Frieden trotz unterschiedliche Ansichten in Familie?
Ich muss sagen, dass ich es bei vielen Familien schon eher so erlebt habe, dass sich Mitglieder etwas separieren, sobald sie eine Meinung haben, die sich grundlegend von der der anderen Familienmitglieder unterscheidet. Dabei geht es mir jetzt um grundsätzliche Themen beispielsweise politische Ansichten, Meinungen die Erziehung und Pflege eines Kindes betreffend oder auch Ernährungsstile wie vegan. Wenn es jemanden gibt, der sich zu weit von der Meinung der anderen Familienmitglieder entfernt, dann ist das oft ein Zeichen dafür, dass sich diese Person etwas separiert.
Ich habe das schon in unterschiedlichen Ausprägungen in meiner Familie erlebt. Eine angeheiratete Tante von mir beispielsweise möchte ihren Sohn unbedingt in die Waldorfschule stecken. Alle anderen Familienmitglieder sind da absolut gegen und leider gibt es jetzt auch keinen, der das für sich behält. Alle müssen das direkt sagen und sich gegen sie stellen, negative Kommentare äußern und versuchen sie umzustellen. Ich finde es auch nicht gut, dass muss ich schon sagen. Besonders nicht, da sie sich weigert das Kind impfen zu lassen und mit ihm auch zu keinem normalen Mediziner gehen möchte. Aber letztendlich denke ich mir, soll sie doch machen wie sie meint und wenn sie das so will, dann bitte. Man kann sie noch über andere Themen als das unterhalten.
Dann war es letztens so, dass ein Cousin sich einer Partei angeschlossen hat, die seine Eltern und auch der Rest der Familie nicht gut geheißen haben. Die Partei hat sich relativ schnell aufgelöst und mein Cousin hatte danach keine große Interesse mehr an der Politik, aber für die Zeit seiner Mitgliedschaft war die Familie nicht gut auf ihn zu sprechen und wenn es Treffen gab, dann war es schon oft so, dass er dann gar nicht mehr kommen wollte.
Auch bei der Familie meines Freundes ist mir das in ähnlicher Art und Weise aufgefallen, allerdings ist es da so, dass nur bestimmte Familienmitglieder offen ihre Meinung sagen und nicht direkt alle. Bei meiner Familie ist es schon eher so, dass eine andere Meinung oft nicht so toleriert wird oder man sie zumindest häufiger kommentieren muss. Das führt über kurz oder lang dazu, dass das Familienmitglied beginnt Ausreden für das Nichterscheinen an Familienfeiern zu erfinden, bis es irgendwann gar nicht mehr kommt und auch nicht eingeladen wird.
Bei der Familie meines Freundes ist das mit einer Tante passiert, die ihre Ernährung auf vegan umgestellt hat. Als dann ihre Schwester zum Geburtstag eingeladen hat, wusste sie natürlich nicht so recht, wie man vegan kocht, damit muss man sich ja auch erst ein bisschen beschäftigt. Sie war dann sauer, als die Tante nichts essen wollte und beim nächsten Treffen war sie wieder sauer, weil die Zubereitung der veganen Speisen sehr aufwendig war und die Zutaten teuer und sie den Aufwand furchtbar fand. Jetzt kommt die Tante kaum noch zu Familienfeiern, zumindest nicht wenn es da etwas zu essen gibt.
Wie ist das bei eurer Familie, wird es da eher akzeptiert, wenn jemand eine andere Meinung hat? Müssen die anderen Familienmitglieder das direkt kommentieren und ihre Abneigung dagegen äußern oder passiert das eher unterschwellig? Führt eine andere Meinung in eurer Familie mitunter auch dazu, dass sich das Familienmitglied dann etwas separiert?
Ich würde mich selbst als das "schwarze Schaf" in der Familie bezeichnen, aber nicht weil ich irgendwie kriminell oder drogensüchtig wäre, sondern einfach weil ich in fast jeder Hinsicht aus der Reihe tanze. Meine Familie ist eher indirekt und keiner sagt was er wirklich denkt. So etwas wie Kritik ist inoffiziell gar nicht erlaubt, man darf das System nicht kritisieren und sollte am Besten einfach nur die Klappe halten, nichts hinterfragen und blind gehorchen.
Ich bin da das komplette Gegenteil. Ich knall meine Meinung direkt auf den Tisch und ich sage auch, wenn mir etwas nicht passt. Deswegen werde ich oft als "unsensibel", "frech", "vorlaut" und "unverschämt" bezeichnet. Ich finde es aber besser, wenn man weiß woran man ist und auch sagt was man denkt. Ich habe oft Probleme, überhaupt zu erahnen was die anderen aus der Familie denken, weil die meisten in Bezug auf persönliche tiefgründige Themen sehr verschlossen und oberflächlich sind.
Ich hasse das, daher rede ich lieber Tacheles anstatt dass man stundenlang um den heißen Brei redet und hinterher raten muss, was der andere denkt und fühlt. Sogar auf direkte Fragen wird ausweichend geantwortet, was ich erst recht absolut nervtötend empfinde. Ich habe auch schon festgestellt, dass ich in vielerlei Hinsicht eine ganz andere Meinung und Ansicht vertrete. Meine Familie ist überwiegend eher traditionell und konservativ, während ich im Vergleich dazu schon fast zu radikale und moderne Ansichten vertrete.
Meine Mutter hat mich nach über 20 Jahren immer noch nicht umgepolt, sie hat mit allen möglichen Methoden versucht mir diese direkte Art auszutreiben, aber sie hat es nie geschafft. Ich komme auf Dauer einfach nicht mit dieser Art klar, ich will das Recht haben zu hinterfragen und auch mal offen meine Meinung zu sagen. Sobald ich aber die "Heiligkeit" und "Unfehlbarkeit" meiner Mutter in Frage stelle, bin ich aber automatisch das letzte.
Ich wurde in meiner Kindheit deswegen oft bestraft, wenn ich aus der Reihe tanzte und das war nicht besonders selten. Da sich aber immer noch nichts geändert hat und ich immer noch wegen meiner Andersartigkeit oft mit meiner Familie anecke, sehe ich keine andere Wahl als mich zu separieren. Auf diese Weise erspart man sich eine Menge Stress und ich schlafe besser. Das geht auf Dauer nämlich an die psychische Substanz, wenn man wegen seiner Andersartigkeit fertig gemacht wird und unter Druck gesetzt wird, sich anzupassen.
In meinen Augen kommt es sehr stark auf die Art der abweichenden Meinung an, und auch darauf, wie sie vertreten und kommuniziert wird. Ich halte generell für einen relativ toleranten Menschen, aber bei manchen Themen ist bei mir einfach der Ofen aus. Dazu gehört für mich, sein Kind nicht impfen oder seine frei laufende Katze nicht kastrieren zu lassen, aber auch andere politische, religiöse oder gesundheitliche "Meinungen", über die ich mich hier nicht weiter auslassen möchte. Aber zu manchen Ansichten gibt es, wiederum meiner Ansicht nach, nichts zu diskutieren, keine Kompromisse und ich kann auch nicht so tun, als würde ich anderer Leute hanebüchenen Blödsinn um des Familienfriedens willen gut heißen. Deswegen würde ich das entsprechende Familienmitglied einfach nicht mehr treffen.
Natürlich sind die meisten Meinungsverschiedenheiten innerhalb einer Familie mit etwas Toleranz und darüber Reden schon eher lösbar. Oftmals ist es jedoch weniger die Ansicht oder Einstellung selbst, die zu Konflikten führt, sondern die Art und Weise, wie diese Meinungen vertreten und anderen Leuten oft vehement aufgedrängt werden. Gerade im Bereich Ernährung habe ich schon unschöne Szenen erlebt, da ich mir nicht vorschreiben lasse, was ich esse oder nicht esse.
Meiner Meinung nach ist es dennoch möglich, trotz unterschiedlicher Ansichten gut mit einander auszukommen. Es ist eben von beiden Seiten Toleranz gefordert, von den Vegetariern ebenso wie von den Fleischessern, von den Waldorfschülern ebenso wie den Tigermüttern. Und gerade, wenn man nicht zusammen lebt, und sich nur gelegentlich trifft, wäre es vielleicht auch mal ganz schön, wenn man die besonders leidigen, unlösbaren Konfliktpunkte und strittigen Gesprächsthemen ausnahmsweise nicht aufs Tapet bringt, sondern sich statt dessen über weniger brisante Fragen unterhält.
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