Seminare - Freiwillige alles machen lassen?

Ich belege an der Universität unterschiedliche Seminare die begleitend zur Vorlesung angeboten werden und die meisten davon sind sehr interessant. Es ist in der Regel schon so, dass die Studenten sich an dem Seminar beteiligen und etwas dazu beitragen. Die Tutoren helfen dann natürlich und erklären bestimmte Sachverhalte, aber wenn die Dinge einfacher zu lösen sind, dann machen das Studenten.

Nun habe ich ein Seminar, welches etwas komplizierter ist und viele scheitern da an der Vorbereitung und erwarten dann natürlich auch, dass die Tutoren helfen und erklären können. Leider ist das nicht immer so einfach, denn es gibt Tutoren die es offenbar als ihre Aufgabe ansehen, sich vorne hinzustellen und die Studenten alles machen zu lassen. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum man dann überhaupt einen Tutor braucht, unter diesen Bedingungen können die Studenten das ja auch unter sich regeln.

Auf jeden Fall gibt es aber solche Tutoren und wenn sich dann keiner meldet, der in der Lage ist die Aufgabe zu lösen, dann wird oft einfach ein Name vorgelesen und die Person muss dann kommen und das machen. Natürlich zieht sich das Seminar dadurch in die Länge und keiner hat Spaß an der Sache. Gerade in diesem Seminar haben wir aber eine Person, die das Modul wiederholt. Der Student ist bei der ersten Prüfung durchgefallen und ist daher mit dem Stoff vertraut. Da die Motivation natürlich groß ist, es beim zweiten Mal zu schaffen um nicht von der Uni zu fliegen, bereitet er sich auch immer gut vor und kennt die Lösungen aus dem Vorjahr.

Deswegen meldet er sich bei der Lösung der Aufgaben auch immer. Nur leider ist er eben in der Regel der einzige im Moment. Und wenn man an die 10 Aufgaben zu lösen hat und er der einzige ist, der sich freiwillig meldet, kommt er meist auch nur dran und löst dann am Ende nicht selten das ganze Blatt alleine an der Tafel. Wirklich nachvollziehen kann ich das ehrlich gesagt nicht und für mich ist das einfach fehlende Kompetenz, was den Tutor angeht. Dieser wird ja nicht dafür bezahlt rumzustehen und zu gucken, er soll helfen und erklären. Deswegen würde ich erwarten, dass er sich auch beteiligt und Aufgaben löst und erklärt und nicht alles den Studenten machen lässt.

Wie ist das bei euch, gibt es da auch Seminare wo sich die Aufgaben auf einen oder wenige Studenten verteilen und sich ansonsten keiner wirklich beteiligt, weil die Sachen vielleicht auch einfach etwas zu schwer sind? Ich denke nicht, dass man da von Faulheit reden kann, da in den anderen Seminaren genug Beteiligung herrscht, aber gerade in dem Seminar würde ich eigentlich verlangen, dass der Tutor sich auch einschaltet. Wie denkt ihr darüber?

Das mit den Seminaren ist so eine Sache. Ich besuche eigentlich fast ausschließlich Seminare, in denen außerdem ausnahmslos Anwesenheitspflicht herrscht. Mich persönlich stört es in manchen Seminaren schon extrem, dass sie eigentlich wie eine Schulstunde aufgebaut sind. Da gibt es vorher Hausaufgaben, die dann gemeinsam kontrolliert werden, teilweise geht die Dozentin dann die Reihe durch, jeder kommt mal dran und muss etwas sagen.

Das verleiht diesem Seminar einen zwanghaften Schulcharakter, der mich persönlich eben sehr stört. Andererseits kann ich auch verstehen, dass man die Seminargestaltung nicht nur in die Hände einzelner Studenten legen will, da dann der Rest eventuell völlig abschaltet und nicht viel mitnimmt aus der Sitzung. Unsere Dozentin sind also darauf bedacht, so viele Studenten wie möglich einzubinden, was an sich gut ist, in der Umsetzung aber trotzdem nerven kann, wenn man sich dann wie in er Schule fühlen muss. Sie ignorieren dann auch oft die Freiwilligen, die sich immer melden und alles erklären wollen und nehmen einfach jemand anderes dran.