Hundebeißerei - wie eingreifen und beenden?
Ich war heute mit einem Freund mal wieder mit einem Tierheimhund unterwegs. Unser Hund war ein recht großer Bullmastiff-Mix und eigentlich ein ganz Lieber, nur bei einigen Hunden wäre er gerne in die Offensive gegangen. Deswegen habe ich die Führung des Hundes meinem Begleiter überlassen, der deutlich größer und kräftiger ist als ich. Er hatte den Hund auch super im Griff und wir konnten ohne großes Theater an den anderen Vierbeinern vorbei gehen.
Irgendwann kam uns dann ein offensichtlich überforderter Herr mit einem keifenden Golden Retriever entgegen, der ebenfalls im Tierheim sitzt. Wir hatten auf Grund des Weges keine Ausweichmöglichkeit und der Mann nahm seinen Hund an den Wegrand und klemmte dessen Kopf zwischen seine Beine. Unser Hund war zwar aufmerksam, lief aber ruhig an ihm vorbei, auf der anderen Wegseite. Nach etwa fünf Metern kam dann plötzlich von hinten der Retriever auf unseren Hund zugestürmt und griff ihn an. Der hatte sich aus dem Geschirr an der Leine losgerissen (vermutlich beim zurückweichen aus der Beinumklammerung des Führers) und hörte auch nicht mehr auf Zurufe oder Abwehrversuche meines Freundes, der inzwischen versucht hatte, sich zwischen die Hunde zu stellen und mit dem Hosenboden im Matsch gelandet war.
Ich selber konnte so schnell gar nicht eingreifen, zumal zwischen mir und den Hunden auch noch mein Freund lag und irgendwie versuchte, den Retriever loszuwerden. Dessen Führer stand hilflos mit dem Geschirr in der Hand neben seinem beißenden Hund und machte gar nichts außer ihn zu rufen. Auch auf meinen Hinweis hin, dass er ihn entweder am Halsband oder an den Hinterbeinen zurückziehen sollte, reagierte er zunächst gar nicht und erst als ich mich auf den Weg Richtung Hunde machte, begann er dann mal, zu versuchen, seinen Hund wegzuziehen, was dann, nach einem beherzten Tritt meines Freundes gegen den angreifenden Hund auch gelang.
Letzten Endes ist zum Glück alles ohne größere Verletzungen ausgegangen. Lediglich mein Bekannter hat beim Versuch, die Hunde auseinander zu ziehen, einen Biss vom Retriever abbekommen, der aber eindeutig unserem Hund gegolten hatte. Zum Glück gab es auch gleich drei Zeugen, die wegen eigener Hunde auch nicht eingreifen konnten, aber bezeugen konnten, dass der Retriever schon etwa 10 Minuten vorher einen vorbeilaufenden Hund angegriffen hatte, weil der Führer ihn auf den Hund hatte zulaufen lassen, anstatt ihn zur Seite zu nehmen.
Natürlich habe ich im Nachhinein überlegt, was ich getan hätte, sowohl an der Stelle meines Freundes als auch, wenn der andere Hundeführer seinen Hund dann nicht doch vor mir weggezogen hätte. Ich habe recht lange gewartet damit, meinem Freund und dem Hund zur Hilfe zu schreiten, weil ich erstens keinen freien Weg hatte und zweitens den Retriever kenne, der auch gerne mal gegen Menschen geht. Hätte ich ihn also nicht sofort zu packen bekommen, wäre es sehr wahrscheinlich gewesen, dass er dann auf mich losgegangen wäre. Leider war in dieser Situation auch gerade kein großer Stock zur Hand, um ihm eine "überzubraten", ihn abzulenken oder uns vom Leib zu halten.
Wie handelt man in einer solchen Situation? Besonders, wenn man alleine ist, seinen eigenen Hund irgendwie zurückhalten und beschützen will, und der andere Hundeführer einfach nicht reagiert? Wenn man versucht, ihn wegzutreten und dabei nicht richtig trifft, läuft man Gefahr, ihn noch aggressiver zu machen. Lässt man den eigenen Hund los, hat man gar keine Kontrolle mehr über die Situation. Ich habe auch überlegt, ob ich mir für solche Situationen mal ein Pfefferspray besorgen sollte. Allerdings war das ein derartiges Gerangel, dass ich möglicherweise beim Sprühen nicht nur unseren eigenen Hund, sondern auch meinen Freund hätte erwischen können.
Seid ihr mal in einer solchen Situation gewesen? Was hättet ihr gemacht? War es falsch von mir, erst abzuwägen und dem eigentlichen Hundeführer zu sagen, wie er ihn am besten wegzieht, anstatt mich selbst ins Gerangel zu stürzen? Habt ihr irgendwelche Tipps und Tricks für solche Situationen?
Dies ist eine sehr schwere Situation. Und richtig oder falsch gibt es kaum. Absolut wichtig ist nur, auf die Eigensicherung zu achten, denn keinem ist geholfen, wenn die Hunde dann in ihrer Aggression auf die Menschen losgehen, statt "nur" auf andere Hunde.
Ich war zweimal in etwas harmlosere Beißereien meiner Hunde verwickelt. Beim ersten Mal attackierte meine eigene Schäferhund-Mischlingshündin (gerade frisch aus dem Tierheim, bis dahin unbekannte Aggression) zwei ausgewachsene Doggen, gegen die sie keine Chance hatte und die sich nur zu gerne in die Beißerei stürzten. Der Besitzer der Doggen hat die Beißerei beendet, indem er ein laut klapperndes Schlüsselbund schmiss, dadurch einen Moment der Ruhe bewirkte, den erst er und geistesgegenwärtig auch ich nutzte, um unsere Hunde mit Befehlen und durch Griffe ans Halsband wieder unter Kontrolle zu bringen, wobei wir darauf achteten, dass wir die Hunde nicht überraschten, damit sie nicht aus Versehen uns bissen.
Beim zweiten Mal ging ein mir nicht bekannter Hund zuerst freundlich auf meinen zu und fletschte erst im letzten Augenblick die Zähne und biss meinen jetzigen Hund in die Halskrause. Mein Hund unterwarf sich sofort, der andere Hund wollte aber weiter auf ihn los gehen. Ich nutzte einen kurzen ruhigen Moment, um den fremden Hund wild fuchtelnd laut anzuschreien, woraufhin er sich trollte, als sei nichts gewesen. Sein - wohl betrunkener - Besitzer hatte von alldem nichts mitbekommen und schrie mich noch an, was mir einfiele, seinen Hund anzugreifen.
Diese beiden Erfahrungen und auch die Hinweise aus Büchern und Tiersendungen lehrten mich, dass es in solchen Situationen wichtig ist, durch einen anderen Reiz eine Unterbrechung der Beißerei herbeizuführen - und diesen Moment zu nutzen, um den Hund wieder unter Kontrolle zu bringen. Die Unterbrechung sollte dabei die Hunde beeindrucken, sodass sie von selbst kurz aufhören und denken: "Holla, was passiert hier denn jetzt?" Es bringt also nichts, sie zu treten oder an den Hinterbeinen weg zu zerren. Das ist aus Sicht des Hundes nur eine weitere Aggression, gegen die er sich mit Beißen zur Wehr setzen muss - auch gegen Menschen.
Im Endeffekt muss man aber ohnehin immer gucken, welche Möglichkeiten man in der konkreten Situation hat. Es kommt auch entscheidend auf die Handlungen des anderen Besitzers an. Und unter Umständen sind die Hunde so sehr im Beiß-Rausch, dass gar nichts hilft. Am besten ist im Endeffekt immer noch die Vermeidung von Beißereien, indem man offensichtlich aggressiven Hunden aus dem Weg geht - selbst, wenn ich dafür auf die Straße muss oder in einen Hauseingang verschwinde mit meinem Hund.
Da hast du natürlich Recht. Ich mache es grundsätzlich auch so, dass ich meinen Hund nah an meine Seite nehme, so dass ich quasi zwischen den Hunden laufe, und dann möglichst versuche, irgendwie dem aggressiv wirkenden Hund aus dem Weg zu gehen, entweder hinter einem Auto oder wir gehen ins Feld oder Richtung Gebüsch. Prinzipiell ist das auch nie ein Problem. Die anderen Hundeführer machen es genau so und wenn man sich nicht aus dem Weg gehen kann, wie es heute in der Situation war, dann machen eigentlich alle Hundeführer des Tierheims es so, dass wir sie ganz kurz halten, beide Führer zwischen den Hunden und dann schnell aneinander vorbei. In der Regel klappt das problemlos.
Das mit dem Schlüsselbund finde ich eine gute Sache. Den hat man ja eigentlich immer dabei. Und wenn der andere Halter in dem Fall nicht komplett geistig abwesend ist, kann man ihm ja auch kurz Bescheid geben, dass man die Hunde ablenkt und er den Moment nutzen soll. Ich nehme an, dass es bei der Ablenkung mit dem Schlüsselbund um das Klirren geht, oder? Wäre dann eventuell auch eine Trillerpfeife sinnvoll, etwa wenn man sich auf weichem Boden befindet und der Schlüssel keinen Krach machen kann?
Was es genau ist, ist glaube ich egal. In den Büchern und Filmen wir nur immer wieder beschrieben, dass gerade dieses metallische Klirren für die Hunde recht unangenehm ist und sie beeindruckt. Deshalb sind in diesen Rütteldosen auch Nägel etc. drin. Martin Rütter (der "Hundeprofi") benutzt auch mal eine Kette mit großen Metallgliedern. Man braucht eben nur kurz die Aufmerksamkeit der Hunde - so, dass sie ihren Kopf wieder einschalten, von der Beißerei abgelenkt sind und anfangen zu überlegen. In so einem Moment kann man sie dann wieder mit Kommandos erreichen und sie auch anfassen.
Manche Hunde würden sich dann auch von einem direkt vor ihrer Nase auf den Boden geschmissenen Ball beeindrucken lassen. So ein Spielzeug haben ja viele mit auf einem Spaziergang. Es muss eben ein starker, am besten erst mal Angst einflößender Reiz sein, damit er den Aggressions-Reiz übertrumpft und die Beißerei unterbricht.
Das wirksamste Mittel, dass ich kenne um zwei beißende Hunde auseinander zu bekommen, ist Wasser. Oftmals hilft es dann, wenn man beiden Hunden einen Eimer Wasser überschüttet oder sie eben nass spritzt. Aber oftmals hat man ja unterwegs kein Wasser dabei. Ich habe manchmal eine kleine Wasserflasche dabei, die ich benutze, um meine Hunde nass zu spritzen, wenn sie Theater bei anderen Hunden an der Leine machen. Ich maßregle sie dann mit einem Spritzer aus der Flasche. Dies ist übrigens auch eine Methode, die Martin Rütter gerne mal einsetzt.
Ansonsten kann es auch schon helfen mal laut in die Hände zu klatschen. Das funktioniert aber nur, wenn die Hunde nicht zu sehr in Rage sind. Falls sich sich wirklich festbeißen, hilft wirklich nur die Dusche mit Wasser. Es wird immer gesagt, dass man sich als Mensch nicht einmischen sollte, um eben zu vermeiden, dass man selbst einen Biss abbekommt. Aber ich glaube, dass jeder Hundehalter in so einer Situation versucht, seinem Hund zu helfen und die Beißerei zu verhindern. Ich habe es bisher zweimal erlebt, dass mein kleiner Rüde von größeren Hunden bedroht wurde.
Einer der Hunde hat sogar meinen Hund gebissen und ich habe auch versucht dazwischen zu gehen. Zum Glück ist außer einem großen Schreck nichts weiter passiert. Bei manchen Hunden kann man auch selbst durch Drohen schon verhindern, dass sie dem eigenen Hund zu nahe kommen. Oftmals lassen andere Halter ihre Hunde ohne Leine laufen auch wenn sie sehen, dass ich meine Hunde gleich anleine. So kam es auch schon öfter vor, dass andere Hunde auf uns zu gerannt kamen.
Ich habe mich dann vor meine Hunde gestellt. Man sollte sich möglichst gerade aufrichten und dann auf den anderen Hunden zu gehen und diesen scheuchen. Bisher hat das bei uns funktioniert. Schließlich weiß ich nie, mit welchen Absichten der fremde Hund zu meinen Hunden rennt. Ich habe einfach schon zu oft schlechte Erfahrungen gemacht und lasse das dann nicht mehr zu.
Nach den Antworten hier ist klar, eine echte Beißerei hat hier noch niemand erlebt. Und das ist gut so. Denn dann kann man sich das Wasser, das Klatschen oder den Schlüsselbund komplett schenken. Damit dringt man nicht zu den Kontrahenten durch.
Das einzig wirkungsvolle Mittel bei einer echten Beißerei ist das Abdrehen der Luft. Das klappt am besten mit einem Stock, der durch das Halsband geschoben und gedreht wird. Mit der Leine oder einem Gürtel kann man meist nicht genug Druck aufbauen.
Die Nummer mit den Hinterbeinen klappt auch hervorragend, wenn man zu zweit ist und beide Menschen genau wissen, was sie tun (müssen). Der Effekt wird nicht durch das Anheben ausgelöst, die Hunde lockern für wenige Sekundenbruchteile den Griff, wenn sie angehoben und ineinander geschoben werden. Diesen kurzen Moment kann man Nutzen, um sie zu trennen. Die Sache hat aber deutlich Nachteile: Ist man nicht energisch genug oder ist einer der Beteiligten zu langsam, ist der kurze Moment schon vorbei. Dann verschlimmert das Ziehen die Verletzungen. Außerdem beruhigen sich die Hunde nicht, man muss schon gut festhalten und irgendwie Kontrolle ausüben, sonst geht es weiter. Und zu guter Letzt: Viele Hunde fahren in dem Moment herum und beißen in alles, was sie erreichen. Das geht für den Menschen meist schlimmer aus als für den anderen Hund.
Schreien, Klatschen, Treten oder etwas Werfen verstärkt in solchen Momenten die Aggression nur. Entweder man greift beherzt ein oder man geht weg. Bei vielen Hunden lässt die Bereitschaft zur Aggression deutlich nach, wenn die "Rückendeckung" durch den eigenen Zweibeiner fehlt.
Und noch ein kleiner Hinweis: Wer eingreift und dabei verletzt wird, der verliert seine Ansprüche gegenüber der Haftpflichtversicherung des anderen Hundes. Oft lässt sich auch gar nicht nachvollziehen, welcher Hund die Verletzung verursacht hat. Also entweder wirklich energisch einschreiten und die Konsequenzen tragen oder Abstand halten und die Situation wenigstens nicht verschlimmern.
Aus eigener Erfahrung kann ich da nur sagen, dass man vom eigenen Hund einfach nur die Leine loslassen sollte. Ich hatte vor einigen Jahren die Situation, dass ein anderer Hund direkt vom Grundstück hinter uns her kam, um mich anzugreifen. Mein Ex-Mann hatte damals den Hund, den wir dabei hatten, an der Leine. Ich selbst habe um meine Gesundheit gefürchtet, aber mein Ex-Mann hat in der Situation einfach unseren Hund machen lassen. Also Leine losgelassen und abgewartet, denn unser Hund hat einfach nur immer wieder den anderen Hund von mir abgedrängt.
Der Besitzer des anderen Hundes hatte seine Not, dass sein Tier endlich auf ihn hört. Ob der andere Hund gebissen wurde, haben wir nie erfahren. Unser Hund hat ja dem Onkel meines Ex-Mannes gehört und da haben wir dann nur die Situation geschildert und das unser Hund an der ganzen Situation absolut keine Schuld hatte. Denn als wir an dem Grundstück vorbei gelaufen sind, hat er sich nicht mal für den anderen Hund interessiert, geschweige denn geknurrt oder gebellt.
In einer solchen Situation kann man kaum eingreifen ohne sich selbst in Gefahr zu begeben. Daher ist es sinnvoll, wenn man nur den eigenen Hund die Bewegungsfreiheit gibt, die er in dem Moment benötigt. Ihn an der Leine zu halten ist für ihn gefährlicher, als wenn er sich entsprechend verteidigen kann.
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