Weltfrieden nur wegen erhöhter Mediengewalt in Gefahr?

vom 23.08.2014, 02:29 Uhr

Vom Weltfrieden sind wir mit Sicherheit weit entfernt und der Weltfrieden mag sicherlich trotzdem der Wunsch vieler Menschen sein. Trotzdem hört und liest man von immer mehr Ausschreitungen, Terroranschlägen und Kriegen. Schaltet man das Fernsehen ein, wird man davon überrollt. Die Radiosender berichten auch teilweise ausführlich und auch im Internet, wird man ständig auf dem Laufenden gehalten. Irgendwie beschleicht mich immer wieder gehäuft das Gefühl, zurzeit kracht es überall und die Anzahl der Kriege und Ausschreitungen nimmt immer mehr zu.

Ein Freund meinte nun, es hat schon immer irgendwo geknallt, es gab schon immer irgendwo Kriege und Terroranschläge. Dadurch das aber die Mediengewalt immer größer wird, die Informationswege viel breiter gefächert sind, hat man das Gefühl, der Weltfrieden rückt immer mehr in weite Ferne.

Denkt ihr, mein Freund hat Recht, wenn er sagt, es kommt uns nur so vor, dass es mehr Kriege gibt, mehr Terroranschläge verübt werden und so weiter, weil die Mediengewalt einfach so rasant angestiegen ist?

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Logik ist etwas anderes. Man muss erst mal den Begriff Mediengewalt definieren. Es ist nicht das gleiche, wenn bluttriefende Actionfilme im Nachmittagsprogramm gesendet werden oder wenn Nachrichtensendungen über blutige Konflikte in verschiedenen Gegenden der Welt berichten. Ich nehme an, mit "Mediengewalt" ist hier Zweiteres gemeint. Diverse Organisationen und Nationen gehen ja nicht mit Waffengewalt aufeinander los, weil die Akteure zu viele gewalttätige Filme gesehen oder brutale Computerspiele gespielt haben.

Außerdem ändert die Berichterstattung ja leider nichts an der Häufigkeit und Verbreitung bewaffneter Konflikte auf der Welt. Der "Weltfrieden", so es ihn denn jemals geben wird, wird nicht schneller herbei geführt, wenn über Kriege und Völkermorde nicht mehr berichtet wird. Es stimmt schon, dass sich Nachrichten heute schneller verbreiten und die Welt gewissermaßen mehr zusammen gewachsen ist als noch vor 100 Jahren.

Unsere Urgroßeltern waren wahrscheinlich weniger gut darüber informiert, ob am anderen Ende der Welt gerade Hunger, Kriege und Naturkatastrophen tobten, aber das heißt doch nicht, dass es auf der Welt damals friedlicher zuging.

» Gerbera » Beiträge: 11320 » Talkpoints: 49,94 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich denke du benutzt das Wort "Mediengewalt" falsch. Im allgemeinen wird dieses Wort benutzt, wenn es um Gewaltdarstellungen in Medien geht. Die bleiben natürlich nicht aus, wenn in den Medien über Konflikte berichtet wird, aber was du meinst nennt sich "Medienpräsenz". Die Medienpräsenz hat natürlich enorm zugenommen, genau wie auch die Erreichbarkeit der Menschen durch die Medien.

Aktuelles Beispiel - der Islam wird heute als blutrünstige Religion wahr genommen, selbst von Christen. Die Kreuzzüge waren aber wahrscheinlich nicht weniger blutig und eigentlich sollte man meinen, dass die Mitglieder der Religion, die dieses Schlachten verursacht hat, nach dem Motto "wer im Glashaus sitzt ..." die Klappe halten würden, wenn es um die Kreuzzüge einer anderen Religion geht. Tun sie aber nicht. Warum? Weil es eben keine Videos auf Youtube, keine Nachrichtenberichte und keine Bilder auf Twitter von christlichen Kreuzrittern gibt, die in Jerusalem bis zu den Knien in menschlichem Blut stehen.

Neben der Tatsache, dass heute über fast alles schon Sekunden nachdem es passiert ist für die ganze Welt sichtbar berichtet wird, während solche Nachrichten früher Wochen oder Monate gebraucht haben bis sie die Leute erreicht haben, die sich aktiv darum bemüht haben, gibt es aber meinem Empfinden nach schon eine Zunahme von Konflikten, weil wir aus einer Zeit der trügerischen Ruhe kommen.

Ich sage deshalb "trügerische Ruhe", weil das, was nach Außen hin friedlich aussah ja oft nur möglich war, weil Konflikte im inneren massiv unterdrückt wurden. Ein Ostblock unter der Herrschaft der Sowjetunion, der sich einen kalten Krieg mit dem Westen, unter Leitung der USA, geliefert hat, war im Prinzip friedlich. Aber wie es den Menschen unter dieser Diktatur ging ist eine andere Geschichte. Und das ist ja nicht die einzige Diktatur, die in den letzten Jahren gestürzt wurde.

Wenn eine alte Regierung weg ist und wenn alte Strukturen nicht mehr vorhanden sind führt das aber fast automatisch dazu, dass verschiedene Interessen dieses Machtvakuum für sich nutzen wollen. Mit Ausnahme des ewigen "mein Gott ist stärker als deiner" Konflikts in Israel haben wir im Moment fast nur solche Konflikte auf der Welt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich kann dir nicht ganz folgen. Unter Mediengewalt verstehe ich etwas völlig anderes, als das, was du wahrscheinlich meinst. Unter Mediengewalt betrachte ich die schädlichen Auswirkungen von gewalttätigen Filmen und Computerspielen, die Jugendliche und Kinder aggressiver und gewaltbereit machen. Diese unwirkliche Gewalt kann nicht jeder Jugendliche und jedes Kind von der Wirklichkeit unterscheiden.

Was du vielleicht meinst, ist die Beobachtung durch die Massenmedien und deren Nutzung im Weltgeschehen. Die Medien sind die heutige Informationsquelle der Menschen, die es in früheren Zeiten nicht gab. Deshalb war es auch kaum einem Mensch zeitnah möglich, das Weltgeschehen zu beobachten, wie es heute der Fall ist. Heute erleben wir eine fortlaufende Berieselung mit Informationen durch die Berichterstattung der Medien.

Vertiefst du dich ein wenig in die Weltgeschichte, wirst du sehen, dass dein Freund recht hat. Zu allen Zeiten gab es Streit, der in Kriege ausartete. Nur wir haben es nicht sofort erfahren, beziehungsweise die damaligen Menschen.

Terroranschläge werden nicht stattfinden und Kriege werden nicht mehr werden durch die Medien. Du erfährst nur durch die Medien von Terror und Krieg zeitnah. Deshalb wird es dir so vorkommen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich denke mal, dass dein Freund da recht hat. In früheren Zeiten hat man ja wenig über seine nähere Umgebung nachdenken müssen. Die Mobilität war nicht gegeben, die Informationsflut nicht und dass es andere Länder und Kontinente gibt, da wusste kein Mensch von.

Da hat man in seinem Acker gebuddelt und was zwanzig Kilometer weiter passiert ist, bekam man gar nicht mit. Heute dagegen weiß man binnen Minuten, wenn in China ein Sack Reis umkippt und das ob man will oder nicht. Und ein erhöhtes Maß an Informationen muss halt auch verstärkt verarbeitet werden.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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