Hat die Bologna-Reform ihren Sinn verfehlt?

vom 20.11.2014, 10:28 Uhr

Durch die Bologna-Reform sollten ja eigentlich die Abschlüsse international angeglichen werden, sodass die Anerkennung von Abschlüssen und auch Hochschulwechsel nach dem Bachelor beispielsweise erleichtert werden sollen.

Gestern in einem Seminar hatte mein Dozent allerdings etwas ziemlich konfuses zu dem Thema gesagt. Er meinte nämlich, dass wenn man beispielsweise seinen Bachelor in Deutschland gemacht hat und seinen Master in Großbritannien machen möchte, man trotz Bologna-Reform den englischen Bachelor machen muss, weil man sonst gar nicht zum Master zugelassen werden kann.

Ich kenne mich mit solchen Details gar nicht wirklich aus und ich bin auch nicht sicher, wie zuverlässig der Dozent als Quelle ist. Es ist nämlich so, dass er Bücher und Archive über alles liebt und jede Form von Technik und Internet boykottiert. Da kann es natürlich sein, dass er nicht immer unbedingt auf den neusten Stand ist, da Bücher ja sehr viel länger brauchen bis sie veröffentlicht werden als andere Quellen.

Bei manchen Master-Studiengängen ist ja auch eine bestimmte Anzahl von CPs Voraussetzung für die Einschreibung, wenn man dann zu wenig Punkte im Bachelor gesammelt hat, muss man dann in der Regel ein paar Veranstaltungen im anderen Bachelor nachholen bevor man den Master machen kann. Aber da muss man nur einige wenige Punkte nachholen und nicht den ganzen Bachelor. Das ist in der Regel aber nur bei einigen wenigen Master-Studiengängen der Fall und betrifft in der Regel nur die Studenten die beispielsweise von einer Universität an eine TU wechseln wollen.

Welche Erfahrungen habt ihr da gemacht? Stimmt das wirklich, was er sagt oder hat er nur versucht Panik zu verbreiten? Ist das vom Studienfach abhängig oder ist es grundsätzlich so, dass deutsche Bachelor-Abschlüsse in England nicht als Zulassung zum Master anerkannt werden? Oder müssen nur ein paar CP nachgeholt werden und man muss gar nicht den ganzen Bachelor nochmal studieren? Ich frage mich nämlich, wo dann der Sinn der Bologna-Reform liegt, wenn der Bachelor-Abschluss von Deutschland in England eh nicht anerkannt wird.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mit einem deutschen Bachelor kann man durchaus in England den Master machen. Neben den Noten zählen auch der Lebenslauf, Die Motivation und Empfehlungsschreiben. Daher kommt man dort durchaus an einen Platz, wenn die Noten eigentlich nicht ausreichen. Ausreichende Sprachkenntnisse sind dagegen zwingend vorgeschrieben.

Allerdings kann man die Noten nicht eins zu eins umrechnen. Um die Vorgaben der Universitäten zu erfüllen, also beispielsweise eine 1,1, dann reicht meist eine deutsche 1,3 aus. Die deutschen Noten sind im Vergleich geringfügig höherwertig.

Außerdem sind die Universitäten dort viel liberaler, wenn der Master fachfremd sein soll. Während deutsche Unis das ablehnen, kann man in England Glück haben. Nur die Begründung muss klar durchdacht und schlüssig sein. Wenn man vermitteln kann, dass dieser Wechsel für die geplante Karriere sinnvoll und nötig ist, dann findet sich auch eine Uni, die das ohne Probleme mitmacht.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Mit Erfahrungen zum Auslandsstudium kann ich dir diesbezüglich nicht dienen. Aber man muss nicht mal ins Ausland sehen, um solche Fragen zu stellen.

Mir ist persönlich eine junge Studentin bekannt, die Lehramt studiert hat, um an Grundschulen zu studieren. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, hat sie ihren Master und das erste Staatsexamen in Baden Württemberg gemacht und wollte dann das Referendariat in Berlin weiter machen. Bei der Bewerbung um einen Platz hat man dann bei dem zuständigen Amt im Berlin fest gestellt, dass die Studienordnung in Baden Württemberg so weit abweicht, dass sie den Master nicht anerkennen wollten. Die Studentin musste trotz bestandenem Examen nachträglich noch einige Kurse an der Universität in Berlin nachstudieren.

Das sind sicher Einzelfälle und nicht jeder zieht der Liebe wegen zwischen dem ersten Staatsexamen in ein anderes Bundesland um. Aber es zeigt, dass der Bologna Prozess schon alleine in Deutschland aufgrund des föderalen Bildungssystem schon an einige Hindernisse stoßen kann. Ich finde das sehr bürokratisch.

Von daher könnte ich mir durchaus vorstellen, dass die Berichte deines Dozenten stimmen. Vermutlich hat der das auch nicht aus Büchern, sondern eher durch ein Gespräch mit einem deiner Kommilitonen erfahren, die vielleicht ins Ausland wechseln wollten.

Wenn es dich wirklich interessiert, kannst du ja problemlos auf den Homepages diverser Englischer Universitäten suchen. Zumindest auf den Seiten der deutschen Unis findet sich immer irgendwo ein Bereich, auf dem erklärt wird, was Studierende aus anderen Ländern beachten müssen. Das wir vermutlich bei anderen Ländern ähnlich sein.

Wenn es dich interessiert, kannst du ja auch mal nachlesen, welche Bedingungen unsere Unis in Deutschland erheben, wenn Studierende anderer europäischer Länder bei uns nach dem Bachelor einen Master Studiengang anhängen wollen. Es würde mich nicht wundern, wenn es da auch einiges mehr zu beachten gäbe, als man auf den ersten Blick denkt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Das Ausland ist weniger das Problem als das Inland. Das ist leider so. Das beginnt bereits damit, dass die Arbeitgeber den Bachelor kaum annehmen. Die Unis sind aber nicht wirklich dafür aufgestellt, dass alle ihren Master machen.

Insgesamt finde ich ganze Geschichte unnötig. Im Ausland konnte auch schon vorher studiert werden. Das war machbar und die erforderlichen Erkundigungen prüften automatisch die Sprachkenntnisse. :D

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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