Werden Frauen mehr nach ihrem Äußeren beurteilt als Männer?

Ich las vor kurzem von einem australischen TV-Moderator, der sich einem interessanten Experiment unterzogen hat. Er moderiert jeden Abend die Today-Show im australischen Fernsehen und hat sich dem Experiment unterzogen, dass er ein ganzes Jahr lang jeden Abend denselben Anzug getragen hat um zu testen ob es überhaupt jemandem auffallen würde.

Fakt ist, es hat niemand bemerkt und er fand es im Interview schon ziemlich unfair, dass Frauen und Männer in dieser Hinsicht mit zweierlei Maß gemessen werden. Während Frauen direkt zerfleischt würden, wenn mal eine Haarsträhne nicht sitzt oder das Outfit nicht perfekt ist würde bei Männern niemand Notiz davon nehmen. Männer würden eher vom Auftreten her kritisiert werden oder vom Verhalten her, aber nicht vom Aussehen.

Das gab mir irgendwie zu denken und ich habe mich gefragt, wie ich das eigentlich handhabe. Ich achte schon bei beiden Geschlechtern auf das Outfit und ob das Erscheinungsbild einigermaßen ordentlich und gepflegt aussieht. Aber mir ist das ehrlich gesagt so ziemlich egal, ob die Sachen farblich aufeinander abgestimmt sind und jede Strähne perfekt sitzt. Ich finde es kindisch, wenn man eine Person wegen derartigen Kleinigkeiten kritisiert und vielleicht sogar fertig macht.

Ich habe aber auch schon festgestellt, dass Frauen untereinander viel kritischer sind als zu Männern. Ich habe beispielsweise beobachten können, dass Frauen direkt als "gefräßig" abgestempelt werden nur weil sie zu zwei Chips greifen und nicht nur zu einem einzelnen. Ich habe auch schon mitbekommen, wie eine Frau gleich als ungepflegt abgestempelt wurde, nur weil der Nagellack teilweise abblätterte. Den Lästereien von manchen Klatschweibern ist da echt keine Grenze gesetzt, aber bei weitem nicht alle Frauen sind so.

Wie sind eure Beobachtungen und Erfahrungen zu diesem Thema? Wird bei den Geschlechtern wirklich mit zweierlei Maß gemessen und das Äußere von Frauen wird strenger beurteilt als das von Männern? Warum ist das so und wie handhabt ihr das?

Ich glaube schon, dass Frauen sehr detailverliebt sind und bis auf den letzten Winkel darauf achten, dass ihr Styling hundertprozentig sitzt. Frauen sind jahrhundertelang so sozialisiert worden. Natürlich konkurrieren sie auch untereinander und das ist wohl auch so gewollt. Damit lässt sich viel Geld verdienen.

Immerhin hängt an dem Konsum von Mode und Stylingprodukten eine riesige Industrie, die es nur darauf abgesehen hat, so viel Umsatz zu machen wie irgend möglich ist. Insofern sind Frauen Fashion-Victims.

Früher war es so, dass Schönheit etwas Zufälliges und von außen Gegebenes war. Heute gilt, dass diejenige als besonders schön gilt, die sich die meiste Mühe gibt. Dass dabei die Frau an sich zum Kontrollfreak wird und bei dem ganzen Konsum ein hoher Leistungsdruck auch untereinander herrscht, ist nicht weiter verwunderlich.

Bei Männern war dies bis vor kurzem ganz anders. Sie konnten hemmungslos rumlaufen wie sie wollten und niemanden hat es gestört, wenn sie zum Beispiel Socken in die Sandalen angezogen haben oder die Haare nicht richtig gestylt waren. Ich glaube aber, dass sich das gerade massiv ändert.

Wenn ich heute die jungen Männer sehe, was die alles brauchen, um die angesagte ihre Optik herzustellen, dann hat sich für die Männer innerhalb kürzester Zeit ein krasser Leistungsdruck aufgebaut. Ich glaube, dass die Männer heute mindestens solange in Bad brauchen wie die Frauen.

In den Medien hört man immer öfter, dass Männer an Krankheiten erkranken, die früher als typisch weiblich galten. Hier denke ich vor allem an den Schlankheitswahn und an die Magersucht. Das ist vielleicht auch eine Folge des kosmetischen Leistungsdrucks.

Insofern würde ich sagen, dass die Frage, ob mit zweierlei Maß gemessen wird, wahrscheinlich in Zukunft immer weniger zutreffen wird.

Ich glaube Frauen lästern einfach gerne und deswegen greifen sie sich gerne verbal gegenseitig an und kritisieren sich. Bei Männern ist das einfach egal. Wenn man da mal etwas zu sagen hat sagt man es und dann ist gut. Ich bin da eine absolute Ausnahme, ich lästere nämlich gar nicht mit und in einer Frauengruppe stehe ich damit auch schnell abseits, was mich aber nicht stört, da ich mit Frauen eher weniger gut klarkomme, genau deswegen nämlich.

Bei mir ist es schon so, dass ich auf Outfits achte, aber ich würde nun nie eine Haarsträhne kritisieren. Wenn es der Person so gefällt und man erkennt, dass sie sich darin wohlfühlt kann sie eigentlich alles tragen. Wenn mir etwas absolut nicht gefällt dann spreche ich es schon an, wenn ich gefragt werde, aber sonst würde ich nicht hinter dem Rücken über jemanden herziehen.

Bei Männern finde ich das Experiment mit dem Anzug aber lächerlich. Da gibt es eh nicht so Unmengen an Auswahl und wenn eine Frau dann mit einer schönen Figur und einem schmeichelnden Kleid danebensteht ist sie klar im Vorteil, aber auch, weil ein Mann im Anzug eben nicht zig Varianten hat um besonders sexy zu wirken. Selbst bei Bürooutfits hat man als Frau schlichtweg mehr Auswahl und fällt so eben besser auf und vor allem die Wechsel fallen auch auf.