Dilemma um Erbschaft
Im erweiterten Bekanntenkreis kann ich mitbekommen, wie es laufen kann, wenn Vermögen vererbt werden sollen. Und zwar in einer Art und Weise, wie es vielleicht in schlechten Filmen und Serien vorkommt. Es ist zwar richtig, dass ich bei der ganzen Sache letztlich auch nur eine von drei möglichen Sichtweisen aus erster Hand geschildert bekomme, so dass die Wahrheit noch mal anders liegen kann. Aber im Kern beherrscht ein Streit diese ganze Sache der dazu geführt hat, dass sich drei Geschwister im Grunde nur noch über Anwälte unterhalten.
Es geht um drei Geschwister welche nun das Erbe der Eltern aufteilen sollen. Hier ist der Vater kürzlich verstorben. Zwar ist ein Testament in Grunde vorhanden - dies wurde aber vor Jahrzehnten aufgesetzt und hat die Frau als Haupterbin eingesetzt - die damals noch nicht unter Vormundschaft stand. Die Mutter lebt zwar noch - aber die ist in einem Pflegeheim untergebracht und nicht mehr für sich selbst Entscheidungsbefugt (vor Gericht geht es auch im Moment darum, wer die Vormundschaft letztlich für die Mutter bekommt), was aber ein anderes Thema ist. Wie mir berichtet wird, bekommt die Mutter von der ganzen Sache auch nichts mit und würde das Problem wohl auch nicht mehr überblicken.
Die Eltern der Geschwister (bzw. deren Vater) war geschäftlich ausgesprochen erfolgreich - allerdings mit seiner Anwaltskanzlei, welche er letztlich schon vor Jahren an seine Geschäftspartner abgegeben hatte. Die (wirklich erfolgreiche) Kanzlei ist also nicht Gegenstand der Streitereien. Wobei die auch nicht wirklich zu einem Streit geführt hätte. Alle drei Kinder sind selbst sehr erfolgreich in ihren Berufen (zwei sind spezialisierte Ärzte mit mittlerweile eigenen Praxen und einer ist Notar) und - so meine Sicht - finanziell nicht wirklich auf das Vermögen der Eltern angewiesen.
Dennoch wird erbittert um wirklich jeden Cent gestritten, statt hier relativ einfach die Vermögensverhältnisse offen zu beziffern und dann einigermaßen zu teilen - gerne auch durch einen Unbeteiligten. Aber hier fühlen sich leider alle Geschwister immer benachteiligt bzw. fürchten, um "ihr Erbe" betrogen zu werden.
Die Vermögensverhältnisse sind wohl nicht ganz einfach, weil hier verschiedene Immobilien, Aktienpakete und vor allem sog. Kunstgegenstände im Spiel sind, bei denen der Wert nicht ohne weiteres in Geld auszudrücken ist. Außerdem fürchten alle irgendwie, dass es auch verschiedene Konten mit großen Geldbeträgen im Ausland gibt, die vorenthalten werden. Es ist offenbar nicht wirklich einfach. Aber nachdem in Summe locker ein höherer zweistelliger Millionenbetrag aufzuteilen ist (wobei ich ja schon geschrieben hatte, dass im Grunde die Mutter auch noch lebt und zu versorgen ist!), sollte für jede Partei genug abfallen, so dass man nicht den ganzen Prozess behindern soll, nur weil man fürchtet, die anderen würden vielleicht die eine oder andere Millionen mehr bekommen, als ihnen zustehen würde.
Es klingt klassisch: aber ist es tatsächlich so, dass bei Geld auch dann entzweit, wenn genügend vorhanden ist und der Streit darum gar nicht existenziell ist? Immerhin sind alle Drei auch ohne das Erbe wirklich gut ausgestattet und leben ein Leben in mindestens dem, was vielleicht "bürgerlicher Wohlstand" genannt werden kann.
Meine Großeltern hatten auch ein Testament, wo sie sich erst mal gegenseitig als Erben eingesetzt haben. So wie es in dem von dir beschriebenen Fall eben auch ist. Demzufolge kommt hier erst mal die Mutter. Allerdings stand bei meinen Großeltern auch schon dem Testament drin, wie das Erbe nach dem Tod des zweiten Erblassers zwischen den Kindern aufgeteilt wird.
Aber da der Vater Anwalt war, gehe ich einfach davon aus, dass das Testament so erst mal nicht angefochten werden kann. Demzufolge kann man sich den jetzigen Streit sparen, da eh erst mal das gesamte Vermögen an die Mutter geht. Da vermute ich eher, dass man sich doch um die Vormundschaft streitet, weil kein Kind dem anderen über den Weg traut. Sollte es bis zu einer Gerichtsverhandlung kommen, könnte man sogar damit rechnen, dass das Gericht einen neutralen Vormund bestellt.
Rein theoretisch sollte zwar der Mutter als Alleinerbin nichts entgegenstehen, auch wenn diese inzwischen betreut wird. Das hat ja keine Auswirkungen auf die Erbfähigkeit. Natürlich können die Kinder einen Pflichtteilsanspruch geltend machen. Setzen sie dies durch, dann erbt die Ehefrau nur noch die Hälfte der Erbmasse und die Kinder die andere Hälfte geteilt durch drei. Damit bekommt jedes Kind nur noch ein Sechstel des ursprünglichen Betrages.
Wenn natürlich Gegenstände vererbt werden, die nicht konkret zu beziffern sind, wird es etwas komplizierter. Aber auch in dem Fall können die Gegenstände geschätzt und entweder aufgeteilt oder verkauft und der Gewinn aufgeteilt werden.
Ich selbst habe zwar nicht viel Geld, würde mich aber nie so ewig um Geld herumstreiten. Wenn ich in meiner Kanzlei sehe, dass sich manche Erbengemeinschaften teilweise an die zwanzig Jahre wegen Geld streiten, dann finde ich das einfach furchtbar. Geld ist im Vergleich zu einer Familie total unwichtig.
ninjafan hat geschrieben:würde mich aber nie so ewig um Geld herumstreiten
Und darum würde es mir auch gehen. Gerade wenn man sich vorstellt, dass das Problem jetzt darin besteht, dass keine Partei der anderen "gönnt", Nutznießer einer falschen Aufteilung zu werden. Und das obwohl einem selbst ein zweistelliger Millionenbetrag zufällt, egal ob dann die jeweils anderen um 3-4 Millionen besser wegkommen.
@ninjafan: So wie das beschrieben wurde, hat man hier mal ein Berliner Testament aufgesetzt. Und da können sich Ehegatten gegenseitig als direkte Erben einsetzen. Und erst wenn der zweite Partner auch verstorben sind, kommen die anderen Erben, in dem Fall die Kinder dran. Wobei es mich wundert, dass hier die Streitigkeiten überhaupt vorhanden sind, wenn ein Kind Notar ist. Das muss doch dann wissen, dass diese Form eines Testaments legal ist und man vorerst nichts bekommt.
Punktedieb hat geschrieben:Wobei es mich wundert, dass hier die Streitigkeiten überhaupt vorhanden sind, wenn ein Kind Notar ist.
Das Ganze wird zwar juristisch ausgefochten (inkl. des Nebenkriegsschauplatzes bzgl. der noch lebenden Mutter), aber es ist schon lange kein Problem - so meine Sicht - welches eben durch einen Richterspruch zu lösen wäre. Es bleibt die Verwunderung, dass man sich mit sehr viel nicht zufrieden geben will, wenn die Chance besteht, dass dabei ein Dritter mehr bekommt als man selbst. Das ist aus meiner Sicht bedauerlich und schade.
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