Gemeinsames Sorgerecht aber keine Kommunikation miteinander

vom 21.11.2014, 15:52 Uhr

Viele Eltern leben ja heute getrennt. In den besten Fällen haben aber beide Eltern das gemeinsame Sorgerecht und der Elternteil, bei dem das gemeinsame Kind nicht lebt, sieht das Kind regelmäßig und zahlt auch regelmäßig Unterhalt.

Nun habe ich aber auch schon mitbekommen, dass es Elternpaare gibt, die zwar das gemeinsame Sorgerecht haben, das Kind bei einem Elternteil lebt, das andere Elternteil regelmäßig sieht und die Eltern kommunizieren gar nicht miteinander. Das Kind wird über die Eltern des einen Partners bei dem das Kind nicht lebt zum Umgangswochenende abgegeben und werden dort auch wieder geholt. Jegliche Kommunikation läuft über die Eltern des Partners, bei dem das Kind nicht lebt und dieser Partner hat sogar die Rufnummer des Elternteils, bei dem das Kind lebt, gesperrt. Sprich der Elternteil, bei dem das Kind lebt, kann den anderen Partner gar nicht erreichen, wenn mit dem Kind mal was sein sollte. Dann müssen erst die Ex-Schwiegereltern erreicht werden, die es an den anderen Elternteil weitergeben.

Sind solche Lösungen überhaupt praktikabel? Hat der Elternteil, bei dem das Kind lebt nicht das Recht darauf, dass man den anderen Elternteil erreichen kann, um eben wichtige Dinge zu besprechen, wie zum Beispiel Operationen, schlechte Schulnoten und so weiter? Oder kann die Kommunikation wirklich über Dritte geregelt werden?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Im Alltag klappt das bestimmt einigermaßen. Schulnoten und anderes Alltägliches werden nicht besprochen. Der Elternteil, bei dem das Kind nur jedes zweite Wochenende ist, ist doch gar keine wirklich erziehende Person. Die Erziehung findet unter der Woche bei dem anderen Elternteil statt. Dass es "Sorgerecht" heißt, ist mehr der rechtliche Teil. In der Realität geht es mehr um das Umgangsrecht und dass der andere Elternteil nicht einfach mit dem Kind umzieht.

Dass es sich doch um ein wirkliches Sorgerecht handelt, kommt dann erst in Notsituationen zu Tage. Wenn das Kind tatsächlich mal operiert werden muss. Am besten noch nach einem Unfall und alles muss schnell gehen. Oder wenn sich die Eltern über irgendetwas ganz grundsätzlich uneinig sind. Beispielsweise will ein Elternteil das Kind auf ein Waldorfgymnasium schicken und der andere Elternteil hält Waldorf für eine gefährliche Sekte.

Aber ansonsten denke ich, dass es einigermaßen gut geht, weil alle Entscheidungen bei dem Elternteil liegen, bei dem das Kind die meiste Zeit verbringt. Dem Wochenende-Elternteil muss es ein wenig egal sein, wie die Details aussehen.

Ich persönlich würde aber auf die Art und Weise kein Kind großziehen wollen und mir mit jemanden das Sorgerecht teilen müssen. Schöner ist es auf jeden Fall, wenn normale, erwachsene Kommunikation noch möglich ist. Ist sie allerdings wirklich nicht mehr möglich, ist das wohl ein annehmbarer Kompromiss. Immerhin ist man über die Eltern doch einigermaßen schnell erreichbar. Und das Kind bekommt nicht ständig all die Streitigkeiten mit.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Mein Ex-Mann redet zwar mittlerweile auf einer normalen Basis mit mir. Aber viele Dinge der Kinder interessieren ihn schlichtweg gar nicht. Ich habe ihm zum Beispiel heute mitgeteilt, dass am nächsten Dienstag das Gespräch bei einer Tochter mit der Klassenlehrerin ansteht, welcher Schulabschluss ins Auge gefasst wird. Da kam nur als Antwort, dass sie Hauptschule gleich vergessen können. Und das obwohl mein Ex-Mann keinerlei Übersicht über die Leistungen seiner Tochter hat.

Und wenn es darauf ankommt, wie nach einem Unfall, erreiche ich ihn auch nicht per Telefon. Zumindest geht es dann nicht dran und ein Rückruf kommt dann Stunden später. Als damals die Entscheidung wegen der Förderklasse für Lese-Rechtschreibschwäche bei einer Tochter an stand, habe ich vorher beim Jugendamt gefragt was ich machen soll. Dort wurde mir gesagt, dass ich allein entscheiden soll, wenn er vorher informiert wurde, aber sich nicht äußert. Und das würde ich jedem Elternteil auch raten, wenn das andere Elternteil nicht zur Kommunikation bereit ist.

Wenn es aber in dem Fall funktioniert, dass die Großeltern das mitmachen, dann ist es eben für diese Familie beziehungsweise ehemalige Familie eben die optimale Lösung. Ich weiß genau, dass meine ehemalige Schwiegermutter das nicht mitmachen würde. Und meine Mutter würde da auch nicht auf Dauer den Vermittler spielen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Das gibt es sehr häufig. Der Vater meines Kindes wohnt nämlich jetzt wieder bei seinen Eltern. Da er nicht oder nur selten auf die Idee kommt, sich wirklich um unser gemeinsames Kind zu kümmern und er auch nicht immer dazu in der Lage ist, weil er ein psychisches Problem hat, hole ich auch oft die Eltern ins Boot.

Man muss sich nicht wundern, wenn man kein Interesse zeigt, niemals nachfragt, kein Telefon abnimmt oder beantwortet, dass dann der andere Part dann irgendwann auch keine Lust hat, sich weiter darum zu bemühen. Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, dass seine Eltern die Aufgabe übernommen haben, die eigentlich die seine wäre.

Wenn er dann ab und an Lust hat, etwas mit der Kleinen zu machen, dann hat sie auch Spaß dabei, aber versprechen, dass er etwas tut oder davon ausgehen, tue ich schon lange nicht mehr. Zu oft hat er leere Versprechen gemacht und ich hatte dann ein enttäuschtes, weinendes Kind zu Hause, weil es vom Vater wieder versetzt wurde.

Es gibt einfach gewisse Erwachsene, die es immer noch nicht im Griff haben, erwachsen zu sein, und sich leider auch nicht um ein Kind kümmern können, weil sie ihr eigenes Leben nicht im Griff haben. Da kann man es niemandem verübeln, zuletzt nicht der Kindesmutter, dass man sich da Unterstützung der ehemaligen Schwiegereltern einholt.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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