Im Studium etwas nicht wissen - ist es euch peinlich?

vom 05.11.2014, 10:50 Uhr

In der Schule waren die meisten Schüler meiner Ansicht nach nicht so motiviert. Als es dann auf das Abitur zuging, wussten viele schon was sie haben wollten und da wurden viele etwas motivierter. Einige brauchten einen bestimmten Notenschnitt, um sich für einen Studiengang bewerben zu können, andere wählten die Leistungsfächer nach ihrer beruflichen Orientierung und erhofften sich dadurch etwas für die Zukunft zu lernen. In den Nebenfächern, die für einen eher unwichtig waren, waren die meisten Leute aber eher unmotiviert und der Unterricht war langweilig. Grundsätzlich war es auch niemandem peinlich, wenn er vom Lehrer gefragt wurde und etwas nicht wusste. Leute die sich jedesmal meldeten, galten da schon eher als Streber, wenn man nichts wusste, war nicht so schlimm. Die Noten stimmten bei allen nach den Klausuren ja irgendwie, andernfalls wäre sie ja nicht auf dem Gymnasium.

An der Uni nun habe ich das Gefühl, dass sich da etwas verändert hat, jetzt ist es nämlich irgendwie peinlich, wenn man etwas nicht weiß oder nicht versteht. Das betrifft natürlich nur Sachverhalte, die vorausgesetzt werden und schon behandelt wurden. Wenn beispielsweise jemand zu einem Seminar kommt und dort eine einfache Frage vom Tutor bekommt, die man mit dem Vorwissen der Vorlesungen beantworten könnte, dann ist es schon etwas peinlich, wenn die Person keine Antwort auf diese Frage parat hat. Jeder weiß dann, diese Person hat sich nicht vorbereitet und bei bestimmten Leuten kann man sich damit durchaus auch unbeliebt machen. In einigen Seminaren geht das soweit, dass einfach willkürlich irgendwelche Leute an die Tafel gerufen werden, die das Problem dann lösen sollen. Man geht einfach davon aus, dass jeder sich damit beschäftigt hat, weil es ja auch jeden interessieren sollte.

Ich kann das durchaus verstehen und war zum Glück noch nie in der Lage nicht antworten zu können, aber ich finde es schon ein bisschen gemein davon auszugehen, dass jeder die Zeit hat die Vorlesung vom letzten Tag direkt aufzuarbeiten. Was wenn man noch keine Zeit hatte sich das Buch aus der Bibliothek zu holen oder gestern den Geburtstag des Partners oder so gefeiert hat. Das sind doch Dinge, die normal sind, weswegen ich es nicht in Ordnung finde dann direkt mit Sprüchen zu kommen wie ''das kam doch schon längst in der Vorlesung dran'' und so weiter. Auf der anderen Seite ist das für viele Studenten natürlich auch eine Motivation, denn wer nicht glänzt und nicht beweist, dass er das wirklich will, der hat dadurch Nachteile. Und letzten Endes ist das Studium ja auch für einen selbst und deswegen wird vorausgesetzt, dass man sich auch anstrengt.

Wie ist das bei euch an der Uni, kommt es da auch schon mal vor, dass man sich dumme Sprüche anhören muss, weil man eine Frage nicht beantworten kann, die bereits in der Vorlesung behandelt wurde? Ist euch das auch schon passiert und falls ja, wie reagiert ihr darauf? Findet ihr das Verhalten in Ordnung?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich könnte es verstehen, wenn man dumm angemacht wird, wenn beispielsweise bestimmte Sachverhalte in der Grundvorlesungen in den ersten beiden Semestern durchgekaut wurden und man mittlerweile im 4. Semester wäre und es eigentlich wissen müsste. Manche Sachen aus der Grundvorlesung werden dermaßen oft durchgekaut, dass es echt peinlich ist, wenn man sie nach 2 Jahren immer noch nicht weiß.

Aber wenn einige Sachen am Tag vorher in der Vorlesung genannt wurden finde ich es in Ordnung, wenn man noch keine Zeit hatte, die Vorlesung direkt nachzuarbeiten und auf entsprechende Fragen eben zu antworten. Schließlich muss man ja nicht nur für eine Veranstaltung lernen, sondern für viele und etliche Studenten haben auch Jobs.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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