Dürfen Erzieher den Nachtisch als Strafe streichen?
Der Sohn von Herrn B. geht seit Kurzen in den örtlichen Kindergarten. Er bleibt dort bis nach dem Mittagessen und wird dann von den Eltern wieder abgeholt. Die Eltern zahlen viel Geld für das tägliche Mittagessen. Allerdings ist die Speisenauswahl abwechslungsreich und die Speisen werden aus Bio-Zutaten hergestellt.
Die Tage kam Herr B. ein wenig früher in den Kindergarten und sein Sohn saß noch beim Essen. Herrn B. hat das nicht wirklich gestört und er wollte den Kindern einen Moment beim Essen zu sehen und so stellte er sich an die Seite des Raumes und beobachte das bunte Treiben.
Seit kurzem arbeitet außerdem ein neuer Erzieher in der Einrichtung. Dieser hatte auch die Aufsicht beim Mittagessen. Schon als Herr B. in den Raum rein kam, empfand er es als ungewöhnlich laut. Die Lautstärke minimierte sich auch nicht wirklich, obwohl die Kinder ja eigentlich mit dem Essen beschäftigt sein sollten. Der Erzieher hat die Kinder mehrfach ermahnt, was Herr B. schon mitbekam, bevor er den Raum betreten hatte.
Plötzlich hat der Erzieher angedroht, wenn die Kinder nicht sofort leiser wäre, würde es keinen Nachtisch geben. In dem Moment wurde es dann auch mucksmäuschenstill im Raum. Keines der Kinder sprach mehr, alle aßen sehr leise und man hätte wahrscheinlich eine Stecknadel fallen gehört.
Herr B. war ein wenig schockiert aufgrund dieser Drohung. Er weiß auch nicht, ob der Erzieher die Drohung wahr gemacht hätte. Die Kinder wirkten auch eher eingeschüchtert, als einsichtig. Herr B. denkt aber auch, die Eltern zahlen ja für das Mittagessen und das nicht zu knapp. Da können sie auch einen Nachtisch erwarten, der eh vertraglich fest gelegt ist.
Dürfen Erzieher überhaupt den Nachtisch als Strafe streichen? Immerhin bezahlen die Eltern den Nachtisch ja und der Erzieher entzieht den Kindern somit etwas, was er nicht bezahlt hat.
Also ich muss ganz ehrlich sagen, dass es Kinder gibt, die es einfach so machen würden, dass sie beim richtigen Essen herum mäkeln und kein Gemüse essen möchten oder dies nicht und das nicht. Da habe ich dann auch schon einmal gesagt, dass jenes Kind, dass nicht einmal das Gemüse probiert, dann keinen Nachtisch mehr bekommt. Da denke ich aber auch an die Eltern.
Denn der Löwenanteil, der für das Essen bezahlt wird, besteht ja aus der Hauptspeise und nicht aus dem Nachtisch. Und wenn die Kinder täglich nichts vom Hauptgang essen, ist es doch auch schade, wenn die Eltern dafür bezahlen. Mit solchen Konsequenzen haben wir aber gute Erfahrungen gemacht, denn sobald einmal ein Kind Nachtischverbot hatte, probierte es am darauffolgenden Tag wenigstens auch die Dinge, die ihm nicht schmeckten.
Was ich natürlich nicht tun würde, ist, die Lautstärke als Grund dafür herzunehmen, dass die Kinder keinen Nachtisch bekommen. Denn der Grund des Vergehens hat ja nichts mit der Konsequenz zu tun. Es ist eine unlogische Konsequenz, dass man keinen Nachtisch bekommt, weil man nicht leise war. Eine logische Konsequenz ist aber, wer beim Hauptgang nicht isst, oder nicht einmal gewillt ist, das Essen zu probieren, bekommt auch keine Nachspeise. Dazu stehe ich auch und spätestens nach der ersten Woche wissen die Kinder das aber auch und es muss keine Nachspeise mehr verboten werden.
Unser Sohn geht auch in einen Kindergarten. Wir bringen ihn früh morgens hin und holen ihn am Nachmittag wieder ab. Dort bekommt unser Sohn ein Frühstück und ein Mittagessen. Wir zahlen auch einigermaßen viel Geld, damit unser Sohn im Kindergarten etwas zum Frühstück und etwas zum Mittagessen bekommt. Bei uns im Kindergarten ist die Speiseauswahl auch abwechslungsreich. Aber es gibt bestimmte feste Tage, wo es eine bestimmte Speise gibt, wie zum Beispiel gibt es an einem Freitag zum Nachtisch Eis, worauf mein Sohn sich jeden Freitag freut.
Nun ich habe in dem Kindergarten, den mein Sohn besucht, noch nicht mitbekommen, dass es dort eine Strafe gibt, die insofern ausschaut, dass man den Kindern den Nachtisch nicht aushändigt. Ich habe noch nicht mitbekommen, dass ein Fehlverhalten eines Kindes mit dem Entzug eines Nachtischs bestraft wird. Generell würde ich das aber auch nicht gutheißen, wenn ich solche eine Bestrafung mitbekommen würde. Wie du schon geschrieben hast, bezahlt man für das tägliche Essen, was die Kinder bekommen sollten, da darf man den Kindern das bezahlte Essen eigentlich nicht verwehren.
Ob bei uns nun vertraglich festgehalten wurde, dass ein Nachtisch mit zum Angebot gehört, kann ich gerade schlecht sagen, da ich das nicht genau weiß. Aber mein Sohn hat bis jetzt immer fleißig seinen Nachtisch bekommen und ich habe auch noch nicht von ihm gehört, dass er oder ein anderes Kind mit dem Entzug des Nachtisches bestraft wurde.
Mich würde nun auch wirklich Interessieren, ob der Erzieher, der die Strafe den Kindern angedroht hat, seine Drohung letztendlich auch in die Tat umgesetzt hätte, wenn die Kinder nicht auf ihn gehört hätten. Aber da Herr B. nun schon festgestellt hat, dass es in dem Raum, wo die Kinder gesessen und gegessen haben, ziemlich ungewöhnlich laut war und der Erzieher auch neu in dieser Einrichtung ist. Musste sich der Erzieher vielleicht etwas durchsetzen und sich Respekt verschaffen, damit die Kinder auf ihn hören und sich an die Regeln halten. Das ist jetzt natürlich nur eine Mutmaßung, ich weiß es natürlich nicht genau.
Ich würde an Herrn B.´s Stelle einfach mal bei den Erziehern oder bei der Einrichtungsleitung nachfragen, ob solche Strafen bei den Kindern auch durchgesetzt werden oder, ob der Erzieher diese Strafandrohung nur ausgesprochen hat, um sich Respekt zu verschaffen. Dann weiß Herr B., ob dort in der Einrichtung so gehandelt wird und solche Strafen alltäglich sind oder, ob es vielleicht ganz anders läuft.
Unabhängig von der Frage, ob so ein Vorgehen pädagogisch sinnvoll ist und auch unabhängig davon, ob in so einem Betreuungsvertrag tatsächlich auch die Form des Mittagessens vereinbart werden kann (in aller Regel steht da drin, dass es z.B. ein vollwertiges Frühstück gibt oder ein vollwertiges Mittagessen, auch ob die verwendeten Produkte mehrheitlich bestimmte Bio-Siegel haben kann geregelt sein), halte ich das Vorgehen für fragwürdig.
So kann und darf letztlich nicht gehandelt werden und die nächste Stufe wäre das Androhen von gesellschaftlicher Ächtung der Kinder oder auch körperliche Gewalt. Denn es hat nichts mit einem konsequenten Handeln zu tun, wenn hier ein unerwünschter Vorgang (Lärm) durch einen davon unabhängigen Vorgang (Nachtisch) zu korrigieren.
Wenn letztlich tatsächlich vertraglich vereinbart wurde, dass es einen Nachtisch gibt, dann wäre die Leistung sowieso nicht zu verweigern. Wobei nicht sehr wahrscheinlich viele Kinder diese Vertragsdetails kennen, so dass die Drohung für die Kinder durchaus ernst genommen wird.
Ich bin selber Erzieherin und arbeite im Kindergarten. Ich muss ehrlich gesagt sagen, dass ich den Kindern auch schon angedroht habe, dass es keinen Nachtisch gibt. Und ich war konsequent und habe dies je nachdem auch durchgezogen. Denn gerade wenn der Kollege noch nicht lange da ist, testen die Kinder am Meisten ihre Grenzen aus und schauen wie weit sie bei einer neuen Person gehen können. Wenn man nicht schon zu Beginn konsequent ist hat man fast schon verloren. Wenn ich z.B. nach meiner Elternzeit wo neu angefangen habe, war ich zu Beginn ziemlich streng. Wenn ich gemerkt haben, die Kinder hören auf das was ich sage und nehmen mich auch ernst, wurde ich langsam lockerer.
Dazu muss ich aber auch sagen, dass dort wo ich bis jetzt gearbeitet habe, die Kinder eigentlich immer bis nachmittags blieben. Wenn es dann mal vorkam, dass den Kindern oder evtl. aus erzieherischen Maßnahmen auch nur einem Kind der Nachtisch gestrichen wurde, hat es dieses zu einem späteren Zeitpunkt, meist zum Kaffeeklatsch bekommen. So haben die Eltern nichts umsonst bezahlt. Zudem haben wir den Eltern die Situation erklärt, also aus welchem Grund ihr Kind den Nachtisch z.B. zum Mittagessen nicht bekommen hat. Ich persönlich hatte damit nie ein Problem. Eher im Gegenteil. Die Eltern fanden es meist gut, wie ich gehandelt habe und fanden es wichtig konsequent zu sein. Sie konnten meine Gründe wieso ich zu dieser Maßnahme gegriffen habe, gut verstehen.
Ich kann Lady86 da nur zustimmen, bei uns wird es ebenfalls so gehandhabt. Und falls sich da ein Elternteil beschweren würde und darauf bestehen würde, dass das Kind den Nachtisch bekommt, würde ich ihn sehr wahrscheinlich einpacken lassen und mit nach Hause schicken.
Aber ich würde sicher nicht deshalb inkonsequent werden. Denn wie schon erwähnt wurde, wenn die Kinder dich einmal ausspielen können, dann probieren sie das immer wieder. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass man da zu Beginn hart durchgreifen muss.
Bei uns gibt es aber außerdem noch ein Belohnungssystem. Da ich ja schon erwähnt habe, dass bei uns die Verwehrung des Nachtisches nur in Verbindung mit dem Verweigern der Hauptspeise steht, müssen wir uns natürlich für Dinge wie laut sein am Tisch, etwas anderes überlegen.
Da wir aber eher nach dem Prinzip Belohnung statt Bestrafung gehen, dürfen bei uns die Kinder, wenn sie brav am Tisch waren, etwas ausmalen. Wenn sie zehn Symbole ausgemalt haben, bekommen sie etwas von der Schatzkiste. Wir haben so eine hölzerne Schatzkiste und die Kinder, die dann eben zehn Mal beim Essen brav waren, bekommen ein Zuckerle oder eine Schokolade aus der Schatzkiste.
Ich muss sagen, dass wir damit sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Es muss deshalb nicht immer die Bestrafungsmethode sein, man kann auch belohnen statt bestrafen. Vielleicht schlägst du das dem Erzieher in deiner Einrichtung einmal vor. Denn in eurem Fall hat das Vergehen wirklich nichts damit zu tun, dass die Kinder dann keine Nachspeise bekommen sollten.
Offensichtlich hat es ja etwas gebracht. Ich denke nicht, dass ein Kind zwingend einen Nachtisch braucht und sicherlich ist es dem Kind aber so wertvoll, dass es dann auch ruhig sein wird. Wenn der Erzieher neu ist, werden sicherlich gerne mal Grenzen getestet, weswegen er auch solche Sachen androhen kann. Ob er sie dann umsetzt ist ja auch nicht gesagt und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es ein Kind so weit kommen lassen würde. Immerhin ist der Nachtisch ja besonders lecker.
Es kommt ja sicherlich darauf an, wie es die Einrichtung handhabt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so erlaubt ist den Kindern wirklich nichts zu essen zu geben als Nachtisch, aber das wissen die Kinder ja auch nicht.
Ich würde mal gerne sehen, wo der Nachtisch vertraglich vereinbart worden ist. Schaue ich in meinen Betreuungsvertrag, dann steht dort etwas von Mittagessen und nichts von Nachtisch. Diesen gibt es zwar, aber ein Anrecht darauf besteht nicht und entsprechend ist das als Zusatzleistung auch zu sehen.
Droht der Erzieher damit, dass es diesen nicht gibt dann ist das halt so. Anrecht darauf besteht nicht und ein Kind wird auch ohne einen Nachtisch satt. Gerade der Süßkrams finde ich ohnehin bedenklich und ich möchte auch nicht, dass mein Kind jeden Mittag noch mit Pudding und Co voll gestopft wird in der Krippe. Er kann entscheiden ob er es möchte oder nicht, mal will er, mal nicht aber nicht wie andere Kinder die das als Selbstverständlich ansehen und darauf bestehen mitsamt ihrer Eltern. Denn nur wegen denen, gibt es das nach wie vor in der Krippe noch.
Schlimm finde ich es nicht, ein Kind wird auch ohne Nachtisch groß und satt. Damit man diese Belohnung bekommt, muss man sich auch entsprechend aufführen und wenn man sich nicht an die Regeln hält, dann gibt es halt Konsequenzen die auch mal ein gestrichener Nachtisch sein kann. Schlimm finde ich das nicht, auch Kinder müssen lernen was sie dürfen und was nicht und auch mit Sanktionen Bekanntschaft machen.
Vielleicht hat der neue Erzieher es noch ein bisschen schwer und wusste sich nicht anders zu helfen. Ich halte diese Maßnahme definitiv nicht für pädagogisch wertvoll. Grundsätzlich würde ich eher positiv bestärken und nicht bestrafen. Ich habe es, zum Glück, noch nicht erlebt, dass Kinder mit dem Nachtisch erpresst wurden. Und mehr war es ja nicht. Kinder sind leisen, weil sie Nachtisch haben wollen.
Und doch: der Nachtisch gehört zum Mittag dazu und dafür zahlen die Eltern. Also haben sie auch ein Anrecht darauf, dass ihr Kind das isst. Will das Kind den Nachtisch nicht, dann ist das so. Schafft es den Nachtisch nicht, müsste man ihn, genau genommen, mitgeben. Da es aber meistens sowas wie Quark gibt, kann man den schlecht mitgeben. Das Vesper hingegen kann man mitunter schon mitgeben.
Es gibt auch Kinder, die schlafen während des Essens ein. Gerade die Kleinen. Dann ist das eben auch so. Bei uns hatten sie dann die Möglichkeit, ihren Nachtisch nach dem Schlafen zum Vesper noch zu essen. Wenn sie das nicht wollten, ist das auch in Ordnung.
Es gibt andere Möglichkeiten, den Lautstärkenpegel nach unten zu schrauben. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es nicht totenstill sein muss. Es sind schließlich Kinder. Aber man kann Kindern auch erklären, dass sie sich nicht anschreien müssen oder leiser sein sollen.
Ich finde es nicht schlimm, wenn der Nachtisch als Strafe gestrichen wird. Immerhin bekommt jedes Kind eine Mahlzeit, so dass niemand hungern muss. Der Nachtisch soll auch eher eine Belohnung für die Kinder darstellen, so dass ich es richtig finde, wenn dieser bei Fehlverhalten gestrichen wird. Mit was soll man den Kindern denn sonst drohen?
In der Grundschule war ich auf Klassenfahrt gewesen und meine Lehrerin meinte, dass niemand Nudeln mit Tomatensoße zum Essen bekommt, wenn nicht wenigstens ein wenig Salat gegessen wird. Das empfinde ich als viel schlimmer, wenn ich ehrlich bin. Dann fällt halt mal Vanillepudding, Schokokuchen oder Joghurt mit Beeren aus. Na und? Deswegen muss keiner hungern.
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