir jeden Morgen erst mal quatschen. Gerade, als es bei mir frisch nach der Trennung von meinem Ex-Freund sehr turbulent zuging, hatten wir eigentlich jeden Tag etwas zu bereden, weil immer wieder etwas Neues passiert ist.

Und ich muss sagen, dass mir das auch sehr gut tut, wenn ich bestimmte Dinge loswerden kann. Natürlich sollte man immer aufpassen, dass man nicht zu viel erzählt, vor allem keine intimen Details aus dem Privatleben, denn die gehören nun wirklich nicht an den Arbeitsplatz.

Aber sie hält das genauso, sie erzählt mir zwar auch mal Sachen, beispielsweise, wenn sie sich wegen einer Kleinigkeit über ihren Mann geärgert hat, aber sie würde das nie breit treten, wie man so schön sagt. Und genau da sollte man auch seine Grenzen kennen und eben wissen, was man erzählt und was nicht.

Ansonsten finde ich es aber nicht schlimm, wenn man seinen Kollegen auch private Dinge erzählt, denn wenn man mal überlegt, dass man im Prinzip mehr Zeit mit den Arbeitskollegen verbringt, als mit dem Partner, sollte es schon mal möglich sein, nicht nur über die Arbeit zu sprechen.

Sicher rutscht jedem das eine oder andere heraus, trotzdem bin ich für die strikte Trennung zwischen Beruf und Privatleben. Ansonsten schleppt man seine Probleme wie Bazillen überall mit hin und dies wollen sicher die wenigsten.

Es wäre sicher etwas anderes, wenn ich in einem Familienbetrieb arbeiten würde, so jeder sich kennt und die Bande etwas enger wären. Ansonsten kann ich jedem nur davon abraten, sich auf der Arbeit zu weit zu öffnen. Der Schuss geht irgendwann nach hinten los.

Ich finde, dass man schon zwischen Arbeitsleben und Privatleben unterscheiden sollte. Wenn mal das Thema auf private Themen gelenkt wird, achte ich aber auch darauf, dass die Informationen nie zu intim sind, sondern schön oberflächlich und allgemein gehalten. Ich käme mir einfach komisch vor, wenn man zu sehr private Dinge bespricht und finde das einfach nicht richtig. Schließlich soll das ganze auch professionell und beruflich ablaufen, wenn man mit den Arbeitskollegen zu tun hat.

Ich persönlich muss nicht wissen, was meine Arbeitskollegen privat so machen und warum und es interessiert mich ehrlich gesagt auch nicht, solange das die Zusammenarbeit nicht behindert und negativ beeinflusst. Wenn der Arbeitskollege beispielsweise Liebeskummer hätte, weil seine Freundin sich getrennt hat und er deswegen den ganzen Tag wie ein Schluck Wasser in der Kurve hängt, chronisch am jammern ist und eine Zusammenarbeit auf diese Weise wirklich unmöglich ist, dann hake ich da natürlich mal nach, in der Hoffnung, dass das Thema schnell vom Tisch ist und man wie gewohnt weiter machen kann. Ansonsten bleibe ich sachlich und oberflächlich und spreche nur über beruflich relevante Themen.