Sind spezialisierte Wohngruppen rar oder überbewertet?

vom 23.11.2014, 18:15 Uhr

Im Sommer bekam ich das Angebot über eine Wohngruppe für erwachsene Autisten zu berichten. Diese Wohngruppe wurde Anfang September eröffnet und man sagte vorher der Betreiberin, dass es da einen hohen Bedarf gäbe. Das ging aus Gesprächen hervor, wo sie sich um entsprechende Betreuungsplätze für ihre beiden autistischen Pflegekinder erkundigte. Immerhin könnte sie ja mal gesundheitlich in die Lage kommen, wo sie die Pflege aufgeben muss. Da es angeblich mehr Interessenten als Wohnplätze in Deutschland gibt, hat sie noch mal erfolgreich die Schulbank gedrückt, um die nötigen Qualifikationen zu erhalten, damit sie so eine Wohngruppe eröffnen darf.

Nun stand, wie gesagt, die Eröffnung Anfang September an, kurz danach habe ich sie besucht und den entsprechenden Bericht mit Kontaktdaten ins Netz gestellt. Er erhält auch sehr viele Lesungen mit entsprechenden Suchbegriffen, die auf den angeblichen Bedarf schließen lassen. Nur gab es bisher keinerlei Kontaktaufnahme von betroffenen Familien. Es fehlen also auf lange Sicht die Einnahmen aus dieser Wohngruppe, mit denen natürlich auch die Zukunft geplant wurde.

Neben meinem Bericht gab es auch noch andere Werbeaktionen, um auf dieses Angebot aufmerksam zu machen. Doch bisher sieht es nicht danach aus, als wenn überhaupt Bedarf an solchen spezialisierten Wohngruppen besteht. Man kommt also mittlerweile auf den Gedanken, dass entsprechende Projekte überbewertet sind, aber nicht so rar gesät, dass ein wirklich hoher Bedarf besteht. Ist dem so oder liegt es vielleicht auch an der Region und man müsste weiträumiger Werbung machen?

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich kann da aus eigener Erfahrung berichten. Ich war letztes Jahr für knapp 6 Monate in einer Wohngruppe für Essgestörte.

Es war leider schon erst einmal ein Akt eine Wohngruppe für Essgestörte zu finden. Es gibt davon leider sehr wenige in Deutschland und fast alle haben sehr lange Wartezeiten. Nun gut, ich hatte dann endlich eine passende gefunden. Ich musste für die Wohngruppe leider 600 Kilometer weit von meinem eigentlichen Wohnort wegziehen. Das war logistisch und auch teilweise emotional nicht ganz einfach.

Im Endeffekt hat mir die Wohngruppe sehr gut gefallen und auch sehr geholfen. Es gab allerdings ein Problem, das immer wiederkehrte. Wenn so viele Menschen mit dem gleichen Problem auf engem Raum zusammenwohnen kann es ab und zu richtig "knallen". Die Situation eskaliert dann völlig und man fühlt sich sehr unwohl in der Wohngruppe.

Das hat jetzt zwar nichts mit Wohngruppe für Authisten zu tun, aber ist eben auch eine spezialisierte Wohngruppe. Ich finde, dass es immer noch viel zu wenige Wohngruppen gibt, die sich auf ein bestimmtes Problem oder eine bestimmte Krankheit einschränken.

» Summer-Fan » Beiträge: 79 » Talkpoints: 0,80 »


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