Umsatzsteuerpflicht auf jeden Fall vermeiden wollen
A ist nebenberuflich selbstständig und liegt momentan mit dieser nebenberuflichen Selbstständigkeit knapp unter der Umsatzsteuergrenze. A achtet auch darauf, dass er nicht darüber kommt, um eben eine Umsatzsteuerpflicht auf jeden Fall zu vermeiden. Schließlich hat A kaum Ausgaben für sein Unternehmen und würde daher nicht vom Vorsteuerabzug profitieren. Ein Hineinrutschen in die Umsatzsteuerpflicht würde für A bedeuten, dass er 19 Prozent von seinen Einnahmen abgeben müsste – also fast 200 EUR im Monat. Das möchte A vermeiden, denn es wäre doch blöd, mehr zu arbeiten, nur um dann noch mehr abgeben zu müssen, die normale Einkommenssteuer ist A schon hoch genug. In die Selbstständigkeit investiert A ja auch Zeit und Mühe und da sollen die Abzüge minimiert werden.
Nun hat A allerdings langfristig gesehen den Plan, von der derzeitigen selbstständigen Tätigkeit auf etwas umzusteigen, was mit weniger Aufwand funktioniert (Vermietung von Garagen). Da gibt es zwar immer noch einen gewissen Verwaltungsaufwand, aber der ist geringer als bei der derzeitigen selbstständigen Tätigkeit. Nun überlegt A, ob es dann nicht sinnvoll wäre, doch auch eine Umsatzsteuerpflichtigkeit in kauf zu nehmen, denn dann hat A ja weniger Aufwand bei der Einnahmegenerierung und kommt vielleicht auch ohne viel Arbeit in einen höheren Verdienstbereich durch die Mieteinnahmen, sodass es nicht ganz so weh tut, Umsatzsteuer zahlen zu müssen.
Natürlich würde das davon abhängen, um wie viel man über die Umsatzsteuergrenze kommt. Wenn man nur knapp drüber kommt, dann lohnt es sich, lieber Umsatz zu vermeiden, denn das, was knapp drüber ist, wäre dann ja weg. Aber wenn man weit darüber liegt und das mit nicht so sehr hohem Aufwand, dann würde A es eher in kauf nehmen, Umsatzsteuern entrichten zu müssen. Denn da bleibt ja trotzdem mehr übrig, als wenn A sich bemüht, ja unter 17500 Umsatz im Jahr zu bleiben.
Wie würdet ihr das einschätzen? Ab wann lohnt es sich, eine Umsatzsteuerpflicht in kauf zu nehmen? Bis wohin ist es besser, die Umsätze so gering zu halten, dass man nicht über diese Grenze kommt?
Grundsätzlich würde ich nur dann für die Umsatzsteuerpflicht optieren, wenn ich dadurch ein riesiges Vorsteuerguthaben hätte. Ansonsten ist der Aufwand einfach zu groß.
Meines Wissens nach ist man dann 5 Jahre lang daran gebunden und muss bei Neueröffnung eines Betriebes unabhängig von der Höhe sogar 2 Jahre lang monatlich eine Voranmeldung abgeben. Und wenn sich kein Gewinn ergibt, dann ist das Finanzamt sehr schnell mit Liebhaberei zur Stelle. Hier sollte man abwägen.Bei Vermietung und Verpachtung kann man auch nicht so einfach optieren, sondern dies hängt meines Wissens nach auch teilweise mit der Unternehmereigenschaft des Mieters zusammen.
Alles in allem muss man das Für und Wider immer wieder abwägen und im Einzelfall entscheiden.
Wie kommst du darauf, dass du weniger Gewinne erwirtschaftest, wenn du die Umsatzsteuer ausweist? Zuerst musst du bedenken, dass du unter einem Umsatz von 17.500 Euro inklusive Umsatzsteuer bleiben musst, dein Umsatz als Kleinunternehmer darf als nur bei rund 14.700 Euro liegen. Und es gilt eben der Umsatz, nicht der Gewinn. Das kann schnell eng werden.
Kommst du wider Erwarten über die Grenze, musst du die Umsatzsteuer nachzahlen. Das ist dann wirklich übel, weil du sie eben nicht von deinen Kunden einbehalten hast und auch nicht nachfordern kannst.
Zusätzlich kann mit der Kleinunternehmerregelung kein Vorsteuerabzug geltend gemacht werden. Das ist immer dann übel, wenn ein Geschäft zu Anfang oder regelmäßig hohe Investitionen fordert.
Du gibst bei der Umsatzsteuer schließlich keinen Cent deiner Einnahmen ab. Du berechnest die Umsatzsteuer nicht. Das bringt dir nur bei privaten Endkunden einen Vorteil gegenüber Mitbewerbern. Für gewerbliche Kunden spielt das ganze keine Rolle.
Als Beispiel: Du verdienst deinen Lebensunterhalt mit Textarbeiten, die werden in der Regel mit 19 Prozent besteuert. Als Kleinunternehmer berechnest du für deine Arbeit 100 Euro und weist keine Umsatzsteuer aus. Ohne Kleinunternehmerregelung rechnest du 119 Euro ab und weist die Umsatzsteuer aus. Die 19 Euro gehen abzüglich eventuell geleisteter Vorsteuern an das Finanzamt. Du hast bei gleicher Arbeit immer 100 Euro verdient.
Wenn du Handel betreibst, sieht die Sache auch nicht viel anders aus. Du kaufst Ware für 50 Euro zuzüglich 19 Prozent Mehrwertsteuer ein, also zahlst du an den Lieferanten 58, 50 Euro. Jetzt verkaufst du die Ware für 100 Euro als Kleinunternehmer, dann beträgt dein Gewinn 41,50 Euro. Mit Umsatzsteuer würdest du die Ware für 119 Euro anbieten, von den 19 Euro die Hälfte als geleistete Vorsteuer einbehalten und die andere Hälfte ans Finanzamt überweisen. Der Gewinn läge bei 50 Euro.
Als Kleinunternehmer kannst du also nur mit diesem kleinen Anteil der Steuer deinen Gewinn vergrößern, wenn du die Ware auch für 119 Euro anbieten würdest. Dann würdest du 8,50 mehr einnehmen, aber dagegen steht, dass du für Investitionen und Verbrauchsmaterialien keinen Vorsteuerabzug geltend machen kannst.
Im B2B-Bereich spielt das alles schon gar keine Rolle mehr, das ein gewerblicher Käufer deine Kleinunternehmerrechnung mit Vorsteuer Null bucht und dann die gesamten 19 Prozent abführen muss. Für ihn wird das ganze zu einem Minusgeschäft, wenn du nicht um mindestens diesen Prozentsatz günstiger bist als Mitbewerber mit Ausweis von Umsatzsteuer.
Die Meldung der Umsatzsteuer ist so schnell gemacht und kann bei geringen Umsätzen auf eine Jahresmeldung umgestellt werden, das macht den Kohl nicht fett. Außerdem nehmen die viele Kunden eher als vollwertigen Geschäftspartner war, wenn keine Kleinunternehmerregelung angewendet wird. Wenn die Grenze leicht berührt werden könnte oder hohe Investitionen mit ausgewiesener Umsatzsteuer nötig sind, dann ist die Kleinunternehmerregelung wenig sinnvoll.
Die Meldung der Umsatzsteuer ist so schnell gemacht und kann bei geringen Umsätzen auf eine Jahresmeldung umgestellt werden, das macht den Kohl nicht fett. Außerdem nehmen die viele Kunden eher als vollwertigen Geschäftspartner war, wenn keine Kleinunternehmerregelung angewendet wird. Wenn die Grenze leicht berührt werden könnte oder hohe Investitionen mit ausgewiesener Umsatzsteuer nötig sind, dann ist die Kleinunternehmerregelung wenig sinnvoll.
Ok, ich verstehe, was du meinst. Solche Online-Texte, wie du sie beschreibst, schreibe ich auch, aber es kommen noch andere Dinge hinzu, die sich an Privatleute richten und für die wäre ich dann 20% teurer und da denke ich mir, hätten die vielleicht auch nicht so Lust, diese 20% mehr zu bezahlen. Zudem gibt es in vielen Bereichen feste Honorare, wo keine Umsatzsteuer oben drauf kommt, da bekomme ich nicht mehr, wenn ich Umsatzsteuer ausweisen würde, weil der Betrag feststeht.
Wo liegt das Problem bei Honoraren? Freiberufler müssen für ihre Honorare Umsatzsteuer verlangen, sofern sie eben nicht von der Kleinunternehmerregelung profitieren möchten. Auch das ist Auftraggebern bestens bekannt.
Ich lebe vom Schreiben und Lektorieren, daher habe ich keine Chance, auf die Umsatzsteuer zu verzichten. Schließlich muss ich jeden Monat genug erwirtschaften und das geht nicht als Kleinunternehmer. Was ich bisher in der Schreiber-Szene feststelle, die meisten nehmen viel zu wenig Geld. Sie trauen sich nicht, einen ordentlichen Preis für ihre Leistung zu verlangen. Wenn man aber einmal so angefangen hat, dann wird es schwer, höhere und den Lebensunterhalt sichernde Preise durchzusetzen.
Ich rechne mit Preisen ab 6 Cent pro Wort oder 45 Euro pro Normseite. Auf Stundenbasis bin ich ab 60 Euro zu haben, den Tagessatz gibt es etwas verbilligt. Da haben interessanterweise weder private noch gewerbliche Auftraggeber ein Problem mit.
Das, was ich auf Honorarbasis mache, ist etwas anderes, da erbringe ich Beratungsleistungen für Privatleute und habe auch einen Vertrag als freier Mitarbeiter und in dem ist nur eine feste Summe vorgesehen, die ich monatlich bekomme. Meinst du, dass man da auch Umsatzsteuer zusätzlich verlangen kann? Ich habe Zweifel, dass der Auftraggeber das mitmacht.
Ich rechne mit Preisen ab 6 Cent pro Wort oder 45 Euro pro Normseite. Auf Stundenbasis bin ich ab 60 Euro zu haben, den Tagessatz gibt es etwas verbilligt. Da haben interessanterweise weder private noch gewerbliche Auftraggeber ein Problem mit.
Ok, ist erstaunlich! Ich glaube, mir würde das schon weh tun, 45 EUR für eine Seite zu bezahlen und ich würde da lieber nach jemandem suchen, der das billiger macht, aber wenn es bei dir dennoch funktioniert und die Leute findest, die das bezahlen, dann ist es doch gut.
Das ist eben der Nachteil, wenn man nicht bereits beim Erstkontakt auf seine Preise zuzüglich Umsatzsteuer hinweisen kann, weil die Kleinunternehmerregelung greift. Dann muss man wirklich in den sauren Apfel beißen und die Preise stückweise anheben und die Umsatzsteuer "aus eigener Tasche" zahlen.
Ansonsten gilt einfach: Bange machen gilt nicht. Ich weiß auch, dass teilweise Texter für 0.9 Cent pro Wort inklusive Umsatzsteuer arbeiten. Aber die bleiben eben nicht lange im Geschäft, weil das niemand durchhält. Ohne Künstlersozialkasse müsste ich noch deutlich teurer werden.
Ich rechne ganz einfach: Ich brauche meinen Lebensunterhalt mit Sozialabgaben und Steuern. Dazu muss ich ausreichend hohe Rücklagen haben, denn ich muss die Kosten auch stemmen können, wenn ich krank bin. Möchte ich vor Ablauf von sechs Wochen Geld, dann wird das viel zu teuer. Auftragsflauten müssen ebenso abgesichert sein wie Neuanschaffungen. Kleine Freiberufler bekommen nur sehr schwer Kredite. Das heißt, dass ich jeden Monat im Prinzip mindestens 3.000 Euro Gewinn machen muss, damit ich eine langfristig wenigstens halbwegs sichere Existenz habe.
Jetzt kann ich aber nur vier bis sechs Stunden pro Tag Geld verdienen. Das heißt, wenn ich im Mittel fünf Stunden nehme und die wirklich voll verdiene, schaffe ich es niemals, mehr als 6.000 Euro pro Monat einzunehmen. Davon gehen dann noch die Abzüge ab. Und nicht jeder Monate läuft so gut. Die restliche Zeit brauche ich für Verträge, Rechnungen, Angebote, Buchhaltung, etc.
Ich bin also nicht so teuer, weil ich so dreist bin. Ich muss so rechnen, wenn das Geschäft auf Dauer funktionieren soll. Daher habe ich in den ersten Jahren durchaus auf Aufträge verzichtet. So konnte ich gar nicht in Spirale geraten, dass ich zwar massig zu tippen habe und trotzdem kaum etwas zu beißen. Ich habe so einige Kunden, die versuchen es immer mal wieder bei einem günstigeren Anbieter. In der Regel sind die aber schnell wieder da.
Das sind schon interessante Einblicke. Aber wenn du jeden Monat 3000 EUR Gewinn machst oder machen musst, da bist du ja auch nicht sehr viel von mir entfernt. Du hattest mal geschrieben, dass 2500 EUR im Monat für dich oder in deiner Welt nicht viel sind und ich hatte mich schon gewundert, was du da wohl Spannendes machst. Aber 3000 ist ja auch nicht viel mehr als das, was ich netto habe.
Durch die selbstständige Tätigkeit bin ich ja gezwungen, viel mehr einzunehmen als ein Arbeitnehmer. Der erste Teil betrifft den Umsatz, der eben noch lange nichts mit dem Gewinn zu tun hat. Ich muss die Abzüge schließlich noch einrechnen.
Aber da mir die Sicherheit fehlt, die ein Arbeitnehmer hat, muss ich logischerweise mehr Gewinn machen als ein Angestellter netto verdient. Schließlich muss ich Rücklagen bilden. Bei mir springen ja viel weniger Hilfsmöglichkeiten ein, wenn es mal nicht gut läuft.
Mittlerweile läuft es seit Jahren ziemlich gut. Außerdem bestellen die meisten meiner Kunden Normseiten und das ist für mich wenig Text für einen hohen Preis. Oder sie buchen gleich Pressemeldungen, Kundenanschreiben oder ein Lektorat zum Festpreis. Da ist meine Gewinnspanne ziemlich gut. Ich habe glücklicherweise nur geringe Abzüge, da die Künstlersozialkasse rund 50 Prozent meiner Sozialabgaben trägt. Die Ausgaben für mein Geschäft sind auch so, dass ich oft eher schauen muss, dass ich jetzt noch Geld ausgebe, damit sich das steuerlich besser rechnet. Wobei eine ordentlich gemachte Steuererklärung auch so einiges an Nutzen bringt. Ich lasse seit Jahren keinen Steuerberater mehr an meine Sachen, weil ich damit schlechter fahren. Die sind so schrecklich unkreativ.
Aber ich hatte, das muss ich zugeben, mein ganzes Leben ziemliches Glück. Ich konnte schon sehr früh ordentlich etwas dazuverdienen und das Studium hat sich auch gelohnt. Ich hatte immer Partner, die gut verdient haben und an einer gemeinsamen Zukunft gearbeitet haben und auch jetzt verdiene ich nur mehr als meine bessere Hälfte, weil der aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten muss. Ich leiste mir einfach seit Jahren den Luxus, dass ich frei arbeiten kann und nicht mehr an ein Unternehmen gebunden bin. Diese Freiheit bedeutet aber auch eine finanzielle Einbuße. Das ist es mir allerdings wert.
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