Wenn Mutter die beste Freundin - eine soziale Fehlprägung

vom 28.10.2014, 14:22 Uhr

Ich war gestern beim Arzt und im Wartezimmer lag eine Psychologiezeitschrift. Dort habe ich einen interessanten Artikel gelesen. Der Titel handelte um die Aussage von erwachsenen und fast erwachsenen Kindern, die ihre Mutter als beste Freundin betiteln. Auch hier im Forum habe ich schon gelesen, dass einige ein eher freundschaftliches Verhältnis zu den Müttern haben.

Dies aber soll eine soziale Fehlprägung sein und es soll für die Entwicklung des Kindes nicht gut sein, wenn man als Mutter versucht eine Freundin für das Kind zu sein. Egal, ob es der Sohn oder die Tochter ist. Man sollte als Mutter die Mutter bleiben und nicht versuchen eine Freundin zu sein. Der Artikel war sehr lang und ich konnte ihn auch nicht zu Ende lesen. Aber dennoch fand ich das sehr interessant.

Denkt ihr, dass es eine soziale Fehlprägung ist und es für die Entwicklung und dem späteren Leben schlecht ist, wenn die Mutter wie eine Freundin ist? Wann würdet ihr sagen, dass es nicht mehr gut ist und habt ihr ein freundschaftliches Verhältnis zu eurer Mutter? Komischerweise wurde der Vater in dem Artikel nicht erwähnt, sondern nur die Mutter. Wäre es denn auch eine soziale Fehlprägung, wenn ein Kind ein freundschaftliches Verhältnis zum Vater hat? Wenn ich das richtig verstanden habe in diesem Artikel muss es wohl typisch Frau sein, dass man dem Kind eine Freundin sein will.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich habe noch nie gehört, dass Kinder irgendwelche Benachteiligungen dadurch hatten, dass ihre Mutter eher wie eine Freundin für sie war. Ich denke, dass keine Mutter wirklich schafft, einfach nur Freundin für ihr Kind zu sein. Ich hätte nicht auf die mütterliche Fürsorge verzichten wollen und Mütter müssen doch erzieherische Entscheidungen treffen. Ich denke daher, dass man als Mutter nicht reinweg eine Freundin für das eigene Kind sein kann.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Es gibt sicher extreme Fälle von "beste Freundin" Müttern, die ich bedauernswert bis lächerlich finde und bei denen mir die Töchter dann schon irgendwie Leid tun. Damit meine ich die Frauen, die krampfhaft auf jung machen und denken, dass sie irgendwie mit ihren Teenager Töchtern mithalten müssen.

Ich will damit nun nicht sagen, dass man sich in einem bestimmten Alter unbedingt auf eine bestimmte Weise kleiden und verhalten muss, aber wenn sich jemand mit ende Dreißig in Klamotten quetscht, die für Fünfzehnjährige entworfen worden sind um mit der Tochter in die Disco zu gehen kann ich diese Person einfach nicht richtig ernst nehmen und könnte mir vorstellen, dass es viele Töchter gibt, die ihre Mutter dann weniger cool und mehr peinlich finden.

Aber in den weniger extremen Fällen spricht doch nichts dagegen mit seiner Mutter ein freundschaftliches Verhältnis zu haben. Das heißt ja nicht automatisch, dass sie dann auch aufhört die Mutter zu sein oder die Mutterrolle auszufüllen. Mein Partner ist ja auch mein bester Freund aber gleichzeitig auch mein Liebhaber und einen Konflikt gibt es dabei nicht.

Und was die Väter und Söhne betrifft - ich habe tatsächlich noch nie etwas von einem Vater gehört, der versucht mit seinem Sohn mitzuhalten indem er sich dessen Stil und Hobbys anpasst, das scheint irgendwie ein Frauending zu sein.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich reagiere allergisch darauf, wenn mich mein Kind- was ziemlich oft vorkommt- mich als beste Freundin sieht. Das gefällt mir gar nicht, aus dem Grund, weil ich einfach die Mutter bin und sie vor mir Respekt haben sollte und meinen Aufforderungen Folge leisten. Wenn ich das Beste- Freundin- Modell durchgehen lasse, habe ich Bedenken, dass mein Kind mir auf einmal nicht mehr gehorchen könnte.

Vielleicht kommt das auch auf das Alter des Kindes an. Wahrscheinlich wurde im Artikel eher das Verhältnis der Jugendlichen zu ihren Müttern unter die Lupe genommen, so könnte ich mir das eher vorstellen. Das Hintergrundmotiv der Mütter ist wahrscheinlich, dass sie mit der "guten- Freundin- Masche" meinen, dem/ der Jugendlichen näher zu kommen und somit auf positive Weise zu beeinflussen. Das kann aber auch manchmal in die Hose gehen, gerade, wenn der Jugendliche diese Masche durchschaut, so wie ich es damals bei meiner Mutter getan habe.

Natürlich könnte es auch Kinder und Mütter geben, die da beide von so einem Verhalten profitieren. Wenn dem so ist, würde es aber später sicher keine psychosozialen Schäden davon geben. Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Es wäre interessant zu wissen, wo man diesen Artikel findet. Falls er auch im Internet existiert, könnte man ihn verlinken.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde, dass es immer ganz auf das Alter des Kindes ankommt, wie man die ganze Sache sehen kann. Ist das Kind tatsächlich noch ein Kind und noch lange nicht volljährig, dann hat die Mutter auch eine Mutter zu sein. Sie muss das Kind erziehen und dem Kind auch klare Regeln und Grenzen setzen. Das geht jedoch nicht, wenn sie sich wie eine Freundin verhalten möchte und beides lässt sich nicht miteinander vereinbaren. Von daher ist es auf jeden Fall wichtiger, dass die Mutter tatsächlich als Erzieherin fungiert, aber auch immer ein offenes Ohr für das Kind hat, wenn es ihm nicht gut geht oder wenn es körperliche oder seelische Beschwerden hat.

Ist das Kind volljährig, dann fällt die Rolle der Erzieherin automatisch weg. Die Tochter muss sich dann nicht mehr an die Regeln der Eltern halten, vor allem dann nicht, wenn sie nicht mehr zu Hause wohnt. Von daher ist es klar, dass erst dann ein freundschaftliches Verhältnis überhaupt richtig möglich ist und ich finde, dass da dann auch rein gar nichts dagegen spricht. Immerhin sind dann beide quasi auf gleicher Ebene. Beide sollten Erwachsen und reif sein und es spricht doch nichts dagegen, dann die Mutter auch als Freundin zu sehen.

Ich finde es eigentlich wunderschön, wenn manche erwachsenen Töchter von ihrer Mutter sagen, dass sie ihre beste Freundin sei. Das zeigt mir, dass das Verhältnis wirklich toll ist und so etwas ist ja auch sehr wichtig. Dabei muss die Mutter eben auch nicht mehr die Roller der Erzieherin oder Seelsorgerin übernehmen und es ist doch schön, wenn man dann auch gemeinsam mit der Mutter Kaffee trinken oder shoppen gehen kann. Das Verhältnis sollte dann auch automatisch lockerer sein, wenn beide wissen, dass die Mutter nicht mehr die Bestimmende ist, sondern dass beide quasi die gleichen Rechte haben.

Bedenklich fände ich es nur, wenn die Mutter krampfhaft versuchen würde, jung zu bleiben, indem sie ständig mit der Tochter auf Partys und in die Disco gehen wollen würde. Das finde ich dann auch nicht mehr normal und das zeigt mir auch, dass manche Frauen ihr Alter um keinen Preis akzeptieren wollen. Allerdings spricht rein gar nichts dagegen, ein normales freundschaftliches Verhältnis zu pflegen und sich einfach gut zu verstehen. Das ist in meinen Augen auch eher positiv als negativ.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es eine Fehlprägung für die Entwicklung und für das spätere Leben von dem Kind ist, wenn die Mutter die beste Freundin ersetzt oder eben gleichzeitig versucht die Mutter und die beste Freundin zu sein. Nicht nur, dass eine Mutter älter ist wie die Tochter und die beste Freundin deshalb nicht ersetzt werden kann. Da ich es albern finden würde, wenn die Mutter versuchen würde, mit dem jugendlichen Kind mitzuhalten, in Aussehen und desgleichen.

Aber generell denke ich, dass es nicht gut ist, wenn die Mutter gleichzeitig die beste Freundin ist. Eine Mutter sollte eine autoritäre Person sein und vor der Mutter sollte man Respekt haben und vor allem sollte man der Anweisungen der Mutter Folgeleisten. Meine Bedenken wären, dass meine Tochter nicht mehr auf mich hören würde, wenn sie mich als beste Freundin und nicht als Mutter sieht. Vor allem finde ich es wichtig, dass meine Tochter wirklich eine gleichaltrige beste Freundin hat, mit der man Spaß haben kann, der man alles erzählen kann und so einiges an Situationen erlebt, an die man sich später gerne erinnert. Und das sollte nicht unbedingt die eigene Mutter sein.

Ich habe auf eine Art und Weise schon ein freundschaftliches Verhältnis zu meiner Mutter. Ich kann meiner Mutter vieles sagen, aber nicht alles. Immer hin möchte man seiner Mutter eben auch nicht alles erzählen. Ich kann mit meiner Mutter gut reden, sie hört mir zu, vor allem, wenn ich Probleme habe. Als beste Freundin würde ich sie deshalb nicht ansehen, immer hin ist es doch meine Mutter. Ich würde es auch nicht gut finden, wenn meine Mutter meine beste Freundin wäre. Da hätte ich dann das Gefühl, dass da irgendetwas falsch läuft. Auch, wenn ich mich mit meiner Mutter ganz gut verstehe, sehe ich sie trotzdem nicht als Freundin.

Weshalb der Vater in dem Artikel nicht erwähnt wurde, weiß ich natürlich auch nicht genau. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass der Vater eh eine gute Bindung zu der Tochter hat, so ist es ja eigentlich meist. Und die Mutter eben mehr die Freundin für die Tochter sein möchte, als Mutter und der Vater eben die Tochter nicht als Freundin ansehen kann, da es eben die Tochter ist. Ich denke, dass es da sicherlich Unterschiede gibt. Wobei ich sagen muss, dass der Vater seinem Sohn auch ein guter Freund sein kann. Immer hin habe ich schon des Öfteren gehört, dass der Vater mit dem erwachsenen Sohn auf Partys geht oder etwas trinken geht. Vielleicht liegt der Unterschied auch im Geschlecht, weshalb der Vater die Tochter nicht als Freundin ansehen könnte, sondern eher den Sohn als Freund.

Das sind natürlich alles nur Vermutungen, ich weiß es natürlich nicht zu hundert Prozent. Aber ich persönlich würde es unterbinden wollen, wenn meine Tochter mich als beste Freundin sieht und ich würde es auch unterbinden wollen, wenn mein Mann der beste Freund unserer Söhne werden würde. Immer hin sind wir nur die Eltern unserer Kinder und ich persönlich möchte nicht, dass wir unsere Autorität verlieren und zu Freunden werden.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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