Bei Selbstverlag befreundeten Illustrator wie bezahlen?

vom 23.10.2014, 18:14 Uhr

Herr A möchte gerne ein Buch im Selbstverlag veröffentlichen. Da er keinerlei Talent fürs Zeichnen hat, fragt er Herr B, ob dieser das Buchcover für ihn illustrieren könnte. Herr A überlegt nun, wie er Herr B dafür entlohnen könnte. Mögliche Arten wären die Einmalzahlung für das Urheberrecht oder natürlich auch ein prozentualer Anteil pro verkauftem Buch. Da es das erste Buch ist und Herr A kaum finanzielle Möglichkeiten hat, ist ein professioneller Illustrator zu teuer.

Wie würdet ihr das halten? Würdet ihr lieber die Einmalzahlung wählen oder doch eher den prozentualen Anteil? Oder würdet ihr meinen, dass ein kleine Geschenk ausreichen sollte? An Herr Bs Stelle: Wärt ihr bereit, das ganze sogar kostenlos zu machen, weil Herr A ja euer Freund ist?

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Normal wird diese Tätigkeit einmal bezahlt. Zumindest kenne ich das aus mehreren Autorengruppen so, wo auch Leute dabei sind, die Cover erstellen. Da sollten sich Herr A. und B. schon vorher einigen. Ansonsten müsste ja Herr A. immer alle Daten offen legen, was den Verkauf des Buches angeht. Dazu kommen noch die Dokumentationen für das Finanzamt. Wenn da Herr A. regelmäßig Gelder an Herrn B. fließen lässt, kann da schnell der Verdacht der Scheinselbständigkeit aufkommen, was sehr teuer werden kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


In solchen Fällen, besonders wenn es „unter Freunden“ ist, ist es üblich sich auf einen Betrag zu einigen. Am klügsten Herr A sagt, was er bereit ist zu zahlen und Herr B sagt ihm, was dafür zu bekommen ist.

Um das mal am Beispiel festzumachen: Herr A sagt „Höre mein Freund, ich brauche einen Titel für mein Buch, kann aber eigentlich nix für zahlen, na sagen wie mal ich mach einen Fuffi locker und einen Kaffee an der Bar um die Ecke.“ Darauf sagt Herr B: „Kein Problem mein Freund, sage welches Thema du willst und du bekommst eine hübsche, flotte Skizze/ eine nette kleine Fotobearbeitung von einem Bild welches einer von uns beiden selbst geschossen hat und du legst obendrauf noch ein Stück Apfelkuchen zum Kaffee.“

Arbeitsaufwand für Herrn B: Mit digitalisieren, Nachbearbeitung am PC, Einbau von Titel usw. UND natürlich Erstellung des Bildes: Mit drei Stunden ist der schon sehr fix. Es sind die ganzen Kleinigkeiten die Arbeitszeit kosten. Dazu kommt die grundlegende Entwicklung, die kann je nach Auftraggeber zwischen ein paar Stunden und „zuviel an Nerven“ kosten. Alles in allem wird Herr B vermutlich selbst für eine relativ einfache, schnelle Lösung einen Arbeitstag investieren und da sind 50 Euro (und der Kaffee mit Kuchen) sehr günstig. Der Preis für sehr gute Freunde.

Herr A sagt: „Mein lieber Freund, ich hab da dieses Buch und brauche eine Titelgestaltung. Ich hätte gerne was mit Wumms und in Essig und Öl, mit allen altgermanischen Göttern, samt Weltesche und Midgardschlange.“ Ab hier kann man dann in zwei Szenarien unterscheiden:

1. „Sagen wir 200 Euro mit allem drum und dran.“ Mildes Hohngelächter und Herr A findet sich wieder, mit einer Preisliste in der Hand, was alleine das Material kostet für seinen Wunsch. Leinwand ist nicht billig und Farben erst recht nicht …

2. „Sag an, was würde Material kosten? Und für die Arbeitszeit von dem Monumentalwerk würde ich dann noch 200 drauflegen.“ Da würde Herr A für die nächsten 20 Jahre maßgeblich bei jedem Umzug von Herrn B die schweren Kisten mitschleppen oder Herr B würde sagen „Komm, das sieht man doch nachher nicht wirklich auf dem Cover, lass uns mal überlegen was realistischer ist.“ Und was ausarbeiten was denn auf drei, vier Tage Arbeitszeit rausläuft, maximal eine Woche.

Die dritte Möglichkeit nennen wir „Ich hab da einen Neffen, der hat diese gecrackte Version von Photoshop und Bilder gibt es ja im Netz, da sind die ganz umsonst“ - und genau so sieht es denn auch aus. Boshafte Grafiker und Designer sind inzwischen so weit um empfehlen das manchen Kunden regelrecht, weil so jeder bekommt, was er verdient. <dämonisches Gelächter> Bei sehr guten Freunden macht mal natürlich auch schon mal was für lau, aber das heißt dann auch, das Herr A dann besser nicht das ganze zehnmal nachgebessert haben will, auf die Weise wurden schon einige Freundschaften radikal beendet.

In der Branche sind Einmalzahlungen üblich und zwar für die Nutzungsrechte. Das Urheberrecht bleibt nämlich in jedemfall beim Erzeuger, was dann auch bedeutet, das der Käufer nicht einfach das ganze grob verfremden kann. Dazu gehört auch, das der Erzeuger sein Werk zB für Eigenwerbung selbst nach wie vor einsetzen kann (wie eine Präsentationsmappe oder eine Internetgalerie mit Beispielarbeiten).

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde diese Anfragen immer extrem witzig. Massig Leute wie Herr A wollen ein Buch veröffentlichen. Sie finden keinen Verlag oder haben gar nicht danach gesucht, also muss im Selbstverlag sein.

Bis hierhin kann ich noch gut folgen, da spricht nichts gegen. Aber bei dem was dann kommt, hört es für mich auf. Es muss ein Cover her. Und das soll bitte ein Freund, Bekannter oder jemand, den jemand anderen über acht Ecken kennt und der zufällig "so etwas" macht oder kann, bitte kostenlos, für eine Pizza oder maximal 50 Euro erledigen. Das gilt übrigens auch für das Korrektorat oder ein Lektorat. Schließlich möchte man sich vor seiner Familie und seinen Freunden nicht blamieren.

Wenn es hierbei um ein Geschenk für Tante Käthe ginge, könnte man vielleicht noch darüber reden. Aber Herr A und alle seine ähnlich gepolten Kollegen haben absolut nichts dagegen, wenn sie mit dem Buch dann vielleicht doch ein wenig Geld verdienen.

Alle drei Leistungen gehören über eine Einmalzahlung honoriert. Über den Preis kann man reden, je nach Intensität der Freundschaft eben mehr oder weniger. Aber warum sollten die anderen eine Erfolgsbeteiligung wollen? In den meisten Fällen kommt da nicht ansatzweise eine nennenswerte Summe zusammen. Schreiben als Hobby kostet genauso Geld wie Tennis oder Reiten. Und es ist ähnlich wahrscheinlich, dass sich damit später Geld verdienen lässt. Hobbys kosten nun einmal Geld.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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