Casting Shows und Stars

Nachdem z.Z. wieder verstärkt (mein subjektiver Eindruck) Casting-Shows die Kanäle füllen, wollte ich in die Runde fragen, ob eigentlich allen bewusst ist, dass heutige Stars die schon länger im Geschäft sind und eben zu den Weltstars zählen wohl kaum über solche Shows erfolgreich geworden wären. Vermutlich würden kaum welche über die "Vorrunde" kommen. Schlicht, weil Unzulänglichkeiten auf die heute und insbesondere da Wert gelegt wird, kein Hindernis für eine Karriere waren. Man stelle sich mal vor, wie ein junger Udo Lindenberg oder auch ein Westernhagen (um Solisten zu nehmen) hier von der Jury aufgenommen worden wären.

Auf der anderen Seite muss auch nüchtern betrachtet werden, wie viele "Stars" aus solchen Shows herausgekommen sind - und dies ins Verhältnis zum zugehörigen Aufwand setzen. Da zeigt sich doch, dass tatsächlich das, was einem breiten Publikum als großes Talent schmackhaft gemacht wird und auch dahin gedreht wird, dass es eben als "großes Talent" durchgeht, sich über die (kurze) Zeit nicht bewährt. Evtl. ist hier sogar Systembedingt ein Fehler und wer so "massenvertäglich" geformt zum Star reifen soll, es schlicht nicht mehr kann!

Es ist schade, aber weil es wohl sehr billig ist, solche Formate zu produzieren und immer noch genügend Werbeeinnahmen dadurch generiert werden können, so lange wird man die Sache wohl am Leben lassen. Man sollte wirklich stärker in den Vordergrund bringen, dass es sich hierbei wirklich nicht um das suchen von Talenten geht, sondern darum, möglichst viele Zuschauer zu binden und "Unterhaltung" zu bieten. Was letztlich raus kommt, interessiert jeweils 1-2 Staffeln später sowieso keinen mehr.

Gibt es hier im Forum Leute, die glauben, dass das Casting ein Weg sein kann, zum Star zu werden - bzw. das die Stars die auf gewöhnlichem Weg bekannt wurden, eine Chance hätten, solche Castings "bis zum Finale" zu bestehen?

Ich denke, dass es ganz zu Beginn, als DSDS das erste und zweite Mal ausgestrahlt wurde und als es dann auch "Popstar" gab und es noch relativ neu war, für die Zuschauer, eine Casting- Show anzusehen, schon Sinn machte, an so einer Show teil zu nehmen.

Ich kann mich beispielsweise immer noch an Juliette und Daniel Küblböck aus der ersten Staffel erinnern und an das Lied: "We have a dream". Und dass ich mich so geärgert habe, dass es Juliette nicht auf den ersten Platz geschafft hat, weil dieser Michael oder wie er hieß noch ein selber geschriebenes Lied "Tears of Happiness" geschrieben und auf dem Klavier vorgespielt hat.

An die anderen Staffeln kann ich mich aber nicht mehr sehr gut erinnern. Ebenfalls fand ich Popstars eine Zeit lang sehr interessant. Daraus hervor gingen bekannte Mädels wie Senna und Gabby aber auch Jungs wie dieser homosexuelle Blonde- mir fällt der Name nicht mehr ein.

Heutzutage sind diese Castingshows schon so abgelutscht, dass man sich zwar an immer wiederkehrende Schwachmaten wie Menderez erinnert, allerdings nicht mehr an die wirklichen Stars. Außerdem sind diejenigen, die auf dem zweiten oder dritten Platz gelandet sind, bei so einer Casting Show, wie zum Beispiel die österreichische Sängerin Christina Stürmer eher auf längere Zeit erfolgreich, als solche, die den ersten Platz geschafft haben.

Also an die ersten Gewinner von solchen Casting-Shows wie Popstars oder DSDS erinnere ich mich auch noch, auch noch an einzelne Kandidaten wie der oben erwähnte Küblböck oder Juliette. Aber das wars dann im Prinzip auch. Ich glaube auch, dass es sehr selten ist, dass diese Popsternchen sich überhaupt dauerhaft durchsetzen kann.

Natürlich kann es schon sein, dass sich mal die ein oder andere Ausnahme durchsetzt, Kelly Clarkson ist so ein Beispiel oder Leona Lewis. Aber von vielen anderen hört man gar nichts, sie sind praktisch musikalische Eintagsfliegen. Daher verfolge ich solche Sendungen auch nicht wirklich und schon gar nicht mit Interesse. Es lohnt sich einfach nicht mehr und das Thema ist dermaßen inflationär ausgeschlachtet worden, dass es einfach nur noch ätzend langweilig ist.

Wenn man über den deutschen Tellerrand hinaus schaut wird man durchaus ein paar Musiker finden, die auch Jahre nach ihrer Casting Show Teilnahme noch bekannt und gut im Geschäft sind. One Direction stammen zum Beispiel aus einer englischen Casting Show, die sie nicht mal gewonnen haben.

Man kann also nicht generell sagen, dass es Casting Show Teilnehmer nicht weit bringen, wenn sie sich außerhalb der Shows im Musikgeschäft beweisen müssen, aber es ist sicher fair zu sagen, dass die Erfolgsquote relativ gering ist.

Deiner anderen Aussage kann ich aber zustimmen, denn es gibt doch recht viele Sänger, die objektiv betrachtet nicht die beste Stimme haben, aber trotzdem oder gerade deshalb erfolgreich sind. Und es gibt auch Künstler, bei denen ich mir schlicht und einfach nicht vorstellen könnte, dass sie sich den Regeln von solchen Sendungen überhaupt unterordnen würden. Die würden wahrscheinlich schon für ihre Weigerung irgendein seichtes Chart-Pop-Liedchen nachzusingen fliegen.

Dass aus Teilnehmern von Casting Shows nichts wird, ist in meinen Augen immer noch ein sehr deutsches Phänomen. Woran das liegen könnte, will ich an dieser Stelle nicht weiter ergründen. In den USA gibt es meines Wissens einige Sänger/innen, die durch "American Idol" (dortige Version von DSDS) bekannt geworden sind und, mit Ausnahme von Kelly Clarkson, in Europa zwar nicht sonderlich bekannt sind, aber in den USA eben durchaus ihre Erfolge haben, soweit ich das im Blick habe.

Aber selbst in Deutschland muss man ja sagen, dass es zumindest am Anfang ganz gut funktioniert hat. Das erste Produkt einer deutschen Casting Show waren die No Angels, und man kann sicher nicht sagen, dass die keinen Erfolg gehabt hätten. Sie waren in ganz Europa bekannt, außer vielleicht in England, die ja immer mehr auf ihren eigenen Musiker fokussiert sind, und hatten meines Wissens sogar ein paar Auftritte in den USA. Als sie entschieden haben, sich zu trennen, waren sie aus erfolgstechnischer Sicht nicht am Ende, sondern hatte einfach keine Lust mehr.

Und dann war da natürlich noch Alexander Klaws als erster DSDS-Sieger, der im Gegensatz zu allen seinen Nachfolgern, außer Mark Medlock, von sich behaupten kann, mehr als einen Hit gehabt zu haben und nun ist er schon seit mehreren Jahren Musical-Darsteller, womit man ihn auch nicht als erfolglos bezeichnen kann. Nur war in Deutschland meiner Meinung nach sehr schnell die Luft raus und man hätte alle Casting-Shows nach 1-2 Staffeln einstellen können.