Eure Definition von einem Schundroman
"Groschenromane", wie man sie früher nannte, die man am Kiosk für ein paar Groschen kaufen konnte, waren damals einfach Schundromane. Viele haben sich sogar geschämt, sie im Bus oder in der Bahn zu lesen. Ich muss zugeben, dass ich solche Dinger manchmal lese, wenn ich wirklich Langeweile habe. In einer Bücherhandlung habe ich neulich aber ein Gespräch zwischen zwei Frauen mit angehört und die eine wollte einen Krimi kaufen. Die andere Frau meinte, dass das ein Schundroman wäre. Ich kann leider nicht sagen, welches Buch die Frau kaufen wollte.
Mir fiel nur ein, dass meine Oma und auch meine Mutter eben solche Heftchen als Schundroman bezeichnete. Was würdet ihr als Schundroman bezeichnen und warum ist genau dieser Roman für euch ein Schundroman?
Ich würde das nicht am Format fest machen, sondern an der Tatsache, dass diese Romane praktisch am Fließband produziert werden. Die Autoren arbeiten im Auftrag eines Verlages, bekommen nicht wirklich viel Geld für ihre Arbeit und haben jede Menge Vorgaben was sie mit ihren Geschichten machen dürfen und was nicht. Das ist eben das Fast Food der Literatur. Schnell hergestellt, schnell konsumiert und es schmeckt immer ähnlich.
Genau diese kleinen dünnen Heftchen finde ich sehr typisch für Schundromane. Solche Romane sind meiner Meinung nach sehr leichte Literatur, man hat als Leser wenig Anspruch an das Buch und erwartet keine weiten Ausschweifungen, keine Kenntnisse oder kein Fachwissen, es ist eben einfach simple Literatur. Bücher, die geschrieben werden, weil die Leute etwas aus Langeweile lesen wollen. Ein Krimi kann das durchaus auch sein, aber nicht, wenn er gut geschrieben wurde.
Ich kenne nur noch diese Büchlein, wo jedes Buch die Aufschrift eines Frauennamens wie zum Beispiel "Bianca" trug und "Schund" war für mich eben die Bezeichnung für Liebesgeschichten in abwertender Form. Alles andere wüsste ich jetzt nicht. Wie genau und unter welchen Auflagen die produziert wurden.
Sie erinnerten mich an die Mode- und Strickheftchen, die ja auch immer den Vornamen einer Frau trugen. Ich lachte meine Mutter schon damals immer aus, wenn sie solche Romane las und auch mein Vater tat es. Meine Mutter musste dann selber lachen und sagte aber, dass sie ab und an gerne "Schund" lesen würde.
Ein Schundroman ist für mich lieblos zusammengeschriebener Roman mit flacher Handlung nach einfachem Strickmuster. Das trifft leider auf ziemlich viele Romane zu, seit die Bücherwelt so schnelllebig geworden ist.
Bei den Groschenromanen ist das ganze für den Leser immerhin noch klar. Er bekommt eine einfache Geschichte nach einem festen Strickmuster. Die Autoren bleiben unbekannt, sie schreiben die Geschichten nach einem vorgegeben Briefing schnell zusammen. Generell mache ich einen Bogen um solche Hefte. Aber wenn man mal wieder an einem Bahnhof gestrandet ist, dann bieten solche "Romane" immerhin einen schlichten Zeitvertreib für wenig Geld.
Viel schlimmer finde ich jetzt, dass immer mehr "normale" Romane nach diesem Muster entstehen. Ein Verlag hat Erfolg mit einem bisher wenig gefragten Genre und jetzt springen alle anderen auf den Zug aus. Bereits verpflichtete Autoren werden angefragt, ob sie in kürzester Zeit ein Buch schreiben, dann gar nicht ihrem üblichen Tätigkeitsfeld entspricht. Und leider bemerkt das der Leser auch an den entstandenen Werken allzu oft. Vampire, Werwölfe, Fantasy: Da gibt es jetzt ganze Buchhandlungen voll, weil es "in" war. Leider sind die meisten Bücher am Fließband produzierter Schund.
Und da kann der jeweilige Autor nicht viel zu. Er lebt vom Schreiben, also wird er das Angebot nicht ausschlagen. Aber unter Zeitdruck Storys zu entwickeln und zu erzählen, das gelingt nur wenigen. Dass man mittlerweile so genau auswählen muss, das finde ich sehr schade. Sicherlich mochten die Leser früher auch nicht jedes Buch. Aber es lag eben selten daran, dass das Buch billige Massenware im teuren Verlagsgewand war.
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