Wie mit behinderten Bruder umgehen?

vom 14.03.2014, 19:39 Uhr

Der Umgang mit behinderten Mitmenschen ist nicht immer einfach und ich frage mich, wie man mit einem behinderten Bruder umgehen kann?

Das Internet gibt sehr viele Auskünfte darüber, aber ich habe noch nicht das passende zu meiner Frage gefunden. Es gibt verschiedene Unterkünfte für behinderte Menschen zum Beispiel verschiedene Wohnheime, in welchen sie unter kommen können.

Doch in den meisten Fällen möchte man sich einfach nicht sofort von dem beeinträchtigten Menschen trennen was dann wiederum die ganze Familie stark betreffen kann. Wie kann man verhindern, dass die gesamte Familie daran zerbricht?

» cutemuffin88 » Beiträge: 293 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Was hat er denn für eine Behinderung? Du kannst doch nicht alle Behinderungen über einen Kamm scheren. Ich bin ein Mensch, der der Meinung ist, dass man eine behinderte Person nur dann in eine Einrichtung bringen sollte, wenn man es wirklich absolut nicht schaffen kann und die medizinische Betreuung auch zu Hause nicht gewährleistet werden kann.

Es ist für mich eine sehr schlimme Sache, dass so viele Familien ihre behinderten Menschen einfach abgeben. Natürlich gibt es auch sehr viele, die sich aufopferungsvoll kümmern, aber es sind meiner Meinung nach zu viele Behinderte in den Heimen. Vor allem auch welche, um die man sich recht leicht kümmern könnte.

Ich denke, dass man mit einem behinderten Bruder normal umgehen muss. Eben so, wie du dich bei anderen auch verhältst. Damit ihr nicht daran zerbrecht, solltet ihr euch gegenseitig unterstützen, viel miteinander reden und versuchen ihn zu integrieren. Man kann ja auch durchaus Hilfe von außen annehmen. Du solltest offen mit allen drüber reden, wenn du Probleme hast.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Wie alt ist denn dein Bruder? Wie groß ist der Altersunterschied? Ist er körperlich oder geistig behindert? Können deine Eltern nicht mehr für ihn sorgen, weil es körperlich zu anstrengend ist? Wenn dein Bruder erwachsen ist, ist ein betreutes Wohnheim gar keine schlechte Idee, weil diese Menschen, wie andere Leute auch, gerne möglichst selbstständig leben möchten.

Ansonsten solltest du ihn völlig normal behandeln. Auch in einer Familie ohne Behinderte gehen die Kinder irgendwann eigene Wege. Das würde ich nicht als Zerbrechen bezeichnen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Auch mich würde interessieren, unter welcher Behinderung der im Eröffnungsbeitrag erwähnte Bruder leidet. Sitzt er nur im Rollstuhl, ist blind oder gehörlos? Dann wird er im Erwachsenenalter beinahe vollkommen unabhängig von fremder Hilfe und vollständig autonom sein. Ist er jedoch stark geistig eingeschränkt oder insofern körperlich behindert, als dass eine Pflege gewährleistet werden muss, sieht die Situation natürlich schon wieder ganz anders aus und dann muss man schon darüber nachdenken, inwiefern die Familie hier die komplette Fürsorge übernehmen kann oder auch daran zerbrechen wird.

Im Gegensatz zu Ramones verteufle ich es keineswegs, wenn man Menschen, die auch im Erwachsenenalter noch rund um die Uhr gepflegt oder beaufsichtigt werden müssen, zumindest zeitweise in einer Einrichtung unterbringt. Schäbig wäre es, den behinderten Menschen in eine Einrichtung abzuschieben, ihn dort nicht zu besuchen und parallel zur Unterbringung jegliches Verantwortungsgefühl zu verlieren. Eine zeitweilige Unterbringung in einer Einrichtung kann aber auch verhindern, dass beteiligte Personen an der Pflege zerbrechen.

Ich kenne nur wenige Eltern, die ihr schwerstbehindertes Kind auch noch im Alter von 30 oder 40 Jahren zu Hause pflegen. Oft zerbrechen Beziehungen daran, manchmal entwickeln diese Eltern Depressionen und oft sind sie auch irgendwann selbst nicht mehr körperlich in der Lage, diesen Pflegeaufwand zu übernehmen. Ein Mensch, der gepflegt werden muss, braucht ausgeglichene Menschen um sich herum - und da kann es eben gar nicht schlecht sein, wenn diesen Eltern auch Erholungsphasen zur Verfügung stehen, in denen das Kind in einer Einrichtung betreut werden kann.

Sollte dein Bruder schwerstbehindert sein, wäre die Unterbringung in einem Heim ja durchaus denkbar. An eurer Stelle würde ich mir verschiedene Einrichtungen ansehen und Beratungen einholen. In manchen Behindertenwerkstätten ist es auch üblich, dass die Bewohner nur unter der Woche in der Einrichtung leben, an den Wochenenden aber nach Hause kommen dürfen. Vielleicht würde das die Trennung ja angenehmer gestalten? Wie dem auch sei, wichtig finde ich, dass ihr den Bruder im Rahmen seiner geistigen Fähigkeiten in die Entscheidung einbezieht. Ist er nur körperlich eingeschränkt, obliegt es ihm alleine, über sein weiteres Leben zu entscheiden.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Mein Bruder ist 4 Jahre älter als ich. Er hat das Asperger-Syndrom und ist Anfang 20. Meine Mutter ist ja leider schon in sehr jungen Jahren verstorben und mein Vater kann sich nicht um ihn kümmern da er einen Job mit über 50 Stunden in der Woche hat. Ich habe schon oft versucht mit ihm ein normales Gespräch zu führen, aber es funktioniert in den meisten Fällen einfach nicht so wie ich es mir vorstelle. Entweder kann er bestimmte Dinge nicht nachvollziehen oder er versteht sie einfach nicht.

Es kann wirklich sehr sehr anstrengend sein mit jemanden ein Gespräch zu führen, wenn der andere gar nicht weiß wovon eigentlich gesprochen wird. Zum Thema Wohnheim muss ich erwähnen das er schon einmal in einem war, aber er ist dort einfach wieder geflohen und stand plötzlich wieder vor unserer Tür. Die Leiter und Mitarbeiter sind der Meinung das er frei entscheiden sollte ob er sich in einem Wohnheim aufhalten möchte oder nicht, was ja auch richtig ist, aber niemand kann sich vernünftig um ihn kümmern.

» cutemuffin88 » Beiträge: 293 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Wenn ich das richtig verstanden habe, dann bist du ja gerade erst einmal 16 Jahre alt. Eure Mutter ist bereits verstorben und der Vater kann sich aufgrund intensiver Arbeit nicht um euch, vor allem um deinen Bruder kümmern. Wie und wo ist denn dein Bruder derzeit betreut? Also er wohnt bei euch, das habe ich schon verstanden, aber was macht er so? Ist er tagsüber in einer Behinderteneinrichtung oder was macht er so tagsüber? ist er alleine zu Hause? Was machst du? Gehst du in die Schule oder machst du eine Lehre?

Wer geht mit deinem Bruder zu Ärzten / Therapien und Co? Was sagt dein Vater zu der Situation? Jedenfalls muss es eine Lösung geben, dass du nicht die Hauptverantwortliche bist! Das finde ich mit 16 Jahren noch zu jung. Wenn die Mutter nicht mehr da ist und der Vater arbeitsbedingt nicht kann, muss eine andere Lösung her, zum Beispiel eben ein betreutes Wohnen oder dergleichen.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich habe mir jetzt nicht alle Beiträge durchgelesen, deshalb weiß ich nicht genau was für eine Behinderung dein Bruder hat. Aber wenn ihr ihn zuhause weiterpflegen wollt bekommt ihr hier Pflegezubehör wie einen Lift für die Treppe, ein Pflegebett, Rollstühle usw. Wie alt ist dein Bruder denn? Ich würde ihn so lange wie möglich zuhause behalten, so lange ihr damit klar kommt. Wenn du denkst das dich die Situation zu sehr kaputt macht gib ihn in ein Heim. :)

» juttelchenABC » Beiträge: 41 » Talkpoints: 7,80 »



In die Aufgabe wie man mit solchen Familienmitgliedern umgeht wächst man rein. Unsicher wie man mit Behinderten Menschen umgehen soll hat man im Normalfall nur, wenn man keine Erfahrungen mit ihnen hat.

Wichtig ist, dass Familien nicht zu sehr klammern. Es gibt viele tolle Einrichtungen für Behinderte Menschen. Viele denken, sie würden damit ihr Familienmitglied abschieben, aber dies ist absolut nicht der Fall. Viel mehr gibt man ihnen die Möglichkeit ein eigenständiges Leben zu führen. Dein Bruder ist mittlerweile 20, also durchaus ein Alter, in welchem man normalerweise selbstständig wird. Natürlich ist es anfangs eine Umgewöhnung wenn ein Erwachsener Mensch mit Behinderung plötzlich in eine entsprechende Unterbringung soll. Aber wenn man es richtig angeht wird er sich daran gewöhnen und es ist nicht nur für die Familie besser sondern auch für ihn.

Ich sehe es zuhause. Meine Mutter arbeitet in einem Heim für Behinderte erwachsene. Die Leute dort sind glücklich und haben ein wahnsinnig tolles Leben. Sie fahren zu Konzerten, in Urlaub, Feiern Partys, haben viel Platz, eine Arbeit Tagsüber und werden gefördert. Mein Onkel ist ebenfalls behindert. Er wohnt zuhause und geht nur tagsüber arbeiten und sein Leben wäre definitiv besser gewesen in einem entsprechenden Heim. Aber meine Oma wollte ihn nicht weg lassen. Nun ist meine Oma mittlerweile gestorben, aber mit über 50 Jahren wird sich mein Onkel nicht mehr an ein neues Leben gewöhnen.

Dein Bruder ist erst 20 Jahre alt. Er wird sich daran gewöhnen. Wichtig ist ein gutes Heim zu wählen, bei welchem ihr ein gutes Gefühl habt und er sich wohlfühlt. Und dann solltet ihr ihn langsam daran gewöhnen dort zu Leben. Euer Verhältnis wird sich dadurch sehr bessern. Denn wenn man jemanden dann besucht freut man sich viel mehr die Zeit miteinander zu verbringen wie wenn man sich tagtäglich um ihn kümmert und die Belastung spürt. Es hat nichts mit abschieben zu tun, sondern damit das Beste für ihn zu tun. Irgendwann wird dein Dad sterben, wo soll er dann wohnen, je länger er als Erwachsener bei euch wohnt umso schwerer wird es für ihn in Zukunft in ein Heim zu gehen.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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