Unabsichtliches Schwarzfahren: Ehrlichkeit wird bestraft?

vom 06.11.2014, 22:12 Uhr

Ich bin einmal mit dem Zug ins Stadion gefahren, wobei ich eine lautstarke Diskussion zwischen einem jungen Pärchen, das ebenfalls auf dem Weg zum Stadion war, und der Kontrolleurin in der Bahn mitbekommen habe. Das Pärchen ist eine Station vor der Station, ab dem die Eintrittskarte für das Fußballspiel als Fahrkarte gilt, eingestiegen. Somit hätten sie nur den einen Streckenabschnitt bezahlen müssen, was aber nicht möglich war, weil der Automat am Bahnhof wohl kaputt war.

Dennoch sind sie ohne Ticket in den Zug eingestiegen und dann sofort auf die Kontrolleurin zugegangen, um ihr die Situation zu schildern. Sie wollten bei ihr ein Ticket für die kurze Strecke lösen und haben auch angeboten, mehr zu zahlen, Hauptsache, sie werden nicht wegen Schwarzfahren angezeigt. Der Kontrolleurin war das aber egal, sie hat ihnen kein Ticket ausgestellt und wollte ihre Personalausweise sehen, um sie wegen Schwarzfahren eben doch anzuzeigen. Das Pärchen war dann ziemlich geschockt, denn sie hätten sich für die eine Station auch genauso gut auf der Toilette oder am anderen Ende des Zuges vor der Kontrolleurin verstecken können und dann hätten sie keinerlei Strafe zahlen müssen.

So wurden sie aber sozusagen für ihre Ehrlichkeit bestraft, zumal sie gar nichts dafür konnten, dass der Automat am Bahnhof nicht funktioniert hat. Mir taten sie damals wirklich leid, denn sie wollten nur ehrlich sein und mussten dann einiges an Geld zahlen. Ich habe es in Zügen auch schon erlebt, dass Kontrolleure Tickets ausgehändigt haben, daher habe ich auch nicht ganz verstanden, warum das hier nicht funktioniert hat.

Findet ihr, dass mit Personen, die sofort beim Einsteigen des Zuges zugeben, kein Ticket gekauft zu haben, genauso umgegangen werden sollte mit Personen, die wirklich versuchen heimlich schwarz zu fahren oder dass man in dem Fall ruhig Erbarmen hätte zeigen können? Habt ihr schon mal so etwas Ähnliches im Zug erlebt?

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Wenn man ernsthaft vor hatte sich an einem Automaten eine Karte zu kaufen und der Automat kaputt war, dann muss man sich die Nummer von dem Gerät abschreiben oder abfotografieren und sie dann übergeben, wenn man nach dem Ticket gefragt wird. Die Kontrolleure können dann angeblich überprüfen, ob die Aussage stimmt und falls es noch ungewiss ist, werden sie vielleicht die Personalien aufnehmen und später nachprüfen, ob die Wahrheit gesagt wurde.

Wenn man sich die Nummer nicht notiert hat, ist das doof. Soweit ich weiß, kann man dann trotzdem belangt werden, weil es eben die Pflicht gewesen wäre, diese Nummer vorzuzeigen. Eigentlich müsste es ja reichen zu sagen, an welchem Bahnhof man eingestiegen ist, da könnten die Kontrolleure doch sicherlich auch einsehen, ob der Automat defekt ist oder nicht. Aber so ist die Bahn nunmal. Wahrscheinlich war es also rechtens.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Manchmal wird man aber auch bestraft, obwohl man alles richtig gemacht hat und ein Fremdverschulden vorliegt. Ich habe auch schon mitbekommen, dass jemand ein Ticket gezogen und es hat entwerten lassen. Aber die Tinte in dem Entwerter war kaum leserlich, weil verblasst und kaum vorhanden. Der Toner musste offenbar ausgetauscht werden. Aber trotzdem wurde diese Person des schwarzfahrens bezichtigt und musste Strafe zahlen. Ich habe aber auch schon Kontrolleure erlebt, die da verständnisvoller sind und nicht sofort den Personalausweis sehen wollen.

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



In dem Fall wurde nicht alles richtig gemacht. Denn man hätte er vor betreten der Bahn klären müssen. So sind sie aber eingestiegen und wollten damit eine Leistung in Anspruch nehmen, für die sie nicht bezahlt haben. Das geht nur in Zügen, wo es üblich ist, dass man dann beim Zugpersonal sagt, von wo bis wo man fahren will und dort eben bezahlt. Das kenne ich aber nur von einer Privatbahn so.

Ich selbst habe ich auch schon erlebt, dass der Automat keine Scheine nehmen wollte, weil kein Wechselgeld zur Verfügung stand. Zugbegleitpersonal gab es da nicht und ich habe halt den Triebfahrzeugführer deswegen angesprochen. Im Zug selbst gab es auch noch einen Automaten und er stand daneben, als ich versuchte eine Fahrkarte zu lösen. Auch hier war das Problem mit dem Wechselgeld.

Der Triebfahrzeugführer hat dann entschieden, dass ich so mitfahren darf und bei Kontrolle solle ich mich auf ihn berufen. Aber erst einsteigen und dann klären wollen, gilt eben als Schwarzfahren und ein Kontrolleur darf sich da nicht auf Verhandlungen einlassen. Könnte ja sein, dass diese beiden Personen als Tester unterwegs sind und dann hat der Kontrolleur den Ärger selbst am Hals.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Menschlich gesehen finde ich es schlimm, wenn man Ehrlichkeit bestraft und finde keine Worte dafür, was ich empfinde, wenn man ehrlich auf einen zugeht und dann so betraft wird. Erlebt habe ich das auch schon, weswegen ich dem Kontrolleur bei nicht funktionierenden Automaten immer aus dem Weg gegangen bin. Bei mir betraf es damals eine Fahrtzeit von gerade mal 4 Minuten und da ging das auch ohne die Toilette aufsuchen zu müssen, weil so schnell läuft man einfach nicht durch den Zug.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^