Ältere Menschen nach ihrer Geschichte fragen

vom 13.11.2014, 15:55 Uhr

Ich arbeite in einem Altenheim. Es gibt da eine alte Frau, die immer wieder ein bisschen aus ihrem Leben erzählt und es klingt jedes Mal sehr spannend. Ich arbeite natürlich und so habe ich nicht immer Zeit zum Reden, aber es gibt Phasen, da stehe ich nicht so unter Druck und kann langsam machen oder auch mit den Leuten reden. Deswegen würde ich sie schon gerne mal fragen, wie ihr Leben vor dem Heim so war, aber ich denke, dass das schon eine sehr persönliche Frage ist und weiß nicht, ob ich das überhaupt menschlich gesehen darf.

Vom Arbeiten her darf ich mir die Zeit lassen um mit den Leuten zu reden, das wird auch gerne gesehen, aber ich frage eher oberflächlich oder auch mal nach der Familie, wenn ich bestimmte Dinge weiß. So richtig ins Detail gehe ich da aber auch nicht. Meint ihr ich sollte da einfach mal fragen oder sollte ich meine Neugier Neugier sein lassen und oberflächlich bleiben mit meinen Fragen?

Die Leute da sind sehr nett und es gibt eben ein paar. die keine Demenz haben, an sich auch gerne reden auch untereinander und da denke ich mir schon, dass es ganz spannend wäre da mal nachzufragen. Immerhin sind sie ja doch in einer spannenden Zeit erwachsen geworden und da gibt es sicherlich ein bisschen etwas, worüber man reden kann. Ich bin schon ein neugieriger Mensch das weiß ich, aber manche Menschen reden ja auch gerne über ihre Vergangenheit und bekommen aber nicht wirklich die Gelegenheit dazu.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Im Altenheim sind meist Menschen anzutreffen, die ein langes Leben hinter sich haben und sich teilweise Gedanken um den Tod oder das Sterben an sich machen, sodass ich es nicht als falsch bezeichnen würde, mit den Menschen dort zu reden und, wenn man versteht, dass die Person nichts dagegen hat, etwas weiter nachfragt, wie denn die Lebensgeschichte ist, solange man versucht, höflich und bei intimeren oder vielleicht als psychisch schmerzhaft angedeuteten Themen zurückhaltend bleibt.

Möglicherweise wird es Menschen geben, die nicht so beeindruckt sein könnten, wenn man sie nach ihren Kindern fragt und sie doch keine Familie gehabt haben, jedoch kann man das als Mitarbeiterin/Mitarbeiter dort bereits im Voraus klären und somit solche Unannehmlichkeiten vermeiden, sodass ich mir nicht vorstellen kann, warum es keine gute Idee sein sollte, alte Menschen vielleicht sogar aufzuheitern, dadurch, dass man sie nach ihrer Lebensgeschichte fragt, weil sie denken könnten, dass es einen anderen Menschen interessiert.

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» Glum » Beiträge: 58 » Talkpoints: 0,00 »


Ich hatte mal vom Job her den Auftrag im Altenheim neue Studienteilnehmer zu finden und dabei kam ich dann auch das ein oder andere Mal mit den Senioren ins Gespräch. Ich fand das sehr interessant und habe mich gerne mit ihnen unterhalten. Da kamen dann auch sehr interessante Geschichten über den 2. Weltkrieg ans Tageslicht. Mir ist klar, dass derartige Berichte immer subjektiv sind, aber ich finde es schon interessant, dass die Erfahrungsberichte sich nicht immer mit den Mainstream-Medien und -Geschichtsbüchern decken. Oft widersprechen diese Erfahrungen dann auch der kollektiven Meinung, was ich sehr interessant finde.

Da ich auch sehr stark psychologisch interessiert bin, finde ich es immer wieder spannend, Senioren bei ihrer Lebensgeschichte zuzuhören und dann Überlegungen anzustellen, inwiefern bestimmte Ereignisse den Charakter geprägt haben.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Im Altenheim meiner verstorbenen Oma gab es sehr viele Menschen, die gerne über ihr Leben geredet und sich auch gefreut haben, wenn man danach gefragt hat. Oftmals ist es ja so, dass die alten Menschen dort nicht mehr viele Kontakte haben und deswegen meist positiv auf Interesse von anderen Menschen bezüglich ihrer Lebensgeschichte reagieren.

Ich war damals natürlich immer als Privatperson da, aber ich denke, dass sich die Bewohner sehr freuen, wenn Du dich als Pflegepersonal mit ihnen unterhälst. So besteht auch für beide Seiten die Möglichkeit, eine engere Bindung aufzubauen, was ja auch sehr positiv zu bewerten ist. Du kannst bestimmt deine Fragen nach ihren Lebensgeschichte vor dem Altenheim stellen, vielleicht auch mit der Anmerkung, dass sie nicht antworten müssen, wenn sie das nicht wollen. So bist du auf der sicheren Seite.

» dorilein » Beiträge: 100 » Talkpoints: 27,62 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also, ich würde den einen oder anderen alten Menschen sehr gerne nach seiner Geschichte befragen. Schließlich waren sie Zeitzeugen von Ereignissen, die ich nur aus den Geschichtsbüchern kenne.

Ich bin immer wieder beeindruckt, wenn mir ein alter Mensch von den Bombennächten im 2. Weltkrieg, von Flucht und Vertreibung aus der Heimat oder von den Anfängen dieses Landes erzählt. Erstaunlich dabei ist, dass diese Menschen sich oft sehr gut erinnern können, obwohl das ganze schon so lange zurückliegt und sie nun alt und körperlich eingeschränkt sind.

Irgendwann werde ich auch mal alt sein, und dann würde ich mich freuen, wenn sich ein junger aufgeweckter Mensch ein bisschen für meine Lebensgeschichte interessieren würde.

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