Selbstverschuldeter Unfall - wäre es euch peinlich?

Letztens hat sich bei uns ein schwerer Unfall ereignet. Es handelte sich dabei um zwei Erstsemester, die bei Rot über die Ampel gegangen sind und beide schwer von einem Auto erfasst wurden. Da ich jeden Tag mehrfach an dieser Ampel vorbei muss, war ich kurz nach dem Unfall auch dort und habe gesehen, dass der Abstand zwischen Unfallwagen und den Passantinnen sehr groß war, sie mussten beide auf die Windschutzscheibe geknallt sein, die komplett zertrümmert war und dann ein ganzes Stück geflogen sein. Die beiden sind wohl auch sehr schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt worden.

Da die meisten Studenten aus unserem Institut dort vorbei gehen müssen, um zum Bus oder zur Bahn zu gelangen, haben sehr viele den Unfallort gesehen und sich später auch darüber informiert. Ich habe dann bei uns im Institut auch mitbekommen, wie Kommilitonen gesagt haben, dass es ihnen sehr peinlich wäre und sie sich schon etwas schämen würden, wenn andere das mitbekommen würden, denn immerhin ist das schon ein sehr ''dummer'' und selbstverschuldeter Unfall.

Bei Rot über die Ampel zu gehen und dann auch noch von einem Auto erfasst zu werden ist natürlich schon eine Leistung, ich denke, dass mir das auch irgendwo peinlich wäre. Immerhin erfährt davon letztendlich auch die ganze Universität. Sicherlich wird es vielen auch Leid tun, denn Unfälle können grundsätzlich jedem passieren und es ist gut, dass es so glimpflich ausgegangen ist. Aber es ist natürlich schon ein Unterschied, ob man irgendwo einen Autounfall hat, wo man aufgefahren ist oder so, oder ob man absichtlich über Rot gegangen ist und dabei angefahren wurde. Das zeugt nun nicht gerade von Verantwortungsbewusstsein und Verstand. Deswegen verstehe ich schon, dass so was auch ein schlechtes Licht auf einen werfen kann.

Wie reagiert ihr auf solche Vorfälle? Dominiert da bei euch eher das Mitleid oder denkt ihr auch eher, dass die Leute selbst Schuld sind und man jemanden nicht bedauern muss, der sich nicht an solche Grundregeln hält? Wäre euch das persönlich auch peinlich, wenn andere von einem solchen Unfall erfahren würden?

Bei uns an der Uni, mitten in Berlin, laufen sehr viele Leute bei rot über die Ampel. Und das im dichten Stadtverkehr. Klar dauern die Wartephasen zwischen zwei grünen Fußgängerampeln manchmal recht lange. Aber mich wundert es eher, dass ich da noch nie einen Unfall gesehen habe. Gerade weil dank Baustellen und parkender Autos die Straßen in dem Viertel nicht immer so gut einsehbar sind.

Ob es einem peinlich wäre? Das hängt sicher davon ab, wie man so ein Verhalten sieht. Einige Leute würde es sicher als Dummheit sehen, bewusst gegen Verkehrsregeln als Fußgänger ohne Knautschzone zu verstoßen. In dem Fall wäre es schon peinlich. Andere sehen das vielleicht als cool oder mutig. In dem Fall wäre es einem vermutlich nicht peinlich.

Auf jeden Fall halte ich so etwas für leichtsinnig bis unreif. Aber Erstsemester sind häufig heute auch noch längst nicht erwachsen, auch wenn die Anzahl an Lebensjahren meist schon mehr als 18 sind.

Wenn diese jungen Studentinnen nicht einmal die Reife haben zu wissen, dass beim Überqueren einer roten Ampel nicht nur sie einen Unfallschaden davontragen könnten, der ihr ganzes Leben beeinträchtigen kann, sondern auch der oder die Autofahrer Schäden mitbekommen können, dürften sie auch nicht in der Lage sein, ein Studium zu absolvieren. Sie haben etwas riskiert und am eigenen Leibe zu spüren bekommen, was sie durch ihre Ignoranz und Dummheit angerichtet haben.

Ja, das muss ihnen peinlich sein und ich hoffe, dass sie dadurch etwas einsichtsvoller geworden sind. Peinlich aber nicht deswegen, dass andere es erfahren könnten, sondern peinlich, weil sie durch diese Aktion gezeigt haben, dass sie keinen Verstand haben. Warum sollte wohl jemand mit solchen Menschen Mitleid haben? Das wäre wirklich verschwendete Zuwendung.