Eigens entdeckte Substanz ''Horst'' nennen?
Wenn jemand für seine Doktorarbeit ein neues Molekül synthetisiert und da vielleicht auch direkt nach Anwendungsgebieten für suchen möchte oder so, dann werden oft Abkürzungen als Namen benutzt. Die synthetisierten Moleküle haben nicht selten formal richtige Namen, die über mehrere Zeilen gehen und da muss man sich schon etwas besseres einfallen lassen. Oft haben die Abkürzungen etwas mit dem Anwendungsgebiet zu tun.
Ein Doktorand an unserem Institut möchte sein Molekül nun ''Horst'' nennen. Ich kenne auch schon einen anderen Doktoranden der bereits ein ''Bob'' erfunden hat. Ich finde das alles zwar auch lustig, aber ich weiß nicht ob es in der Fachwelt so gut ankommt. Bisher hat man meistens ja kürzel aus irgendwelchen sinnvollen Begriffen verwendet und nicht einfach munter einen Namen ausgesucht. Der Name Horst oder Bob hat ja grundsätzlich nicht wirklich etwas mit dem Molekül an sich zu tun.
Würdet ihr in eurer Doktorarbeit auch einfach etwas benennen, wie es euch gerade passt? Denkt ihr, dass es letztendlich keinen Unterschied macht oder könntet ihr euch schon vorstellen, dass das möglicherweise nicht ganz so gut ankommt, je nachdem wer die Doktorarbeit ließt oder so später mit dem Thema beschäftigt. Ich finde das schon lustig, aber ich hätte eben auch Angst, dass andere einen dann nicht ganz ernst nehmen oder so.
Es kommt ganz auf die Gepflogenheiten in dem jeweiligen Wissenschaftsgebiet an, die oft nur Insider kennen, die sich jahrelang intensiv damit beschäftigen und auch andere Fachleute und Spezialisten treffen. Die Namensvergabe für Tierarten in der Biologie treibt beispielsweise recht absonderliche Blüten. Da werden Spinnen nach Schauspielern benannt und Laufkäfer nach Hobbits. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass es einen Unterschied macht, ob "Horst" nur im Rahmen einer Doktorarbeit von Bedeutung ist oder für die allgemeine Anwendung in der Wissenschaft erforscht wird.
Ich nehme an, dass das Molekül schon noch einen "anständigen" Namen bekommen wird, falls es sich als internationaler Durchbruch herausstellt. "Horst" ist eher ein deutscher Insider-Witz, und anders als "Bob" auch ein bisschen blöd auszusprechen. Wenn man sich jahrelang mit einem bestimmten Gegenstand, sei es ein Molekül, eine Pflanze oder eine Maschine befasst, neigt man als Mensch sowieso dazu, dem Kind einen Namen zu geben, damit es nicht ganz so langweilig und unpersönlich klingt.
Von daher denke ich, dass die Welt entweder bald ein neues Molekül namens "Horst" vorgestellt bekommt, was sowieso keinen Menschen interessiert, oder dass es sich um einen Arbeitstitel handelt. Es ist auch irgendwie netter, zu fragen: Was macht "Horst"?, wenn es um die Doktorarbeit geht, und nicht "Ähm, du machst doch irgendwas mit Molekülen?"
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