Wenn Software Bedienungsanleitung braucht ist sie schlecht?
Ich arbeite derzeit an einer neuen Homepage für meinen örtlichen Fußballverein. Derzeit überlege ich, wie ich diejenigen, die später die Seiten bearbeiten werden, in das neue Backend einführe. Die neue Homepage wird auf Wordpress basieren, die momentane basiert auf einem selbstgebastelten CMS des damaligen Webdevelopers und da liegen schon Welten dazwischen. Die beiden Systeme sind völlig unterschiedlich und ich befürchte, dass vor allem diejenigen, die nicht täglich mit Computern zu tun haben, Schwierigkeiten haben, sich augenblicklich zurecht zu finden. Außerdem gibt es auch ein paar spezielle Dinge zu beachten, damit die Automatismen, die ich eingebaut habe, auch tatsächlich wie von mir gedacht funktionieren.
Da es sehr viele Personen gibt, die an der Homepage Texte eintragen – schon allein in der Abteilung Fußball sind es mehr als fünf –, finde ich wohl keinen Termin, an dem ich eine Art Workshop geben könnte. Das wäre nämlich meine erste Idee gewesen. Nun habe ich mir gedacht, dass ich einfach eine Art Handbuch beziehungsweise Bedienungsanleitung schreibe. Das wäre auch in der Hinsicht vorteilhaft, dass Personen, die neu hinzukommen darin nachschauen können und ich nicht jedes Mal eine neue Einführung geben müsste.
Als ich mit mit einem Freund darüber unterhalten habe, hat er gesagt, dass eine Software (in diesem Fall das Wordpress-Backend) schlecht ist, wenn es eine Anleitung braucht, wie man es benutzt. Diesen Gedankengang kann ich soweit nachvollziehen, normalerweise sollte es selbsterklärend sein. Da die Homepage wie gesagt aber sehr spezifische Implementierungen hat, finde ich schon, dass eine Erklärung nötig ist, ohne dass ich gleich behaupten würde, dass deswegen die gesamte Software schlecht ist.
Beispielsweise werden auf der Startseite in einer Liste die drei neusten Spielberichte mit einer Verlinkung zu dem jeweiligen Spielbericht und der Sportart angezeigt. Damit ein Spielbericht hier erscheint, muss im Backend aber zum einen eingestellt werden, dass der Beitrag, den man gerade schreibt, ein Spielbericht ist und außerdem muss auch die Sportart natürlich angegeben sein. Das muss man eben wissen, wenn man Beiträge erstellt und wenn man das einmal weiß, sollte das auch kein Problem sein. Und ich finde, die Lösung ist auch sehr komfortabel, zwei Häkchen bei „Spielbericht“ und der Sportart zu setzen ist ja nun kein großer Aufwand.
In meiner Anleitung will ich auch nicht bei Adam und Eva anfangen, wie die Autoren einen Beitrag in einem Texteditor, der wie Word aufgebaut ist, formatieren sollten sie schon selbst wissen.
Würdet ihr die Aussage meines Freundes, dass eine Software schlecht ist, wenn sie eine Bedienungsanleitung braucht, so unterschreiben? Oder denkt ihr, dass es manchmal schon sinnvoll sein kann, eine Anleitung zu haben?
Ich kenne mich mit Webdesign nicht wirklich gut aus und weiß deshalb nicht, was da üblicherweise so für Software verwendet wird, aber für die Software, mit der ich täglich arbeite, ist die Aussage totaler Quatsch. Das gilt selbst für relativ einfache Programme wie Photoshop nicht.
Natürlich sollte es möglich sein kleine Programme zu benutzen, ohne, dass man sich erst lang einlesen muss. Und da stimme ich auch zu, dass die Benutzeroberfläche selbsterklärend sein sollte. Wenn ich zum Beispiel bei einem Player nicht erkennen kann wie ich eine Datei auswählen kann hat der Entwickler definitiv etwas falsch gemacht. Aber Software, die für den professionellen Gebrauch gedacht ist, ist doch viel zu komplex und bietet viel zu viele Möglichkeiten um sie auf Anhieb ohne Anleitung verstehen zu können.
Die Hersteller von CAD Software veranstalten regelmäßig Anwenderseminare. Da sitze man dann den ganzen Tag und bekommt die Neuerungen vorgeführt und wird nach seiner Meinung gefragt und alle zwei Stunden gibt es etwas zu Essen oder zu Trinken und die Kosten dafür werden vollständig von den Herstellern übernommen. Natürlich dient das der Kundenbindung und natürlich ist die Software verdammt teuer, aber die Seminare sind für die Unternehmen trotzdem ein Kostenfaktor. Wenn es eine Möglichkeit geben würde die Software selbsterklärend zu gestalten und sich die Kosten für die Seminare zu sparen, hätte man das wohl schon längst gemacht.
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