Kastration bei Hunden problematisch: Wurdet ihr aufgeklärt?

vom 22.11.2014, 18:47 Uhr

Seit Jahren zeigen Studien, dass die Kastration bei Hunden doch viel einschneidendere Folgen hat, als bisher angenommen. Viele Tierärzte argumentieren, dass die Studien nicht aussagekräftig seien. Mittlerweile sind allerdings viele Meta-Studien durchgeführt worden, die die Ergebnisse bestätigen.

Kastrierte Hunde haben ein fünffach höheres Risiko, an Tumoren zu erkranken als intakte Artgenossen. Dazu sind sie früher von einer Krebserkrankung betroffen. Auch Verhaltensstörungen finden sich viel häufiger bei kastrierten Hunden. Je früher ein Hund kastriert wurde, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit. Und ohne Kastration kommen nicht durch Unfall bedingte Kreuzbandrisse, die bei manchen Rassen massiv auftreten, nicht vor. Das sind nur kleine Ausschnitte der negativen Folgen.

Allerdings leben aktuell viele der Praxen davon, dass sie jede Woche Hunde kastrieren. Diese Operation macht einen erheblichen Teil der Einnahmen aus. Wie verhält sich euer Tierarzt? Hat er euch umfassend zum Thema Kastration der Hündin oder des Rüden aufgeklärt? Oder seid ihr nur auf die Themen mögliche Gewichtszunahme, Inkontinenz und Fellveränderungen hingewiesen worden? Ist euch die Kastration als Vorbeugung gegen Krebs "verkauft" worden?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Mich würde doch sehr die Quelle der genannten Studie oder möglicherweise Studien interessieren, da mir eher das Gegenteil dessen bekannt war.

Da ich den Beruf der staatlich anerkannten Tierpflegerin erlernt habe und auch täglich mit einer zweistelligen Zahl an Hunden konfrontiert war über Jahre hinweg konnte ich sehr viele Erfahrungen sammeln. Auch im tierärztlichen Bereich wirkt man hierbei mit. Dabei konnte ich über die Jahre hinweg hauptsächlich Hunde beobachten, die unkastriert waren und einen Tumor in der Säugeleiste hatten bzw. auch welche mit Prostatakrebs. Dies kann man natürlich durch eine Kastration vorbeugen.

Für mich wäre das kein alleiniger Grund, ein Tier zu kastrieren. Natürlich ist es ein massiver Eingriff und kann auch die Persönlichkeit des Tieres verändern. Daher kann man auch anhand des Charakters abwägen, ob nun das Tier im Einzelnen kastriert werden sollte oder nicht. Wichtig ist jedenfalls, nicht verantwortungslos Welpen in die Welt zu setzen, wo doch schon genügend im Tierheim sitzen.

Dies ist eher schwer mit einer artgerechten Haltung (Freilauf etc.) zu verbinden, wenn das Tier unkastriert ist. Sobald auch nur eine Hündin läufig ist, bedeutet das für alle Rüden in der Nachbarschaft puren Stress und es kann auch gefährlich werden, weil der Hund viel in Kauf nimmt, um zur Hündin zu gelangen.

Ich muss auch sagen, dass meinem Hund die Kastration gut getan hat. Er war sonst sehr wild und aufgeweckt vom Grundcharakter her und man musste sehr viel mit ihm arbeiten, damit man gut zusammenleben konnte. Nach der Kastration war er viel ruhiger und weniger gestresst, sodass es ihm auch leichter fiel auf meine Signale einzugehen.

» crazykris1 » Beiträge: 605 » Talkpoints: 37,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Mich würde interessieren, was es für einen Grund hat, dass Tiere, die kastriert sind, angeblich seltener an Krebs erkranken? Mir war weder das eine noch das andere bekannt. Also auch, dass kastrierte Hunde anfälliger für ein Krebsleiden sind, war mir ebenfalls nicht bewusst.

Uns hat man dann auch gesagt, dass die Tiere dann eventuell phlegmatischer werden und dadurch zunehmen. Das hat man uns sowohl beim Kastrieren des Hundes, als auch bei unserem Kater gesagt. Auch als ich nicht mehr zu Hause war, habe ich einen Kater gehabt, den ich kastrieren lassen musste. Und er ist dann tatsächlich fünf Jahre später an Lungenkrebs erkrankt und musste eingeschläfert werden.

Aber natürlich würde ich jetzt das Schicksal meines Katers auf keinen Fall gleich auf alle übertragen und meinen, dass die Kastration Schuld an der späteren Krebserkrankung meines Katers hatte. Und allem Voran geht es ja hier um Hunde, die scheinbar nach einer Kastration ein fünffach höheres Risiko haben sollten, an Krebs zu erkranken.

Mich würde ebenfalls eine Verlinkung zu dieser Studie interessieren und ich werde mich nun auf die Suche machen und im Internet ein wenig recherchieren. Die ganze Sache hat mich wirklich neugierig gemacht und ich finde, was die Gesundheit unserer Tiere betrifft, kann man nie genug aufgeklärt sein.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Also wie ich nun nachgelesen habe, wird vor allem eine Hündin, die vor ihrer ersten Läufigkeit kastriert wird, davor geschützt, Krebs zu haben, die die Geschlechtsmerkmale wie Gebärmutter betreffen. Beim Rüden ist es anscheinend so, dass er dreimal so häufig an Prostatakrebs erkrankt, wenn er kastriert ist, dafür aber geschützt ist, vor Tumoren in der Afterregion. Nachzulesen ist das hier.

Hier habe ich noch einen anderen Link gefunden, der genau über die Vorteile und Nachteile einer Kastration bei Hündin und Rüden aufklärt.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Eben genau das ist das Problem: "Man sagt, dass ..." Aber das beruht eben zu einem großen Teil nur auf Annahmen, die nie bewiesen oder lange auch nicht erforscht worden sind.

Natürlich bekommt eine kastrierte Hündin keinen Krebs an Gebärmutter oder Eierstöcken. Was weg ist, kann nicht erkranken. Bei einer frühen Kastration sinkt auf das Risiko für Tumore am Gesäuge. Aber die bekommt nur ein geringer Prozentsatz der Hündinnen und die Mehrzahl dieser Tumoren ist nicht tödlich. Die meisten treten erst in höherem Lebensalter auf und wachsen sehr langsam. Die Hündinnen versterben in der Regel vorher an einer anderen Krankheit.

Aber sie haben dafür ein viel höheres Risiko, einen wirklich lebensbedrohlichen Tumor oder Diabetes zu entwickeln. Das ist also kein gutes Geschäft. Beim Rüden ging man davon aus, dass eine Kastration Tumore der Prostata verhindert. Tatsächlich erkranken Kastraten aber häufiger daran als intakte Rüden.

Ausführungen dazu findest du in der Zeitschrift "Vetimpulse" von September. Dann gibt es die ältere Bielefelder Studie von Dr. Gabriele Niepel und die Ergebnisse von Dr. Udo Gansloßer zu verhaltensbiologischen Fragen. Ergebnisse von Hart sind bei "PLoS ONE" veröffentlicht, die betreffen die Frühkastration. Hier ein Blogbeitrag eines Tierarztes. Allerdings ist der eher oberflächlich.

Warum kauft man sich übrigens einen Rüden, der eben rüde ist, und lässt dann kastrieren? Erziehen hilft da in der Regel ganz gut. Dann arbeitet so ein Hund auch neben läufigen Hündinnen oder lebt mit ihnen zusammen, ohne Nachwuchs zu zeugen.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


nordseekrabbe hat geschrieben:Hier habe ich noch einen anderen Link gefunden, der genau über die Vorteile und Nachteile einer Kastration bei Hündin und Rüden aufklärt.

Der Artikel gibt nun eigentlich nur das wieder, was allgemein gesagt wird. Und Perianaltumore sind erstens ziemlich selten, nur wenige Rassen haben dafür eine erhöhte Anfälligkeit, und bilden sich zweitens nach einer Kastration in den meisten Fällen wieder zurück. Das heißt, dann kann man immer noch kastrieren.

Die Ergebnisse zum Hund kann man übrigens nicht einfach auf Katzen oder andere Tiere übertragen. Da gibt es bei den Auswirkungen riesigen Unterschiede. Das ist ähnlich wie die Krebsneigung aufgrund von Impfungen. Nur wenige Hunderassen neigen zur Entwicklung von Tumoren an der Injektionsstellen. Bei Katzen sieht das wieder ganz anders aus.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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