Längster Arbeitstag den ihr hattet?

Meine längsten Arbeitstage hatte ich, als ich noch im Buchladen gearbeitet habe und Weihnachten vor der Tür stand. Da bin ich zwei oder drei Wochen lang jeden Morgen um acht im Laden erschienen und auch erst um acht abends gegangen. Diese zwölf Stunden gehen einem schon an die Substanz, vor allem, wenn das wochenlang nur mit einem freien Tag pro Woche so geht. Noch dazu war ich als Aushilfe unterbezahlt und gegen Jahresende sowieso schon wieder gekündigt. Heute frage ich mich, warum ich mich nicht habe krankschreiben lassen...

Meinen aller längsten Arbeitstag habe ich gehabt, als ich für eine Eventagentur gearbeitet habe, während ich noch zur Schule ging. Meistens war man dort bei Fußballspielen oder kleineren Anlässen, wenn dort Ausschank benötigt wurde. Es gab allerdings auch hin und wieder größere Events wie beispielsweise Festivals. Zu einem solchen bin ich dann mitgefahren wobei das Ganze drei bis vier Tage dauern sollte.

Nachdem ich dort nach einer dreistündigen Fahrt angekommen war, wurde ich relativ schnell einem Stand zugeteilt in dem ich 8 Stunden lang Getränke ausschenken sollte. Umso später es wurde, umso mehr Kollegen wurden abgezogen und in die Unterkunft geschickt, die etwas weiter (Shuttleservice war vorhanden) entfernt lag. Mich hat das Ganze jedoch jedes einzelne Mal verpasst und so stand ich als einer der letzten noch an den Ständen und war jetzt mittlerweile seit früh morgens unterwegs.

Schließlich wurden alle Stände geschlossen und es ging Richtung Shuttleservice. Wir waren noch ca. 15 Personen und warteten also alle auf unsere Vans. Wie das Schicksal so wollte, bekam ich allerdings keinen Platz mehr in den Vans und blieb wirklich als einziger zurück und wurde in ein Lager geschickt. Die Wartezeit mit eingerechnet sind wir hier bei ca. drei Uhr nachts. Im Lager musste ich dann noch zwei Stunden lang helfen Kisten durch die Gegend zu manövrieren bis ich endlich von einem Shuttle, das gerade die Morgenschicht wieder her gefahren hat, mit in die Unterkunft genommen.

Alles in Allem bin ich bei diesem Arbeitstag auf ca. 20 Stunden Arbeit mit lediglich kleinen Verschnaufern, wenn der Stand mal gerade nicht so voll war, als Pausen.

Den längsten Arbeitstag hatte ich bisher einmal zu Weihnachten. Ich habe am Heiligen Abend ganz normal mit der Frühschicht begonnen, die an diesem Tag normal gegen 16 Uhr endet. Die Planung sah so aus, dass ich bis zum Morgen nach dem 2. Weihnachtsfeiertag in Bereitschaft bleibe und an den Feiertagen zwei reguläre Sprechstunden von jeweils drei Stunden bestreite.

Klingt gut, denn normalerweise bleibt zwischen dem offiziellen Schichtende um 16 Uhr und den den beiden Sprechstunden jeweils genug Zeit, um sich zu erholen und auch mal einige Stunden zu schlafen. Aber an diesem Weihnachtsfest hatte sich sozusagen alles gegen mich verschworen.

Ich bin die ganzen Tage kaum aus dem OP herausgekommen. Es gab einen Unfall nach dem anderen und dazu noch viele Infektionen und anderer dringender "Kleinkram". Es blieb kaum Luft zum Aufräumen und Saubermachen. Ich habe in dieser Zeit einmal drei Stunden und einmal vier Stunden schlafen können. Bereits zu Beginn des zweiten Weihnachtstages war ich nur noch ein irgendwie funktionierender Zombie. Ich war völlig übermüdet und mir tat wirklich jeder Knochen weh. Mein Kopf explodierte und ich hatte fürchterlichen Hunger.

Allerdings habe ich mich nicht getraut, mehr als ab und zu ein Plätzchen zu essen, weil ich dann sicherlich eingeschlafen wäre. Teilweise habe ich auf dem schmalen OP-Tisch dösend auf den nächsten Fall gewartet, weil man in dem kalten Raum auf dem kleinen Tisch nicht zu tief schlummern konnte. In der Anmeldung hätte ich meinen Einsatz wahrscheinlich mit dem Kopf auf dem Tisch verschlafen.

Bei meiner normalen Arbeit habe ich noch nie länger als 10 Stunden gearbeitet. Das darf man ja auch eigentlich nicht. Ich habe allerdings schon sehr lange Arbeitstage freiwillig bei der freiwilligen Feuerwehr abgeleistet.

Als 2013 in Süddeutschland bei Passau die Überschwemmungskatastophe war wurde meine Gruppe der freiwilligen Feuerwehr ausgewählt dort zu helfen. Wir wurden also von der Schule befreit und machten uns morgens um 4 Uhr auf den Weg. Da wir mit Feuerwehrautos und Lastern fuhren kamen wir nicht so schnell wie mit dem Auto voran. Irgendwann vormittags hatten wir es dann doch geschafft.

Wir schlugen unser Lager auf und dann ging es schon an die Arbeit. Ich war mit einer Kleinstadt eingesetzt auf einem Schlauchboot. Unsere Aufgabe war es die Leute aus ihren Häusern zu holen und zu Auffangstellen zu bringen. Wir waren bis zum nächsten Tag beschäftigt. Das ganze hat vor allem so lange gedauert, weil viele Menschen ihr zu Hause nicht zurücklassen wollten und so mussten wir auch die einen oder anderen Gegenstände wie zum Beispiel Nachttischlampen aufladen, damit die Menschen überhaupt mit uns kamen.

Insgesamt hat der Arbeitstag über 24 Stunden gedauert. Ich schätze, dass es an die 27 Stunden waren. Irgendwann habe ich sämtliches Zeitgefühl verloren. Nach diesem "Tag" habe ich 14 Stunden durchgeschlafen. Aber es hat sich sehr gelohnt. Wir konnten sehr viele Menschen retten.

Wir hatten hier vor ein paar Jahren mal zwei aufeinanderfolgende Situationen mit großem Arbeitsanfall durch einen entstandenen Schaden. Da war dann viel für die Versicherung zu tun, es musste entrümpelt und abverkauft werden. Da habe ich über ein paar Wochen von morgens halb Acht bis abends um halb Zwölf gewirbelt und auch noch am Wochenende ein paar Stunden, allerdings auch teilweise zu Hause. Der Geldbörse tat es gut.