Tagelöhner-Tätigkeiten nur für Männer?

Tagelöhner sind Menschen, die für einen pauschalen Betrag einen Tag arbeiten, bzw. sehr kurzfristig bei bestimmten Arbeiten helfen. Meistens handelt es sich dabei natürlich um körperliche Tätigkeiten, wie zum Beispiel bei Umzügen, Baustellen, auf Feldern, im Handwerk oder ähnliches.

In Zeiten der Gleichberechtigung könnte man eigentlich meinen, dass auch Frauen in der Lage sind solche Arbeiten zu verrichten. Dennoch scheinen fast alle Tagelöhner männlich. Hätte man als Frau überhaupt eine Chance ein Tageseinkommen zu erwirtschaften? Oder würden einen entsprechenden Vermittlungen direkt abweisen?

Ich habe als Studentin hauptsächlich als Tagelöhner gearbeitet. Es gab vom Arbeitsamt eine studentische Arbeitsvermittlung, bei der jeden Morgen die Jobs ausgelost wurden. Damals gab es noch keine Computer. Man musste Nummern ziehen. Die Jobs wurden vorgelesen und der mit der niedrigsten Nummer durfte immer zuerst wählen, bis einen Job hatte.

Frauen waren dort genauso vertreten wie Männer. Es gab Jobs bis zu einer Dauer von ungefähr drei Tagen. Putzen, Babysitten, Kuvertieren, Fließbandarbeiten, Löten, Umzugshilfe, Lagerarbeiten, Regale einräumen – ich habe alles gemacht, was man so machen kann. Natürlich waren für manche Arbeiten, wie beispielsweise schweres Möbelschleppen, nur Männer geeignet. Aber das liegt ja in der Natur der Sache. Ich hätte keinen schweren Schrank schleppen können. Am liebsten habe ich am Fließband gearbeitet, weil es für mich eine meditative Tätigkeit war, die mir Spaß gemacht hat und gut bezahlt war.

Ich weiß nicht, ob es heutzutage so etwas noch gibt. Ich kann es mir aber durchaus vorstellen. Ich wüsste auch nicht, warum dort nur Männer Jobs bekommen sollten. Es werden ja auch Leute für Sekretariatsarbeiten gesucht. Ich hatte damals auch viele Jobs für Dateneingaben, Kopieren und Ähnliches. Auf dem Bau sieht man natürlich hauptsächlich Männer, weil sie im Durchschnitt stärker sind. Aber beim Flyer verteilen sieht man doch genauso viele Frauen wie Männer. Diese Tätigkeiten sind auch oft nur tageweise.

Also bei uns heißt das Leasingarbeiter und es ist glaube ich vergleichbar mit dem, was du meinst. Ich wohne in einem Bundesland, indem Fabriken an der Tagesordnung sind. Es gibt glaube ich in keinem anderen Bundesland so viele Industrien wie bei uns. Jedenfalls werden dann immer Zeitarbeitskräfte gebraucht.

Sie bekommen auch einen gewissen Beitrag pro Tag von der Leasingfirma bezahlt. Meistens liegt der Verdienst eines Leasingarbeiters pro Tag über dem Verdienst des Fixarbeiters, weil er noch diverse Zulagen und ein Taggeld bekommt. Wenn aber die Arbeit fertig ist, also der Leasingarbeiter keine Arbeit mehr hat, dann sucht die Leasingfirma eine Arbeit in einer anderen Firma für den Arbeiter.

Findet die Leasingfirma aber keine andere Arbeit, so muss der Arbeiter sich wieder beim Arbeitsamt als arbeitssuchend melden. Das ist für viele sehr frustrierend und für mich ist es so oder so eine Art moderner Sklavenarbeit, Arbeitskräfte einfach an Firmen zu vermieten. Es wäre aber auch durchaus möglich, als Frau in einer Fabrik wie zum Beispiel Suchard oder eben Hitli zu arbeiten.

Ich denke auch, dass bei uns auch Frauen als Leasingarbeiter arbeiten gehen, vielleicht hängen sie das aber auch nicht an die große Glocke, weil Leasingarbeit bei uns nicht sehr gut angesehen wird. Bei uns ist es einfach wichtig, dass man einen dauerhaften Job hat. Es kann aber auch sein, dass, wenn man gut arbeitet, man dann fix in der Firma angestellt wird, in der man vorher als Leasing gearbeitet hat.

Ich kenne nun mittlerweile zwei Menschen, denen das passiert ist. Es ist sehr selten der Fall, man weiß aber dann wirklich, dass sich die Arbeiter angestrengt haben und es auch verdient haben, in der Firma, in der sie vorher als Leasingarbeiter gearbeitet haben, fix angestellt zu werden.