Kein Geld für Freizeitaktivitäten - offen sagen?

vom 27.11.2014, 20:45 Uhr

Mir ist aufgefallen, dass eine Kommilitonin A aus meinem Freundeskreis in letzter Zeit deutlich weniger mit uns macht, als noch letztes Semester. Wir machen eigentlich keine großartig kostspieligen Dinge, aber ab und an gehen wir zwischen den Vorlesungen eine Pizza essen oder holen uns einen Kaffee beim Starbucks. Ab und an gehen wir auch ins Kino, allerdings handelt es sich dabei um ein sehr kleines Kino bei uns in der Stadt. Dort kosten die Tickets generell schon nicht so viel und für Studenten gibt es eine Ermäßigung.

Seit diesem Semester unternimmt A aber sehr wenig mit uns und oft ist es so, dass sie absagt, weil sie meint, sie hätte keine Zeit. Manchmal sagt sie dann noch, was sie lernen oder wofür sie sich vorbereiten muss. Wir anderen haben aber den gleichen Stundenplan wie sie und schaffen es natürlich auch irgendwie. Es geht ja auch nicht nur, dass man den ganzen Tag lernt, einmal die Woche für eine Stunde mit den Freunden zusammen sitzen wird wohl noch drin sein.

Zufällig weiß ich auch, dass besagte Kommilitonin zu Beginn des Semester eines Kürzung beim Bafög bekommen hat, da der Bruder wohl seine Ausbildung begonnen hatte und da wohl auch gut verdient. Es hat sich nun auch herausgestellt, dass dies der Grund dafür ist, dass sie nicht mehr so viel mit uns zusammen unternimmt. Ich finde es schon ein wenig Schade, dass sie das so verschwiegen hat und erstmal lange Zeit meinte, dass sie keine Zeit hätte und so weiter.

Es ist aber auf jeden Fall gut, dass sie so was gesagt hat, denn nur so kann man handeln und die Freizeit dann eben auch ein bisschen anders gestalten, so dass man nicht immer etwas macht, was direkt Geld kostetet. Da ihre Eltern das fehlende Bafög nicht ausgleichen können, muss sie nun einfach mit weniger auskommen. Wie war es bei euch, als ihr oder Freunde weniger Geld hatten und man weniger Geld für Freizeitaktivitäten ausgeben konnte. Habt ihr das dann auch offen gesagt oder hattet ihr auch erstmal irgendwelche ausreden?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Bei meinem besten Freund war das vor Kurzem auch so. Er hatte ein paar finanzielle Probleme, weil er gerade keine Arbeit hatte, das war nicht lang, aber er hat es sofort gesagt. Für uns war das kein Problem. Wir sind auch mal zusammen einen trinken gegangen und da habe ich ihm eben ein bisschen was ausgegeben, was er sonst bei mir ja auch machen würde und auch immer mal von sich aus macht. Das stört mich bei ihm auch nicht weiter, wenn ich ihm mal etwas ausgebe.

Man kann ja auch kostenlose Dinge machen, sich auch einen Kaffee mitnehmen und so weiter. Es muss ja nicht immer teuer sein, wobei man sich auch einfach dazu setzen kann und dann eben nichts bestellen. Das erfordert sicherlich ein bisschen Durchhaltevermögen, aber das sollte schon gehen. Alternativ kann man ja auch für ihren Kaffee zusammenlegen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Im Freundeskreis finde ich es schon wichtig, dass man halbwegs offen ist und wenigstens andeutungsweise sagt, worin das Problem besteht. Wenn man immer Ausreden angibt, dass man keine Zeit hat und lernen muss, dann glauben die Freunde hinterher, dass sie nicht so wichtig sind. Und wenn das Problem bekannt ist, dann kann man ja entsprechend schauen, dass man auch mal Dinge unternimmt, die nichts kosten. Bei einer Freundin war das Problem auch mal gegeben und sie hat direkt gesagt, dass sie kein Geld hat.

So haben wir im Freundeskreis dann auch geschaut, dass wir mal einfach durch die Stadt gegangen sind oder uns bei einem von uns daheim getroffen und einfach geredet haben. Es gibt ja schon einige Möglichkeiten, auch ohne Geld etwas zu machen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Natürlich sage ich das offen, wenn ich kein Geld für diverse Freizeitaktivitäten habe. Wir sind, denke ich, aus der altmodischen Zeit heraus, in der man nicht sagen durfte, wie viel man verdient oder nicht sagen durfte, wie viel Geld man momentan zur Verfügung hat.

Auf die Frage hin, warum ich nicht mehr ausgehe, antworte ich klipp und klar, ich spare für eine besondere Anschaffung und da ist Ausgehen einfach nicht drin. Das verstehen meine Freunde und Arbeitskollegen dann auch sehr gut und es war bis jetzt überhaupt kein Problem, so wie ich finde.

Es ist immer besser, ehrlich zu sein, wie sich eine Ausrede nach der anderen einfallen zu lassen. Irgendwann kommt jede Lüge ans Tageslicht und man steht im Endeffekt noch unglaubwürdiger da, wie wenn man gleich mit der Wahrheit heraus gerückt hätte, so denke ich.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde das ganz ehrlich nicht weiter schlimm, sie hat sicherlich ihre eigenen Gründe weswegen sie dies mit euch nicht besprechen wollte. Vielleicht hatte sie auch Angst ausgegrenzt zu werden, denn leider ist es häufig so, dass der Status eines Menschen an seinem Geldbeutel definiert wird.

» que_Linda » Beiträge: 688 » Talkpoints: 9,25 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde, gerade bei Freunden und engen Verwandten sollte man das schon direkt sagen, wenn es finanziell ein bisschen knapper ist. Ich hatte eine Zeit lang auch eine kleine Durststrecke als ich noch auf Jobsuche war und nach meiner Erfahrung eben sehr viele Arbeitgeber Vorurteile gegenüber Studenten haben. Da musste ich dann auch mit monatlich sehr wenig Geld auskommen, aber das war kein Problem. Weder mein Freund noch meine Mädels haben mich deswegen schief angesehen, sondern eher Rücksicht genommen.

Es wurde dann mal mehr ein Kaffeekränzchen zu Hause gemacht und man hat eben auf das Ausgehen verzichtet wie auf so teure Sachen wie Essen gehen oder ins Kino gehen. Es war ja auch nicht für lange und als ich genug Geld zur Verfügung hatte, haben wir eben etwas mehr unternommen wie früher.

Ich finde es wichtig, dass man gerade da mit offenen Karten spielt und wirklich ehrlich zu seinem engsten Umfeld ist, gerade wenn man den Kontakt weiter unterhalten möchte. Ansonsten kann das schon zu Missverständnissen führen und es entsteht leicht der Eindruck, dass man nur Ausreden sucht, um nichts mit seinen Freunden mehr zu tun haben zu müssen.

Unter Umständen können die Freunde das auch ziemlich übel nehmen, wenn man nicht ehrlich ist und eher Ausflüchte sucht. Hinterher glauben sie auf einmal nicht, dass es nur finanzielle Gründe hatte und nehmen an, dass es persönliche Gründe gegen ihre Person waren, die einen zum Handeln animiert haben.

Ich finde, wenn man zu seinen Freunden nicht in dieser Hinsicht ehrlich sein kann, dann sind das auch keine wirklichen Freunde. Denn wahren Freunden kann man alles sagen, ohne sich schämen zu müssen und ohne, dass sie irgendwie abwertend auf die neue finanzielle Situation reagieren.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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