Wie schnell entfremdet ihr euch von euren alten Freunden?
In diesem Thread Treffen nach dem Abitur - wer organisiert es? habe ich bereits geschrieben, dass sich bei unserem Ehemaligen Treffen möglicherweise keiner finden wird, der das organisieren möchte. Ich selbst muss sagen, dass ich das gar nicht so schlimm finden würde. Natürlich hatte ich auch meine Freunde an der Schule, aber wenn man es so betrachtet, dann hat man sich nach dem Abitur von diesen auch wieder recht schnell distanziert. Ich hatte eine Freundin an der Schule, die ich schon seit dem Kindergarten kenne und mit dieser habe ich nach wie vor Kontakt.
Aber die Leute mit denen ich keinen Kontakt mehr habe, vermisse ihr ehrlich gesagt auch gar nicht. Warum auch? Es hat schon seinen Grund, warum ich keinen weiteren Kontakt gepflegt habe. Und als ich dann an die Uni gekommen bin, habe ich genug neue Freunde kennengelernt, so dass ich das ganz gut auskompensieren konnte. Ich habe dann eigentlich gar keinen aus meiner Schule vermisst.
Deswegen ist ein Ehemaligentreffen für mich auch nicht wirklich attraktiv. Ich habe eher das Gefühl, dass man da hin geht um zu schauen, was aus den einzelnen Leuten geworden ist. Die meisten kenne ich ja sowieso nicht mehr und wahrscheinlich fallen mir von vielen die Namen nicht mehr ein. Wie war das bei euch, habt ihr euch nach der Schule auch recht schnell von euren alten Kontakten distanziert, weil ihr neue Freunde an der Uni oder so gefunden habt? Hattet ihr später noch das Bedürfnis eure alten Schulfreunde wieder zu sehen?
Meine alten Schulfreunde treffe ich auch fünfzehn Jahre nach dem Abitur mindestens einmal im Jahr, auch wenn wir uns mittlerweile in alle vier Windrichtungen zerstreut haben. Aber den Großteil meines Abiturjahrgangs würde ich beileibe nicht als meine Freunde bezeichnen. Wir waren lediglich ungefähr gleich alt und an der gleichen Schule.
Deswegen ist es mir bei 80 Prozent meiner ehemaligen Mitschüler ziemlich egal, was aus ihnen geworden ist. Ich hoffe natürlich, dass noch alle gesund und am Leben sind, aber letzten Endes sind mir die Details ihrer mehr oder weniger bürgerlichen Existenzen ziemlich egal. Wir hatten auch niemanden im Jahrgang, der wirklich etwas Originelles oder Kreatives mit seinem Leben anfangen wollte. Eine ehemalige Mitschülerin ist zwar Schauspielerin geworden, kommt aber über ein jährliches Weihnachtskonzert in ihrer Heimatgemeinde auch nicht hinaus.
Deswegen werde ich mich in Zukunft wahrscheinlich auch nicht auf Ehemaligen- oder Klassentreffen sehen lassen. Die Leute, die damals meine Freunde waren, sind es zum Großteil bis heute geblieben, und die Altersgenossen, die mir damals schon auf die Nerven gegangen sind, interessieren mich nach fünfzehn Jahren auch nicht mehr.
Bei mir liegen nun 14 Jahre zurück, seitdem ich aus der Schule gekommen bin und an ein Klassentreffen möchte ich erst gar nicht denken. Auch ich kann mir nicht vorstellen, wer das bei uns freiwillig organisieren würde.
Ich habe zu niemanden aus meiner alten Klasse mehr Kontakt und bin auch nicht böse darum, denn wie du schon sagst, es hat schon seinen Grund. Auch würde ich so ein Treffen, zumindest jetzt, nicht besuchen, da ich kein Interesse daran habe. Ich habe auch das Gefühl, dass man da meistens dann nur hingeht um neugierig zu sein und zu kucken, wie der und die heute aussieht bzw. wie weit sie es gebracht haben oder wie weit sie gesunken sind.
Ich habe noch eine Freundin aus der Schulzeit, Von der Berufsschule sind es dann doch noch mehr Freundschaften, die bis jetzt gehalten haben. Irgendwie ging es wirklich sehr schnell, dass ich mich von meinen Freunden aus der Realschule entfremdet habe. Man schlägt andere Berufswege ein und mit Treffen ist es dann auch schwierig, weil man zu unterschiedlichen Zeiten arbeiten muss. Aber es stimmt schon, dass es einem dann nicht so viel ausmacht, weil man wieder neue Freunde findet.
So war es bei mir dann auch, dass ich mit meinen Freunden von der Berufsschule zusammen dann viel unternommen habe. Es waren auch immer Themen da, die wir besprechen konnten und so ist es heute noch, auch wenn das bedeutet, dass wir uns schon mal auch über die Arbeit unterhalten, wenn wir uns treffen. Ein Klassentreffen hat es bei mir noch von keiner Schule gegeben, aber ich bin auch nicht traurig darüber.
Natürlich geht man zu einem Klassentreffen um zu sehen, was aus den anderen geworden ist, weil es doch teilweise interessant ist, auch wenn man keinen Kontakt mehr hat oder möchte. Was ich an solchen Treffen immer so witzig finde, ist, dass dann wieder alte Geschichten auf den Tisch kommen, die damals ernst waren und worüber man dann lachen kann, wenn man erwachsen ist.
Oder jemand erzählt eine Story und jemand anderer hat aber ganz eine andere Erinnerung oder eventuell eine Ergänzung dazu. Und dann kommt man zehn Jahre nach dem Vorfall darauf, wie das Ganze wirklich gewesen ist und dass das alles nur ein Missverständnis war.
Was ich aber nicht so gut finde ist, dass man dort hingeht, um anzugeben, wie das viele machen. Also es gibt dann immer recht viele Menschen, die sich was weiß ich was darauf einbilden was sie alles schon haben und was sie doch für tolle Menschen sind. Das ist dann auch der Grund, warum ich dann immer wieder zehn Jahre genug vom Klassentreffen habe.
Allem voran war es bei uns so, dass sich der Aufwand nicht rentiert hat. Es wurden alle 21 Schüler eingeladen und dort gesessen sind wir dann zu siebt. Und das im Prinzip nicht einmal zehn Jahre nach unserem Abschluss, sondern erst fünf Jahre danach.
Ich bin schon sehr ungern in die Schule gegangen und konnte mit den meisten Leuten in meinem Jahrgang auch nicht wirklich viel anfangen. Nachdem ich mit dem Abitur fertig war, hatte ich noch Kontakt zu einer Schulfreundin, allerdings ist dieser dann auch relativ schnell im Sande verlaufen, worüber ich nicht wirklich traurig war. Wären wir einander wirklich wichtig gewesen, hätten wir sicher beide dafür gesorgt, dass der Kontakt nicht abbricht.
Als wirkliche Freunde würde ich die Bekanntschaften in der Schule rückblickend betrachtet gar nicht bezeichnen. Man hat sich eben einfach jeden Tag in der Schule gesehen und allein dadurch schon einiges an Zeit miteinander verbracht. Richtig gute Freundschaften sind das aber nie gewesen, sondern einfach reine Bekanntschaften, die durch die Schule zusammengehalten wurden. Mit dem Abitur entfiel dann dieser Zusammenhalt und die Bekanntschaften sind auseinandergegangen.
Wenn mir Leute wirklich etwas bedeuten und ich an der Freundschaft wirklich interessiert bin, geht der Kontakt nicht so schnell auseinander, vorausgesetzt der andere empfindet das genauso wie ich. Ansonsten fällt mir aber durchaus auf, dass Kontakte, die mir doch nicht so wichtig sind, recht bald wieder auseinandergehen, sofern mir daran gar nicht so viel liegt. Manchmal merke ich, dass der andere gerne an dem Kontakt festhalten möchte, aber ich bin dann irgendwie nicht wirklich interessiert und dadurch kommt es dann oft recht schnell zum Kontaktabbruch. Das bereue ich auch nicht.
Ich halte nicht viel davon, wenn man krampfhaft an irgendwelchen Bekanntschaften festhält, die einem eigentlich nicht viel bringen. Gerade bei Schulfreunden ist das sicher nichts ungewöhnliches. Die Schule bildet in jungen Jahren ja schon den Lebensmittelpunkt und man verbringt zwangsläufig viel Zeit mit den Mitschülern. Ist das nicht mehr gegeben, erledigt sich ein Großteil der schulischen Bekanntschaften von selbst. Das passiert einfach. Ich habe auch keinerlei Bedürfnis, noch jemanden aus meiner Schulzeit wiederzusehen. Es gab durchaus auch schon ein oder zwei Ehemaligentreffen, allerdings bin ich da nicht hingegangen und werde es auch in Zukunft nicht machen.
Ich muss gestehen, dass ich mich schon von sehr vielen Freunden mit der Zeit entfremdet habe. Besonders dann, wenn man zusammen in eine Klasse ging, dann aber fertig mit der Schule ist, passiert das ja schnell. Die Wege trennen sich normalerweise und man zieht um und findet auch eine neue Arbeit oder studiert.
Allein durch die Distanz kann man sich dann natürlich sehr viel weniger sehen, wobei man dann aber oft auch zu beschäftigt ist, wenn man sich woanders gerade ein neues Leben aufbaut. Außerdem lernt man ja auch neue Leute kennen und findet eben auch neue Freunde, so dass man vielleicht nicht mehr so oft an die alten Freunde denkt.
Dass ich mich von Freunden distanziert habe, ist nach der Schule tatsächlich immer sehr schnell passiert, wobei das ja aber auch nicht nur von meiner Seite ausging, sondern von beiden. Es war einfach schwer, sich oft zu treffen und gerade dann, wenn es sich nicht um die besten Freunde handelte, hatte man auch oft die Motivation nicht dafür. Man war beschäftigt und hat wieder neue Leute kennen gelernt. Ich denke, dass das auch normal im Leben ist, dass eben Freunde kommen und gehen.
Ich habe aber tatsächlich auch einige wenige Freunde, mit denen ich noch immer befreundet bin, auch wenn wir uns nur selten sehen können. Mit meiner besten Freundin bin ich schon so viele Jahre befreundet, wobei wir auch gemeinsam in die gleiche Klasse gingen.
Nach der Schule ist sie dann auch direkt ans andere Ende Deutschlands zu ihrem Freund gezogen, wobei wir dennoch regelmäßig Kontakt haben. Wir schreiben uns regelmäßig und treffen uns etwa zweimal im Jahr. Ich denke, dass die Freundschaft ewig halten wird, weil es eben viele Jahre schon so geht und meine Freundin auch innerhalb der nächsten Zeit wieder in meine Nähe ziehen möchte.
Wir sind fast alle noch über Facebook befreundet. Unser Klassentreffen war daher auch recht einfach organisiert. Allerdings stimmt es, dass ich im Alltag wenig mit Ihnen zu tun habe. Man hat halt doch verschiedene Leben, aber als wir uns alle Gesehen hatten, war es wie ein Zeitsprung. Eine gewisse Ebene ist geblieben. So geht mir das auch mit anderen Freunden. Ich finde das sehr erfrischen. Man muss ja auch im eigenen leben eine Auswahl an Freunden treffen. Man lern so viele Menschen im Laufe des Lebens kennen, die kann man nicht alle bespaßen. Wer wichtig ist bleibt hängen.
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