Merkwürdig mit jemandem in einer Fremdsprache zu reden?

Dieses Jahr war ich mit meinem Freund in Polen. Er selbst kommt ja von dort und spricht sowohl fließend Polnisch beziehungsweise zumindest den Dialekt aus seiner Heimatgegend in Polen, als auch Deutsch. Nun lerne ich zwar auch Polnisch, aber allzu viel verstehe ich dann doch noch nicht, sodass ich mich immer schnell außen vor gelassen gefühlt habe, wenn mein Freund angefangen hat, mit Verwandten und Bekannten auf Polnisch zu sprechen.

Ganz extrem ist es mir aufgefallen, als wir mit einem Freund von ihm unterwegs waren. Dieser Freund lebt mittlerweile die meiste Zeit auch in Deutschland, weil er hier arbeitet und sein Geld verdient. Somit kann er auch schon fast flüssig Deutsch, wenn auch hin und wieder noch ein paar Grammatikfehler dabei sind, weil er eben noch lange nicht so lange wie mein Freund in Deutschland lebt.

Als wir den besagten Freund zum ersten Mal getroffen haben, hat er von Anfang an Deutsch mit uns gesprochen. Das fand ich sehr nett von ihm und ich habe mich richtig gefreut, dass er Deutsch spricht und das scheinbar noch mit Freude. Mein Freund wiederum hat immer auf Polnisch geantwortet. So kam es wie es kommen musste und der Freund hat irgendwann dann auch wieder auf Polnisch geantwortet, womit ich wieder vollkommen aus dem Gespräch raus war. Das fand ich sehr schade.

Ich glaube nicht, dass mein Freund es absichtlich gemacht hat, denn ich habe später mit ihm auch darüber gesprochen. Er meinte, dass es einfach komisch ist, mit jemandem in einer sozusagen fremden Sprache zu reden und nicht in der, in der die beiden schon immer miteinander kommuniziert haben, nämlich Polnisch. Das kann ich auch irgendwo nachvollziehen, denn ich fand es selbst im Englischunterricht immer komisch, mit Leuten, mit denen ich normalerweise immer auf Deutsch rede, Englisch zu sprechen. In dem Fall von Polen hätte ich es einfach nur schön gefunden, wenn ich in das Gespräch mehr eingebunden gewesen wäre, was eben hier auch durchaus möglich war, weil wir alle gut Deutsch verstehen und sprechen können.

Kennt ihr das Gefühl auch, dass es merkwürdig ist, mit jemanden in einer fremden Sprache zu sprechen, obwohl man normalerweise eine andere Sprache mit ihm gemeinsam hat und immer in dieser Sprache mit demjenigen gesprochen hat? In welcher Situation kam es denn bei euch schon mal da zu?

Diese Situation kenne ich eigentlich nur aus meinem Sprachurlaub, den ich in der Schulzeit mal gemacht habe, um die englische Sprache besser zu lernen und das zu verfestigen, was ich schon konnte. Ich war mit anderen Schülerinnen und Schülern in einer Klasse, die den gleichen Kenntnisstand hatten, was vorher getestet wurde. Da die meisten Schüler auch aus Deutschland kamen, wir aber in der Klasse gezwungen waren, englisch zu sprechen, war das schon komisch. Vor allem bei längeren Gesprächen ist es immer wieder passiert, dass wir in die deutsche Sprache gefallen sind und die Lehrerin uns ermahnen musste.

Das Gefühl kenne ich zu gut. Mein Freund und ich sprechen immer nur auf Deutsch miteinander, das sind wir einfach gewohnt. Wenn er mal was auf Russisch zu mir sagt, dann kommt mir das gleich irgendwie fremd vor, obwohl ich verstehe was er sagt und mit der Übersetzung keinerlei Probleme habe. Wenn er Russisch mit seinen Eltern spricht und ich daneben sitze, kommt mir das bei weitem nicht so fremd vor, als wenn ich der Adressat wäre.

Es kommt ab und zu mal vor, dass ich mich mit meinen Freunden über ein paar Minuten oder auch mal Stunden nur noch in Englisch unterhalte. Das macht einfach immer wieder Spaß und man lernt nebenbei auch noch etwas. Es ist halt mal etwas anderes und bringt ein wenig Abwechslung mit sich. Auch in der Schule habe ich immer mal mit meinem Banknachbarn, der nicht so gut in Englisch war, mal einen Tag lang nur Englisch gesprochen. Das hatte eben den Zweck, dass er etwas sicherer wurde und ein paar neue Wörter und deren Anwendung lernt. Das war immer sehr spaßig für beide Seiten. Manch einer fand das komisch, aber man kann nicht immer auf die anderen schauen.

Für mich ist es eigentlich normal, dass man sich in einer größeren Runde auf die Sprache einigt, die alle verstehen. Wenn wir zum Beispiel mit französischen Freunden zusammen sitzen spreche ich meinen Partner eigentlich nicht auf Deutsch an, auch wenn es um etwas geht, das nur für ihn interessant ist. Da die anderen das teilweise aber nicht verstehen würden, würden sie sich ja trotzdem ausgeschlossen fühlen.

Ich finde das schon ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber ich gewöhne mich schnell um, weil ich es eigentlich auch von klein auf gewohnt bin, dass die Sprache, in der man sich privat mit einer Person unterhält, nicht unbedingt die Sprache ist, die die Person in Gesellschaft von anderen benutzt.

Ehrlich gesagt finde ich es sehr unhöflich, wenn man sich in einer Sprache unterhält, die nicht alle beteiligten in dem Moment verstehen und das wäre für mich weitaus komischer, als wenn ich mich z.b. in Englisch unterhalten, auch wenn ich dabei einen deutschen Freund in Englisch anspreche.

Ich habe nie ein Problem damit gehabt, mit meinem Ex-Freund z.b. auf Englisch zu sprechen, wenn eine gute Freundin dabei war, die eben Engländerin ist. Für mich gehört sich das so und ich fand es noch nie komisch, dann mit ihm Englisch zu sprechen, warum auch? Wichtig ist, das alle beteiligten alles verstehen und sich niemand ausgeschlossen fühlt.