Wie reagiert ihr auf den Satz 'Früher war alles besser'?

Ich bin ja immer etwas genervt von Personen, die ständig sagen „Früher war alles besser“. Besonders oft hört man das von älteren Personen, aber selbst mein Freund, der gerade mal einundzwanzig Jahre alt ist, sagt das hin und wieder. Ich selbst kann mit dem Satz einfach gar nichts anfangen und weiß nie so recht, wie ich darauf reagieren soll, um die Personen, die sich in dem Moment dann meistens über etwas bestimmtes aufregen, beruhigen kann.

Wie reagiert ihr darauf, wenn jemand sagt „Früher war alles besser“? Sagt ihr das vielleicht selber öfters mal oder nervt es euch?

Wie man schon aus diversen anderen Beiträgen hier im Forum heraus lesen kann, reagiere ich auf diesen Satz bzw. auf das zu Grunde liegende Sentiment ziemlich allergisch. Einerseits kann ich verstehen, dass man zurückliegende Erlebnisse und Erfahrungen oft positiver in Erinnerung behält als sie tatsächlich waren, weil man sich eben bevorzugt an die guten und schönen Dinge im Leben erinnert, und weniger an die Ärgernisse und Katastrophen.

Andererseits halte ich die Behauptung, dass früher alles besser gewesen sei, für logisch nicht nachvollziehbaren Blödsinn. Je nach dem, wie weit man in der Zeit zurück geht, hat sich in der Gesellschaft doch Einiges zum Positiven verändert. Das reicht von der verbesserten Stellung von Frauen und Kindern in der Gesellschaft bis hin zu den Entwicklungen der modernen Medizin.

Generell nerven mich verzerrte Wahrnehmungen und Halbwahrheiten in Bezug auf die Vergangenheit. Grobe, unhöfliche und dämliche Zeitgenossen hat es schon immer gegeben, und was nützt mir die Tatsache, dass es vor 100 Jahren noch weniger Umweltverschmutzung gegeben haben soll, während die Leute an Infektionskrankheiten gestorben sind, gegen die es damals noch kein Mittel gegeben hat? Es mag auch sein, dass man "früher" höflicher zu Frauen war, aber dies galt sowieso nur für bestimmte soziale Schichten. Als Bäuerin mit einem Dutzend Kindern hat dir garantiert niemand die Tür aufgehalten und aus dem Mantel geholfen.

Deswegen glaube ich nicht, dass früher alles besser war. Es war nur einiges anders, und wir waren entweder jünger oder gar nicht live dabei.

Ich reagiere auf diesen Satz unterschiedlich, je nachdem wer diesen Satz dann sagt. Wenn meine Mutter diesen Satz früher gesagt hat, bin ich regelmäßig innerlich ausgeflippt und bin ziemlich pampig geworden. Meistens kam nämlich sowas wie: "Früher (in der alten Heimat) war alles besser...". Das waren dann die Momente, in denen ich dann sehr ausfallend und pampig geanwortet habe "Dann geh doch zurück in die alte Heimat, wenn dort alles besser war. Mir gefällt es in Deutschland, ich bleibe hier."

Ich kann solche Aussagen überhaupt nicht nachvollziehen. Stillstand ist Rückstand und da wir in einer Gesellschaft des Fortschrittes leben sollte doch klar sein, dass wir uns beständig weiterentwickeln. Was bringt es da bitte, an der Vergangenheit festzuhalten?

Na ja, einiges war früher tatsächlich besser, anderes dagegen war deutlich schlechter. Heute hat sich einiges verbessert, anderes ist schlechter geworden. Es kommt also immer darauf an, welches einzelne Segment der einzelne gerade betrachtet, wenn er diesen Satz sagt. Unter Umständen kann man zustimmen.

Wenn es diese typische globale Aussage ist, dann ergänze ich den Satz mit "... und heute ist alles schöner." Dann ist bei den meisten Ruhe.

Ich höre diesen Satz des öfteren von meiner Oma oder meinem Opa. Ich finde, dass er nur zum Teil stimmt. Alles war sicherlich nicht besser. Einiges bestimmt. Aber es hat sich heute im Gegenteil zu früher viel verbessert. Also so richtig stimmt der Satz meiner Meinung schon mal nicht. Außerdem war vieles nicht besser, sondern einfach anders.

Mich nervt dieser Satz immer ein bisschen, wenn ich ihn mir anhören muss. Ich finde ihn sehr oberflächlich und verallgemeinernd. Außerdem ist früher sowieso schon vorbei. Selbst wenn alles besser gewesen wäre, man kann es sowieso nicht mehr ändern. Früher ist früher und diese Zeit ist vorbei. Klar hat man in gewissen Dingen noch einen Bezug auf früher, aber es werden immer weniger Dinge.

Auf der anderen Seite kann ich aber alte Menschen, die diesen Satz von sich geben auch verstehen. Denn die Gesellschaft und das Leben hat sich in den letzten Jahren sehr extrem gewandelt. Wenn man nur einmal die Medien und die ganzen elektronischen Geräte betrachtet hat es einfach alles extrem zugenommen und vieles Verändert. Es gibt schon ein oder zwei Generationen, die das gar nicht mehr anderes kennen. Aber die älteren Menschen kennen das sehr wohl noch anders und ich kann gut verstehen, dass dieser Wandel für sie nicht einfach zu bewältigen und zu verstehen ist!

Lustigerweise hatte ich genau heute eine Diskussion mit meiner Arbeitskollegin, die philosophierte, dass sie gerne nochmals ein Kind wäre, weil ja früher alles so viel besser war. Genau vor einiger Zeit hatte sie mir aber auch erzählt, was für Probleme sie als Kind hatte.

Dies beweist aber, dass wenn wir uns einfach ohne Grund einmal an früher zurück erinnern, wir uns nur an die guten Dinge erinnern und es deshalb als "die gute alte Zeit" sehen. Die schlechten Dinge werden einfach nur ausgeblendet und nicht mehr als schlecht gesehen.

Wirkliche Probleme, die wir vielleicht als Kinder hatten, oder als Kinder wirklich als Probleme gesehen haben, die uns das Herz gebrochen haben, im wahrsten Sinne des Wortes, sehen wir heute mit einem Lächeln und denken: "Ach, das war doch alles nicht so schlimm."

Und genau so hat es mir meine Mutter immer prophezeit, wenn ich geweint habe oder Kummer hatte, hat sie immer gemeint: "Warte ein paar Jahre und du wirst darüber lachen, oder es deinen Kindern und Enkelkindern erzählen." Und so ist es wirklich. Ich lache heute über Dinge, die ich damals sehr schrecklich gefunden habe.

Wie ich reagiere- ich würde wohl sagen, ich kläre alle Leute auf, darüber, dass früher vielleicht einiges besser, aber auch einiges schlechter war als heute. Es gibt keine Zeit, in der nur gute Dinge geschehen sind, so finde ich. Und umgekehrt kann man auch nicht über eine bestimmte Zeit sagen, dass alles nur schlecht war.

Die Geschichte wird eben von Siegern geschrieben und wir leben noch, also haben wir über unsere Vergangenheit gesiegt- um es salopp auszudrücken. In diesem Sinne- auf unsere Zukunft!