In die Vorlesung gehen, um zu schlafen – wo liegt der Sinn?

Es gibt so ein paar Kandidaten in meinem Kurs, die schlafen in der Vorlesung gerne mal. Das fände ich gar nicht so schlimm, wenn wir an einer Universität wären, in der über hundert Leute in einem Vorlesungssaal sind und der Dozent nicht sieht, was jemand in der letzten Reihe macht. Wir sind aber nicht einmal fünfundzwanzig Studenten im Kurs und jeder Dozent bekommt mit, wenn jemand in seinem Unterricht unaufmerksam ist, redet oder eben schläft.

Ich frage mich immer, worin der Sinn liegt, wenn man in die Vorlesung kommt und schläft. Dass man mal mit dem Sitznachbarn redet, finde ich verständlich, manchmal gibt es einfach etwas, das man loswerden muss und auch wenn man mal die Aufmerksamkeit für die Vorlesung verliert und in den Laptop vor sich schaut, finde ich das bis zu einem bestimmten Punkt durchaus nachvollziehbar, aber schlafen würde mir nie in den Sinn kommen.

Wenn ich morgens wirklich so müde bin, dass ich merke, dass ich die Vorlesung nicht packe, sondern mir ständig die Augen zufallen, dann bleibe ich doch lieber gleich zu Hause, als mich an die Hochschule zu schleppen, um dann letztendlich doch nichts von der Vorlesung mitzubekommen. Zumal es meiner Ansicht nach auch etwas mit Respekt gegenüber dem Dozenten zu tun hat, in der Vorlesung nicht zu schlafen.

Was denkt ihr dazu? Würde es für euch in Frage kommen, in der Vorlesung zu schlafen? Worin liegt der Sinn, wenn man doch auch einfach zu Hause bleiben kann? Immerhin hat man an der Universität keine Pflicht mehr, zu den Vorlesungen zu gehen, wie beispielsweise in der Schule. Man studiert doch freiwillig.

Ich kann mich da auch an die eine oder andere Vorlesung erinnern, in der ich eingeschlafen bin. Das habe ich ja nicht geplant. Ich dachte mir immer, dass ich es schon noch schaffen werde und dass ich gar nicht so müde bin. Und dann habe ich es eben nicht geschafft. Ich kann mich aber auch daran erinnern, dass ich dann auch einfach mittendrin gegangen bin, bevor ich beim Einschlafen mit dem Kopf auf den Tisch knalle.

Also ich denke, grundsätzlich kann man das nicht planen. Man geht mit guten Vorsätzen hin und scheitert. Vielleicht gibt es sogar Studenten mit Schlafproblemen, die die einschläfernde Vorlesung ihres Lieblingsdozenten brauchen, um endlich mal wieder richtig schlafen zu können. Ich würde ihnen jedenfalls nicht gleich Bösartigkeit unterstellen.

Mit dem Respekt ist das so eine Sache. Das stimmt natürlich. Und Schlafen ist da schon ziemlich extrem. Aber dann dürfte man auch wirklich gar nichts mit dem Nachbarn reden und nicht mal eben in den Laptop schauen. So genau hält sich da also auch ein respektvoller Student nicht dran. Ich denke, Dozenten müssen da einfach ein dickeres Fell haben. Wenn es wiederholt vorkommt, können sie den Studenten ja rausschmeißen, aber hin und wieder ist einfach menschlich und das sollte man dann nicht persönlich nehmen.

Ich bin in einer Vorlesung mehrmals beinahe eingeschlafen. Ich kannte dort niemanden und saß alleine, außerdem war das Thema absolut trocken, für mich nicht relevant und langweilig. Und so wurde ich leider immer müder und müder und musste mich richtig anstrengen, um nicht tatsächlich einzuschlafen.

Mir wäre das sehr unangenehm gewesen. Das war es auch so schon. Außerdem würde ich es nicht einsehen, extra in die Universität zu gehen, um dann einzuschlafen. Das hätte ich schließlich auch zu hause haben können und das auch noch wesentlich bequemer. Ich kann so etwas absolut nicht nachvollziehen und habe mich auch schon mehrfach gefragt, warum man so etwas macht. Zumal einige Studenten ja auch gar keinen Hehl daraus machen und auch noch groß ankündigen, dass sie nun schlafen werden. Das ist schon irgendwie dreist und definitiv sehr respektlos den Dozenten gegenüber!

Noch schlimmer finde ich es ja, wenn jemand in einem Seminar, das von Studenten ausgearbeitet worden ist, einschläft. Und zwar bewusst und provokativ. Die Studenten, die das Seminar abhalten müssen, sind oft sowieso schon sehr aufgeregt und nervös und da muss man sie ja nun wirklich nicht unnötig mit einem solchen Fehlverhalten belasten.

Ich bin auch schon mal im Seminar eingeschlafen. Zu der Zeit war ich gerade am Anfang einer Schwangerschaft. Andere Mütter werden wissen, dass man in der Phase manchmal einfach fatal müde ist und plötzlich wegnickt. Vermutlich schaltet da der Körper auf Schonprogramm um einen Abgang zu verhindern.

Das Seminar war auch sehr klein, wir waren nur zirka 10 Studenten im Raum, die der Dozent mit Namen kannte. Anfangs war die Situation peinlich. Zum Glück war der Dozent selbst Vater und Großvater und hat schon oft genug bei weiblichen Verwandten diese Müdigkeitsphasen während einer Schwangerschaft erlebt. Als ihn über die anderen Umstände informierte, quittierte er das mit einem freundlichen Lächeln und die Situation war gerettet.

Ich denke mal, dass es immer eine Frage ist, wie man gegebenenfalls so einen Tritt ins Fettnäpfchen begründen kann. Wenn man in der Phase vor den Klausuren mal einschläft, weil man nachts zu viel gelernt hat, ist das was anderes, als wenn man wegen zu vielen Parties das wesentliche verpennt. Und letztlich macht es sicher auch einen Unterschied, wie oft einem so etwas passiert.

In einigen Seminaren ist einfach Anwesenheitspflicht und ohne ärztliches Attest darf man da auch nur zweimal fehlen. Hat man jedoch schon zweimal gefehlt, dann kann man natürlich nicht so einfach zu Hause bleiben, nur weil man müde ist. Das geht nicht und man kann sich aufgrund von Müdigkeit natürlich auch kein Attest vom Arzt ausstellen lassen.

Von daher hat man dann die Entscheidung, ob man trotz extremer Müdigkeit zum Seminar erscheint oder ob man es in Kauf nimmt, den Kurs nicht bestanden zu haben. Logischerweise würden sich dann die meisten dazu entscheiden, zur Uni zu gehen, auch wenn man sehr müde ist. Man muss die anderthalb Stunden nur irgendwie überstehen und kann danach vielleicht auch schon wieder nach Hause.

Ich bin glücklicherweise noch nie in einem Seminar eingeschlafen. Wenn ich merke, dass ich extrem müde bin, dann trinke ich so viel Kaffee, dass ich mich auch wach halten kann und nehme mir vor, dann nach der Uni gleich ins Bett zu gehen. Das hat bis jetzt zum Glück auch immer gut geklappt und mir wäre es schrecklich unangenehm, wenn ich mitten im Seminar oder in der Vorlesung einschlafen würde. Ich hätte Angst, angesprochen zu werden oder während dem Schlafen etwas Peinliches zu tun.

Ich finde es auch durchaus schade und schlimm, wenn man in der Vorlesung oder im Seminar einschläft. Vor allem dann, wenn wenig Leute drin sitzen, ist das doch sehr auffällig und auch respektlos. Allerdings kann man das nicht immer planen und nicht immer muss das heißen, dass man die ganze Nacht gefeiert hat, wenn man müde ist. Vielleicht hat man einfach Einschlafprobleme oder viel Stress, weshalb man nicht gut schlafen kann. Und wenn Anwesenheitspflicht besteht, dann sollte man natürlich dennoch zur Uni gehen, auch wenn es schwer ist.

Oftmals kommt die extreme Müdigkeit ja auch erst im Laufe des Tages und bekanntlich ist es mittags am schlimmsten. Vielleicht denkt man sich ja morgens auch, dass man sich gut wach halten kann, was dann aber doch nicht so ist. Gerade dann, wenn eine Vorlesung doch nicht so spannend ist, wird man einfach schläfrig und das ist dann ja eigentlich auch gar nicht geplant.

Mir ist das bisher nur einmal passiert, dass ich richtig in einer Vorlesung eingeschlafen bin. Zu meiner Verteidigung muss ich aber sagen, dass ich damals massive Schlafstörungen hatte und das über Wochen hinweg. Ich hatte massive Probleme mit dem Einschlafen und auch mit dem Durchschlafen und habe mich dann irgendwann in ärztliche Behandlung deswegen begeben. Aber Schlafmangel rächt sich irgendwann und so kommt es dann eben, dass sich dieser Schlafmangel akkumuliert und irgendwann ist man eben außer Gefecht.

Ich saß damals in dieser Vorlesung ziemlich weit vorne und auch noch zwischen befreundeten Kommilitonen. Die Bänke waren extrem unbequem und der Stoff extrem langweilig und trocken. Es hat mich selbst überrascht, dass ich es trotz allem geschafft habe, einzuschlafen obwohl ich das nicht wollte. Aber offenbar geht alles, wenn man nur müde genug ist.