Moralisch verwerflich ''einfaches Abitur'' zu wählen?
Mein Freund hat vor kurzem etwas von einem Bekannten von sich gehört. Diese kannten sich aus der Schulzeit. Mein Freund ist dann später auf ein Gymnasium vor Ort gegangen, während der Bekannte ein Gymnasium gewählt hat, was weiter weg ist und wo er hinfahren musste. Der Grund für diese Entscheidung war einfach die, dass das Abitur an diesem Gymnasium einfacher zu schaffen ist. Das Zentralabitur ist natürlich gleich, aber grundsätzlich hatte das Gymnasium den Ruf, dass man dort bessere Noten erreichen konnte und das sieht man später ja auch auf dem Zeugnis. Außerdem konnte man seine Leistungskurse in Bereichen wählen, die einfacher waren (Kunst, Sport usw.).
Obwohl der Bekannte das Abitur an einem ''normal schweren'' Gymnasium wahrscheinlich nicht geschafft hätte, hat er es dann an einem einfacheren Gymnasium geschafft und hat dann auch studiert. Mein Freund war darüber nicht so begeistert und meinte, dass er es moralisch sehr verwerflich findet. Grundsätzlich sollte ein Abitur ja schon vergleichbar sein, aber das geht natürlich nicht. Das Zentralabitur bleibt gleich, die Noten stammen aber auch von den vorigen Leistungen an der Schule und wenn man dort gut war, bekommt man auch automatisch eine bessere Note. Und es gibt nun mal eben Schulen die eher den Ruf haben, dass man dort gute Noten schaffen kann, als andere.
Mein Freund meinte, dass diese Leute anderen qualifizierten Leuten die Plätze wegnehmen. Wenn man später studieren möchte, dann soll man sich dafür auch anstrengen und etwas beweisen und das hat man nicht, wenn man an ein einfaches Gymnasium gegangen ist, wo man das Abitur mit weniger Leistung geschafft hat, als an anderen. Dies sei moralisch verwerflich und man würde sich damit dann auch mit einer guten Note rühmen, die man eigentlich gar nicht erreicht hat, weil die Note im Vergleich zu anderen Gymnasien nicht gerechtfertigt wäre. Außerdem wären diese Leute möglicherweise gar nicht in der Lage vernünftig zu studieren und würden anderen Leuten die Studienplätze wegnehmen, solange bis sie durchfallen, was früher oder später abzusehen ist.
Ich selbst muss sagen, dass ich das ein bisschen anders sehe. Für mich hat die Schule nichts mit dem Studium zu tun. Es gibt auch viele Genies und Wissenschaftler die es weit gebracht haben, die in der Schule sitzen geblieben sind. Wenn jemand etwas besonders gut kann, dann muss er nicht automatisch gut sein in der Schule. Jemand der ein schlechtes Abitur hat, kann doch trotzdem ein super guter Biologe oder Pharmazeut werden? Vielleicht haben ihm die Lernpraktiken und die Themen in der Schule einfach nicht gefallen? Vielleicht ist dort kein Bio LK zustande gekommen, weil einfach zu wenige Leute da waren, die das wollten. Grundsätzlich kenne ich viele Leute, die die Schule doof fanden und nachher im Studium aufgeblüht sind.
Im Umkehrschluss würde das außerdem bedeuten, dass jemand der an einem guten Gymnasium eine gute Note geschrieben hat geradezu prädestiniert wäre für ein gutes Studium. Und eben das kann ich gar nicht bestätigten. Ich war an einem Gymnasium was als sehr schwer galt und ich kenne Leute, die im Abitur einen Einserschnitt hatten. Es gibt welche (mich eingeschlossen), die danach erfolgreich mit dem Studium begonnen haben und es immer noch tun. Es gab aber auch viele, die das Studium nach kurzer Zeit abgebrochen haben und eine Ausbildung gemacht haben oder zu diesen Studenten gehören, die immer noch nicht wissen was sie wollen und von einem Fach ins andere wechseln.
Deswegen ist eine gute Abiturnote für mich nicht repräsentativ und ich denke mir, dass jemand der an einem guten Gymnasium eine Eins hatte nicht unbedingt bessere Chancen auf ein gutes Studium hat, als jemand der auf einem schlechten Gymnasium eine Eins hatte. Man möchte das alles irgendwie vergleichbar machen, aber das ist es leider nicht und grundsätzlich finde ich das sogar gut, denn so haben auch Leute eine Chance auf ein Studium in dem sie sich beweisen können, die in der Schule weniger erfolgreich waren. Das muss nicht heißen, dass sie faul waren, vielleicht lag ihnen einfach der Stoff nicht, die Lehrer waren nicht nett oder man wurde gemobbt.
Wie seht ihr das, findet ihr auch, dass jemand der an einem einfacheren Gymnasium sein Abitur gemacht hat anderen Leuten die Chance nimmt? Denkt ihr auch direkt, dass man sich durchkämpfen und beweisen muss, wenn man eine gute Note hat und diese nur dann zählt, wenn man ein schweres Gymnasium gewählt hat? Wie steht ihr dazu?
Ich komme aus einem Bundesland mit Zentralabitur, also gab es für mich schon mal überhaupt nicht die Option ein einfacheres Abitur zu wählen. Und die Bewertung, dass bestimmte Fächer einfacher wären, ist nun wirklich rein subjektiv. Ich hatte genug Leute in der Klasse, die sich den Schnitt durch den praktischen Anteil und die praktische Prüfung in Kunst, Musik oder Sport versaut hätten.
Das "einfachste" Abitur hatte man bei uns sicher mit der 0815 Fächerkombination - Mathe, eine Naturwissenschaft, Deutsch, Politik oder Geschichte als mündliches Prüfungsfach. Die Leute, die das gewählt haben, sind in der Regel mit nur vier Prüfungen davon gekommen. Mit den exotischeren Kombinationen konnte man sich bis zu acht Prüfungen einhandeln, wenn man Pech hatte.
Trotzdem ist es doch nicht "verwerflich", wenn jemand die 0815 Kombination gewählt hat. Wenn man in den Fächern am besten ist wäre man ja schön blöd, wenn man sich mit einer Fremdsprache herum schlägt obwohl man dafür null Talent hat. Oder wenn man im vermeintlich einfachen Musikunterricht feststellt, dass man trotz guter Klausuren nie auf einen grünen Zweig kommen wird, weil man völlig tontaub ist.
Ich denke nicht, dass man die Einfachheit einer Schullaufbahn an der Schule messen kann. Ein einfaches Beispiel von mir: Ich hatte in Englisch grundsätzlich immer eine Eins, konnte es auch sehr gut und hatte Spaß daran. In der 10. Klasse bekam ich dann eine extrem biestige Lehrerin, die mir hintereinander nur 3en reingewürgt hat, sodass meine Zeugniszensur sich um zwei Nenner verschlechtert hatte.
Lehrer haben einen viel größeren Einfluss auf eine erfolgreiche Schullaufbahn als eine Schule an sich. Selbst bei einem Abitur auf einer gewöhnlichen Schule kann man eben wohlwollendere Lehrer in der Korrektur sitzen haben als bei einer Schule, in der das Abi angeblich einfacher zu haben ist.
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