Unentschuldbare Aussagen bei einem Beziehungsstreit?

Einige von euch werden sicher den Deutschen Comedian/Mediziner Eckart von Hirschhausen kennen. Von ihm ist auch das Buch ''Wohin geht die Liebe, wenn sie durch den Magen durch ist?'', dass es auch als Hörbuch zu kaufen gibt. Ich habe das Hörbuch vor einiger Zeit geschenkt bekommen, bin aber bis vor kurzem nicht dazu gekommen, es auch zu hören. Kürzlich dann, habe ich damit angefangen und fand einige Ausschnitte daraus durchaus sehr lustig. Eine Passage aus seinem Hörbuch aber hat mir etwas zu denken gegeben.

Zunächst ging es ihm um den Streit zwischen einem Paar und dann meinte er, dass es bei einem solchen Streit durchaus vorkommen kann, dass man etwas sagt, was man nie wieder gut machen kann. Man sagt etwas, bereut es im nächsten Moment wahrscheinlich schon, aber dann ist es schon zu spät und man kann es nicht mehr zurücknehmen. Selbst wenn man sich danach entschuldigt, so bleibt es dem Partner für immer im Kopf und wird vermutlich zum Scheitern der Beziehung führen.

Dies hat mir ein wenig zu denken gegeben, da ich bisher eigentlich davon ausgegangen bin, dass auch wieder alles in Ordnung sein kann, nachdem man sich vernünftig entschuldigt. Bei einem Streit sind ja in der Regel immer beide sehr hitzig und da kann es auf beiden Seiten auch vorkommen, dass man Dinge sagt, die man nicht so meint und so auch im Normalfall nie sagen würde. Deswegen finde ich es eigentlich auch normal und vernünftig, dass man sich nicht daran aufhängt, sondern es seinem Partner auch wieder verzeihen kann, wenn mal sowas kommt.

Spontan musste ich dann aber auch an meine beste Freundin denken. Ihr Vater hatte einmal zu ihrer Mutter gesagt, dass sie nicht so viel essen solle, da sie sonst moppelig werde. Die Mutter war spindeldürr. Meine Freundin selbst ist etwas kräftiger, der Vater ist es übrigens auch, er ist sogar übergewichtig. Wie man sowas dann sagen kann, ist mir schleierhaft, aber gut. Auf jeden Fall ist die Mutter quasi seit diesem Tag auf Diät und sieht die meiste Zeit aus, wie ein Skelett. Sogar meine Freundin hat dies getroffen, an die dieser Spruch wohl auch gerichtet war und hangelt sich seitdem von einer Diät zur nächsten. Gutes Zureden hilft da auch nicht mehr.

Auch wenn dies sicherlich kein Kommentar auf emotionaler Ebene war und der Vater es seitdem auch wieder zurückgenommen hat, hat dies nichts gebracht, es ist hängen geblieben und wird es vermutlich auch für immer. Vermutlich wird meine Freundin schwer damit zu kämpfen haben, wenn ihr Freund mal irgendwas in dieser Richtung äußern sollte, da sie bei diesem Thema sehr sensibel ist. Nicht jeder reagiert da so sensibel drauf, aber ich denke mal, dass das auch ein Beispiel für das ist, was Hirschhausen sagen wollte.

Denkt ihr selbst auch, dass es Dinge gibt, die man nicht mehr zurücknehmen kann, wenn man sie in einem Streit gesagt hat? Hilft da auch eine Entschuldigung nicht mehr? Kommt es eurer Meinung nach auf die Person an, der man es sagt, reagiert jeder anders oder gibt es Dinge, die bei jedem als unentschuldbar gelten würden? Kann man sowas dann nie wieder gut machen? Habt ihr selbst sowas schon mal gesagt oder glaubt ihr, dass eine solche Aussage für das Ende eurer Beziehung verantwortlich war?

Ich finde all jene Äußerungen unentschuldbar, die den persönlichen Wert des Partners herunterschrauben. Wenn jemand Mist gebaut hat und der andere seiner Wut darüber Luft macht, dann ist das die eine Sache - das ist irgendwo berechtigt.

Wenn aber Äußerungen kommen, die den Partner beispielsweise als vollkommen ersetzbar bezeichnen, dann ist das für mein Empfinden nicht zu entschuldigen. Dem Partner wird damit jede Relevant entzogen. Alles, was ihn wichtig macht und das Vertrauen in der Beziehung hält, ist mit solchen Aussagen weg. Das Ergebnis ist dann bei vielen Menschen doch eine ständige Furcht und ein ständiger Zweifel an sich selbst. Weil solche Äußerungen eben nicht mehr nur auf eine unschöne, nervige Eigenart des Partners abzielen, sondern auf sein gesamtes Wesen.

Ich könnte es verzeihen, wenn mein Freund zu mir sagen würde, dass er mich hasst. Vor allem, wenn er dies in einem Streit sagen würde. Aber ich könnte es nie verzeihen oder vergessen, wenn er sagen würde, dass er mich nicht liebt.

Das ist schon ziemlich starker Tobak. Und so etwas, ganz egal auf welche Art und Weise mein Freund sich danach bei mir zu entschuldigen versuchen würde, würde ich niemals wieder vergessen. Das brennt sich einfach ein. So etwas sagt man nicht, wenn nicht ein Fünkchen Wahrheit dahinter steckt. An so einem Ausspruch kann sicherlich auch eine Beziehung scheitern. Zumindest könnte ich mir das sehr gut vorstellen.

Ansonsten fällt mir spontan gerade nichts ein, was ich wirklich nicht entschuldigen oder verzeihen könnte und was meine Beziehung ernsthaft gefährden würde.

Dein Beispiel würde ich als nicht passend ansehen. Denn in deiner Aussage über das Hörbuch geht es doch darum, was man im Streit sagt. Im Streit wird vieles unüberlegt gesagt, was nicht stimmt und wo man den Partner mit beleidigen will. Wenn man - wie „Ja Ja Vogel“ schon schrieb, den Wert des Partners herabsetzt, kann man ihn so treffen, dass es keinerlei Entschuldigung dafür gibt, die akzeptiert werden könnte. Das sehe ich auch so. Ein Beispiel kann ich dir nicht nennen.

Der Vater deiner Freundin hat das mit Überlegung gesagt, weil seine Tochter wirklich ein paar Pfunde zu viel hat und er bei sich selbst sieht, dass das nicht gut ist und ihr später Probleme bringen wird. Mit der Reaktion seiner Frau und seiner Tochter hatte er nicht gerechnet. Frauen können sehr empfindlich reagieren, wenn ihnen das gesagt wird, weil sie es selbst wissen und es ihnen keineswegs gefällt.

Ich glaube, alles, was irgendwie die Vertrauensbasis in einer Beziehung beschädigt, lässt sich nicht mehr ohne Schaden beseitigen. Die meisten Frauen wollen vermutlich, dass ihr Partner sie anziehend und schön findet. Auch wenn sie selbst vielleicht sehr kritisch über ihren eigenen Körper denkt. Schließlich hat der Mann diese Frau ja freiewillig irgendwann als Partner erwählt. Wenn er dann so unsensible Kommentare im Streit ablässt, die die Figur wie oben genannt betreffen, dann kann das schon bewirken, dass man das Gefühl hat, der eigenen Partner findet einen nicht schön. Klassiker sind auch, wenn der Mann sagt, die XY hat aber einen viel knackigeren Po als du. Oder attraktivere Gesichteszüge, schönere Haare und so weiter. Solche für die Partnerin negativen Vergleiche zerstören dauerhaft.

Da muss die Frau schon ein unerschütterliches Selbstbewusstsein haben, dass sie nicht darauf hin sich fragt, wie lange es wohl dauern wird, bis der eigene Partner die nächste Gelegenheit nutzt um mit der viel attraktiveren XY durchzubrennen.

Ein absoluter Beziehungskiller ist meiner Meinung nach auch, wenn man merkt, dass der Partner einen absichtlich belügt. Besonders im Streit. Wenn sie ihn bei Untreue ertappt hat und er das leugnet, was sie mit eigenen Augen gesehen hat, wenn sie ihn zur Rede stellt. Wenn er dann noch anfängt einen Streit vom Zaum zu brechen oder verletzend wird oder immer mehr sich in Lügen verstrickt. Da fängt man dann schon an zu überlegen, was eigentlich sonst noch in der Beziehung eine Lüge war und ist. Und oft fallen einem dann noch ein paar Dinge ein. Dann steht auch die Frage zur Debatte, ob er sie wirklich liebt, wenn er sie so unaufrichtig behandelt. Und die logische Antwort kann da eigentlich fast nur nein lauten, auch wenn die Realität vielleicht nicht so einfach mit ja und nein zu beantworten ist.

Fiese Beziehungskiller, die im Streit mal rausrutschen sind auch solche Vorwürfe deren Ursache man nicht ändern kann. Wenn einer plötzlich sagt, dass er die Schweißfüße des anderen nur noch eklig findet und das alle anderen Gefühle ausblendet. Dann kann man da nur in Grenzen was dagegen tun. So was bekommt man auch nur schwer aus dem Kopf, wenn das im Streit unsensibel und unbedacht formuliert wurde.